Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
alles für Euch arrangiert wird.“
„Wir hätten nicht so gelassen sein dürfen“, meinte Ezio.
Der Kapitän sah ihn an. „Ihr habt recht. Vielleicht sollte man nie gelassen sein.“
„Damit habt nun leider Ihr recht“, erwiderte Ezio traurig.
5
Athen florierte unter den Türken. Als Ezio jedoch durch die Straßen ging und die Monumente und Tempel des Goldenen Zeitalters Griechenlands aufsuchte, die nun in seinem eigenen Land wiederentdeckt und neu verehrt wurden, und mit eigenen Augen all jene Statuen und Bauwerke sah, die seine Freunde Michelangelo und Bramante in Rom inspirierten, verstand er wenigstens zu einem Teil jenen stolzen Unmut, der unübersehbar in den Augen vieler der Bewohner funkelte. Er selbst jedoch wurde gefeiert von Ma’Mun, dem Schwager des osmanischen Kapitäns, und seiner Familie, die ihn mit Geschenken überhäuften und zum Bleiben drängten.
Sein Aufenthalt dauerte ohnedies schon länger als beabsichtigt, da sich in der Ägäis nördlich von Serifos Stürme zusammengebraut hatten, die über der Inselgruppe im Süden Athens tobten und den Hafen von Piräus für mindestens einen Monat praktisch stilllegten. Noch nie hatte man zu dieser Jahreszeit solche Unwetter gesehen. Straßenpropheten murmelten unweigerlich etwas vom Ende der Welt, ein Thema, das um die Mitte des 16. Jahrhunderts viel diskutiert wurde. Ezio indes hatte kein Interesse an derlei Dingen. Er ärgerte sich nur über die Verzögerungen und brütete inzwischen über den Karten und Notizen, die er mitgebracht hatte, und versuchte, vergebens allerdings, Informationen über das Vorgehen der Templer in dieser Gegend sowie in der Region südlich und östlich von Griechenland zu gewinnen.
Auf einer Feier zu seinen Ehren machte er die Bekanntschaft einer dalmatinischen Prinzessin, mit der er tändelte, doch mehr war es auch nicht, nur ein Flirt. Sein Herz blieb so verschlossen, wie es seit Langem schon war. Er hatte es aufgegeben, so redete er sich zumindest ein, nach der Liebe Ausschau zu halten. Ein eigenes Zuhause, ein richtiges Zuhause, und eine Familie, dafür war kein Platz im Leben eines Mentors der Assassinen. Ezio hatte etwas über das Leben seines Vorfahren Altaïr ibn-La’Ahad gelesen und begriffen – er hatte teuer dafür bezahlt, sich eine Familie geleistet zu haben. Und obgleich auch Ezios eigener Vater es geschafft hatte, eine Familie zu gründen, so hatte doch auch er letztlich einen bitteren Preis dafür bezahlt.
Schließlich jedoch – wenn auch nicht früh genug für den ungeduldigen Ezio – hatten sich die Winde und Wasser beruhigt, und schönes Frühlingswetter hielt Einkehr. Ma’Mun hatte alle Vorbereitungen für Ezios Weiterreise nach Kreta getroffen, und auf demselben Schiff sollte er auch bis nach Zypern fahren können. Es handelte sich um ein Kriegsschiff, eine Viermast-Kogge, die Qutaybah . Eines der unteren Decks war beiderseits mit je zehn Kanonen bestückt, weitere Waffen waren in Geschützstellungen am Heck und im Bug des Schiffes untergebracht. Es war nicht nur mit Lateiner-, sondern am Haupt- und Kreuzmast zusätzlich mit Rahsegeln im europäischen Stil ausgestattet, und unter dem Kanonen- gab es ein Ruderdeck mit je dreißig Ruderbänken auf jeder Seite.
An einem der Ruder war der Berberkapitän festgekettet, mit dem Ezio auf der Anaan gekämpft hatte.
„Auf diesem Schiff werdet Ihr Euch nicht verteidigen müssen, effendi “, sagte Ma’Mun.
„Es gefällt mir sehr, dieses Schiff. Es hat etwas Europäisches.“
„Unser Sultan Bayezid bewundert vieles aus Eurer Kultur, was schön und nützlich ist“, erklärte Ma’Mun. „Wir könnten viel voneinander lernen, wenn wir es nur versuchten.“
Ezio nickte.
„Die Qutaybah bringt einen Gesandten Athens zu einer Konferenz in Nikosia und wird in zwanzig Tagen in Larnaka anlegen. Unterwegs macht der Kapitän nur in Heraklion halt, um die Vorräte aufzustocken.“ Er hielt kurz inne. „Und ich habe noch etwas für Euch … “
Sie saßen in Ma’Muns Büro im Hafen und tranken sharbat . Der Türke wandte sich einer gewaltigen, mit Eisen beschlagenen Truhe zu, die an der Wand stand, und entnahm ihr eine Karte. „Diese Karte ist wertvoll wie alle Karten, aber sie ist ein besonderes Geschenk von mir an Euch. Es handelt sich um eine Karte von Zypern, die Piri Reis persönlich gezeichnet hat. Auf Zypern werdet Ihr etwas Zeit haben.“ Er hob die Hände, als Ezio Einspruch erheben wollte, wenn auch so höflich wie möglich. Je weiter man
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