Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
drückte er ab und trat sofort zurück, sodass der immer noch im Sturz begriffene Mann an ihm vorbei fiel und aufs Deck schlug.
„Schnell, füllt eure Eimer und löscht die Flammen, bevor sie sich ausbreiten“, rief er. „Wenn das Feuer um sich greift, ist das Schiff verloren.“
Er schlug auf drei oder vier Berber ein, die auf ihn zugestürmt waren und bereits begriffen hatten, dass er der Mann an Bord war, den sie ausschalten mussten, wenn ihr Überfall Erfolg haben sollte. Dann sah er sich mit dem Piratenkapitän konfrontiert, einem stämmigen Rohling, in jeder Hand Entersäbel, die er zweifellos von einem früheren Opfer erbeutet hatte.
„Halt, du venezianischer Hund!“, knurrte der Mann.
„Das war schon dein erster Fehler“, gab Ezio zurück. „Beleidige nie einen Florentiner, indem du ihn mit einem Venezianer verwechselst.“
Zur Antwort führte der Kapitän einen wilden Hieb mit dem linken Arm nach Ezios Kopf, aber Ezio war darauf gefasst gewesen und hob selbst den linken Arm. Die Klinge des Entersäbels fuhr schadlos über den Armschutz und ging dann ins Leere. Damit hatte der Kapitän nicht gerechnet. Er geriet aus dem Gleichgewicht. Ezio ließ ihn stolpern und stieß ihn kopfüber durch die offene Frachtluke ins darunter liegende Wasserreservoir.
„Hilfe, Effendi ! Ich kann nicht schwimmen!“, gurgelte der Kapitän, als er wieder auftauchte.
„Dann hättest du es lernen sollen“, erwiderte Ezio und wandte sich ab, um sich gegen zwei weitere Piraten zu wehren, die ihn fast erreicht hatten. Aus dem Augenwinkel sah er, dass seine beiden Seeleute ihre Eimer unterdessen ins Reservoir hinabgelassen hatten, und unterstützt von einer Handvoll ihrer Kameraden bekamen sie das Feuer allmählich unter Kontrolle.
Der heftigste Teil des Kampfes hatte sich derweil zum Heck des Schiffes verlagert, und dort zogen die Osmanen den Kürzeren. Ezio erkannte, dass die Berber die Anaan keineswegs in Flammen aufgehen lassen wollten, denn dadurch verlören sie ihre Beute. Deshalb ließen sie Ezios Matrosen weiter ihrer Löscharbeit nachgehen, während sie sich darauf konzentrierten, das Schiff in die Hand zu bekommen.
Ezios Gedanken rasten. Der Feind war deutlich in der Überzahl, und Ezio wusste, dass die Männer der Anaan , so hart sie auch sein mochten, keine ausgebildeten Kämpfer waren. Er wandte sich einem Stapel bereitliegender Fackeln zu, die in einer Luke im Bug lagerten. Er schnappte sich eine, stieß sie in die verlöschenden Flammen des Brandes, und kaum hatte die Fackel Feuer gefangen, schleuderte er sie mit aller Kraft auf eines der beiden Berberschiffe, die längsseits lagen. Dann ergriff er eine weitere Fackel und wiederholte das Ganze. Als die Berber an Bord der Anaan merkten, was los war, standen ihre beiden Schiffe schon in hellen Flammen.
Es war ein kalkuliertes Risiko, aber es zahlte sich aus. Anstatt um ihre Beute zu kämpfen – und da ihr Kapitän nirgends zu sehen war – , gerieten die Piraten in Panik und schlugen sich zum Schandeck durch, während die Osmanen sich ein Herz fassten und zu einem weiteren Gegenangriff übergingen. Mit Stöcken, Schwertern, Hacken, Klampen und was ihnen sonst noch in die Hände fiel, gingen sie auf die Berber los.
Eine Viertelstunde später hatten sie die Seeräuber auf ihre eigenen Schiffe zurückgetrieben, die Enterseile mit Äxten durchtrennt und die brennenden Galeeren mit Stangen davongeschoben. Der osmanische Kapitän bellte einige Befehle, und bald darauf war die Anaan außer Gefahr. Als wieder Ordnung herrschte, säuberten die Männer das Deck vom Blut und legten die Toten auf einen Haufen. Ezio wusste, dass es ihrer Religion widersprach, einen Leichnam über Bord zu werfen. Er hoffte nur, dass die Reise nicht mehr lange dauern würde.
Der Kapitän der Berber wurde aus dem Wasserreservoir gehievt. Tropfnass und unterwürfig stand er auf Deck.
„Ihr solltet das Wasser desinfizieren“, sagte Ezio zum Kapitän der Anaan , während der Pirat in Ketten abgeführt wurde.
„Wir haben genug Trinkwasser in Fässern. Das reicht bis Athen“, erwiderte der Kapitän. Dann zog er eine kleine Lederbörse aus dem Beutel, den er an der Hüfte trug. „Das ist für Euch“, sagte er.
„Was ist das?“
„Ich gebe Euch Euer Fahrgeld zurück“, sagte der Kapitän. „Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Und wenn wir in Athen sind, werde ich dafür sorgen, dass Eure Heldentat die Runde macht. Und was Eure Weiterreise angeht, seid versichert, dass
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