Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
und die Sonne spähte noch nicht über die niedrigen braunen Hügel Asiens, die in der Ferne jenseits der Stadt lagen.
Erschöpft und ausgelaugt von seinem Erlebnis machte er sich zunächst auf den Weg zum Hauptquartier der Assassinen, um den Schlüssel in die sichere Obhut von Azize zu geben. Dann ging er mit schmerzenden Beinen und fast wie ohne sein Zutun zu Sofias Laden. Es war noch früh, aber er läutete so lange, bis sie in ihrer Wohnung über dem Geschäft aufwachte. Er hoffte, dass sie sich freuen würde, ihn zu sehen – oder zumindest die neueste Ergänzung ihrer Bibliothek – , aber ehrlich gesagt war er einfach zu müde, als dass es ihn wirklich kümmerte. Er wollte sich nur hinlegen und schlafen. Später wollte er sich mit Yusuf auf dem Gewürzmarkt treffen, und da musste er ausgeruht und bei Kräften sein.
Außerdem wartete er ungeduldig auf Nachricht sein Schiff betreffend, das ihn nach Mersin bringen sollte, von wo aus er in nördlicher Richtung nach Kappadokien reisen würde. Und insbesondere für diese Reise würde er alle Kraft brauchen, die er aufbringen konnte.
Auf dem Gewürzmarkt wimmelte es schon vor Menschen, als Ezio dort eintraf, obwohl er sich mit lediglich zwei Stunden Ruhe begnügt hatte. Er drängte sich durch das Gewühl zwischen den Buden, bis er ein paar Meter weiter einen Dieb sah, der im Begriff war, sich einen großen, steifen Sack mit Gewürzen zu schnappen, und dem älteren Händler, der ihn aufzuhalten versuchte, einen gemeinen Stoß versetzte.
Wie es der Zufall wollte, flüchtete der Dieb in Ezios Richtung. Mit außergewöhnlicher Geschicklichkeit schlängelte sich der Kerl durch die Menge. Als er auf Ezio traf, ließ dieser ihn mittels seiner Hakenklinge stolpern. Der Dieb ließ im Fallen den Sack los und sah finster zu Ezio auf, aber ein Blick aus dessen Augen genügte, um ihn jeden Gedanken an Vergeltung vergessen zu lassen. Stattdessen rappelte sich der Dieb nur auf und verschwand in der Menge, so schnell, wie eine Ratte in ihr Loch saust.
„Danke, efendim! “, sagte der Händler, als Ezio ihm den Sack zurückgab. „Safran. Ihr habt mir einen großen Verlust erspart. Kann ich Euch vielleicht … ?“
Doch da entdeckte Ezios Blick Yusuf in der Menge, und er schüttelte nur den Kopf und lächelte dem Händler kurz zu, bevor er sich auf dem Weg zu seinem Adjutanten machte.
„Was gibt es Neues?“, fragte er, als er bei ihm ankam.
„Wir haben auf äußerst diskretem Wege erfahren, dass Euer Schiff bereitliegt“, sagte Yusuf. „Ich wusste nicht, dass Ihr vorhabt, uns zu verlassen.“
„Bleibt denn nichts, was ich tue, ein Geheimnis?“, entgegnete Ezio mit einem munteren Lachen, freute sich aber, dass Suleiman Wort gehalten hatte.
„Die Spione des jungen Prinzen sind fast so gut wie unsere eigenen“, erwiderte Yusuf. „Ich nehme an, er hat mich benachrichtigen lassen, weil er wusste, dass Ihr … anderweitig beschäftigt wart.“
Ezio dachte zurück an die zwei Stunden, die er mit Sofia verbracht hatte, und er war froh, sich diese Zeit genommen zu haben, denn jetzt wusste er nicht, wann er sie wiedersehen würde – oder ob er sie überhaupt wiedersehen würde. Und doch hatte er nicht gewagt, ihr von den Gefühlen zu erzählen, die in ihm heranwuchsen und die sich nicht länger leugnen ließen. Konnte es denn wirklich sein, dass sein langes Warten auf Liebe endlich ein Ende fand? Wenn es so war, dann hätte es sich ganz gewiss gelohnt.
Aber im Augenblick musste er sich mit anderen, drängenderen Angelegenheiten befassen.
„Wir hatten gehofft, Eure beschädigte verborgene Klinge sei inzwischen repariert“, fuhr Yusuf fort. „Aber der einzige Waffenschmied, der die Reparatur vornehmen könnte, hält sich in Saloniki auf und kommt erst nächsten Monat zurück.“
„Behaltet die Klinge, und wenn sie repariert ist, nehmt Ihr sie in Euer Waffenarsenal auf“, sagte Ezio, „im Tausch für meine Hakenklinge. Das ist ein mehr als faires Geschäft.“
„Es freut mich, dass Ihr die Qualitäten des Hakens zu schätzen wisst. Ich wurde gerade Zeuge Eurer Begegnung mit diesem Dieb, und ich glaube, Ihr habt den Umgang mit der Hakenklinge mehr als nur gemeistert.“
„Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“
Die beiden Männer grinsten sich an, dann wurde Ezios Miene wieder ernst. „Ich hoffe allerdings, dass nicht alle Welt von meinen Reiseplänen weiß.“
Yusuf lachte leise. „Keine Sorge, Bruder. Der Kapitän Eures Schiffes ist ein Freund, und Ihr
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