Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
nach Osten reiste, desto weniger schien die Zeit eine Rolle zu spielen. „Ich weiß! Es ist mir bewusst, wie eilig Ihr es habt, nach Syrien zu kommen, aber die Kogge wird Euch nur bis nach Larnaka bringen, und Eure Weiterreise von dort aus muss erst noch arrangiert werden. Aber sorgt Euch nicht. Ihr habt die Anaan gerettet. Dafür werden wir Euch unsere Dankbarkeit auf angemessene Art erweisen. Niemand könnte Euch schneller an Euer Ziel bringen als wir.“
Ezio rollte die Karte aus und ließ seinen Blick darüber wandern. Es handelte sich um eine ausgezeichnete, detailreiche Arbeit. Er überlegte. Wenn er tatsächlich gezwungen war, einige Zeit auf der Insel zu verbringen, konnte er sich dort ein wenig umsehen. Er wusste aus den Archiven seines Vaters, dass Zypern für die Assassinen im Rahmen ihres ewigen Kampfes mit den Templern nicht uninteressant war. Gut möglich also, dass er dort Hinweise fand, die ihm helfen konnten.
Er würde seine Zeit auf Zypern zwar gut nutzen, hoffte aber trotzdem, dass er dort nicht zu lange verweilen musste, da die Insel eigentlich unter der Herrschaft der Templer stand, auch wenn es nach außen hin nicht den Anschein haben mochte.
Aber die Reise dauerte länger als erwartet. Kaum hatten sie nach ihrem kurzen Zwischenstopp in Heraklion – einer Sache von nicht einmal drei Tagen – die Segel wieder gesetzt, begannen die Winde erneut zu wüten, diesmal von Süden, heftig und noch warm vom langen Weg aus Nordafrika herauf. Die Qutaybah trotzte ihnen wacker, dennoch wurde sie Stück um Stück zurück nach Norden getrieben, wo sie sich im Gewirr der Dodekanes-Inseln abkämpfte. Erst nach einer Woche verebbten die Stürme, nachdem sie fünf Matrosen das Leben gekostet hatten und etliche Galeerensträflinge an ihren Rudern ertrunken waren. Das Schiff legte schließlich im Hafen von Chios an, wo dringend nötige Reparaturen vorgenommen wurden. Ezio trocknete seine Ausrüstung und säuberte die Waffen vom ersten Rost. In all den Jahren hatte das Metall seiner Spezialwaffen nie Anzeichen von Oxidation gezeigt. Eine ihrer vielen geheimnisvollen Eigenschaften, die Leonardo ihm vergeblich zu erklären versucht hatte.
Drei kostbare Monate verstrichen, ehe die Qutaybah endlich im Hafen von Larnaka einlief. Der Gesandte, der auf der Überfahrt infolge von Seekrankheit und Erbrechen zwanzig Pfund an Gewicht verloren und seine Konferenz freilich längst versäumt hatte, traf umgehend Vorbereitungen, direkt nach Athen zurückzukehren, allerdings, soweit es ging, auf dem Landweg.
Ezio vergeudete keine Zeit und suchte sogleich den Agenten in Larnaka auf, dessen Namen, Bekir, ihm Ma’Mun genannt hatte. Bekir hieß ihn nicht nur herzlich willkommen, er war regelrecht ehrerbietig. Ezio Auditore da Firenze! Der berühmte Schiffsretter! Sein Name war in Larnaka längst in aller Munde! Ah, die Frage nach einer Weiterreise nach Tortosa! Der Hafen, der Masyaf in Syrien am nächsten lag. Ja, ja, natürlich. Es werden umgehend Vorbereitungen getroffen, heute noch! Der effendi möge sich nur in Geduld üben, derweil die nötigen Räder in Bewegung gesetzt würden … Die beste Unterkunft stehe ihm zur Verfügung.
Die Unterkunft, die man für Ezio bereithielt, war in der Tat herrlich. Eine große, helle Wohnung in einer Villa, die auf einem niedrigen Hügel erbaut war und eine wundervolle Aussicht auf die Stadt und das kristallblaue Meer bot. Als jedoch zu viel Zeit verging, wurde sein Geduldsfaden immer dünner.
„Es liegt an den Venezianern“, erklärte der Agent. „Sie tolerieren die Anwesenheit der Osmanen zwar, allerdings nur in ziviler Hinsicht. Die militärische Obrigkeit behält uns leider genau im Auge. Ich fürchte … “ Der Mann senkte seine Stimme. „… ohne den Ruf unseres Sultans Bayezid, dessen Macht groß ist und weit reicht, würden wir hier gar nicht geduldet.“ Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Vielleicht könntet Ihr uns ja helfen, effendi .“
„Auf welche Weise?“
„Nun, ich dachte, da Ihr selbst ein Venezianer seid … “
Ezio biss sich auf die Unterlippe.
Aber er war kein Mann, der unnütz Zeit verstreichen ließ. Während er wartete, studierte Ezio die Karte von Piri Reis, und in ihm dämmerte etwas herauf, das er einmal gelesen hatte und woran er sich vage erinnerte. Er besorgte sich ein Pferd und ritt an der Küste entlang nach Limassol.
Dort angelangt, streifte er durch die verlassene Turmhügelburg Guido von Lusignans, die während der
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