Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
möchte sofort aufbrechen und mich darum kümmern“, erklärte er. „ Grazie , Sofia! Ich komme bald wieder.“
„Darauf freue ich mich“, erwiderte sie und sah ihm mit einer Mischung aus Verwirrung und Sorge nach.
Was für ein geheimnisvoller Mann, dachte sie, als die Tür sich hinter ihm schloss und sie sich wieder der Karte von Waldseemüller und ihren eigenen Träumen von der Zukunft widmete.
34
Sofias Berechnungen erwiesen sich als richtig. Versteckt hinter einer Holzplatte in einem alten, verlassenen Gebäude im Konstantinviertel der Stadt fand Ezio das Buch, nach dem er suchte.
Es handelte sich um eine alte, aber gut erhaltene Ausgabe von„Über die Natur“, ein Gedicht, in dem der griechische Philosoph Empedokles vor über zweitausend Jahren die Summe seiner Überlegungen umrissen hatte.
Ezio nahm das Buch aus dem Versteck und blies den Staub von dem kleinen Band. Dann schlug er es auf. Sein Blick fiel auf eine leere Seite, aber dann begann sie vor seinen Augen auf einmal zu leuchten, und innerhalb des Leuchtens zeigte sich eine Karte von Konstantinopel. Als er genauer hinsah und sich konzentrierte, erkannte er einen markierten Punkt auf der Karte. Er zeigte den Mädchenturm, den Leuchtturm auf der anderen Seite des Bosporus, und als Ezio die Augen noch etwas zusammenkniff, um seinen Blick zu schärfen, sah er, dass die Markierung einer ganz bestimmten Stelle im Keller des Fundaments des Turmes galt.
Wenn er sich nicht irrte, dann war dies das Versteck des zweiten Schlüssels zu Altaïrs Bibliothek in Masyaf.
Eilends durchquerte er die wimmelnde Stadt in Richtung Mädchenturm. Er stahl sich vorbei an den osmanischen Wachen, fuhr in einem„geborgten“ Boot hinüber und fand eine Tür, hinter der Stufen in den Keller hinunterführten. Das Buch hielt er in der Hand, und er stellte fest, dass es ihn durch das Labyrinth aus Gängen, die er dort unten vorfand und von denen zahllose Türen abgingen, hindurchgeleitete. Es schien ihm unmöglich, dass es auf solch relativ beschränktem Raum so viele Türen geben konnte. Endlich erreichte er eine, die sich von den anderen zwar nicht unterschied, doch drang aus den Ritzen zwischen den Bohlen ein schwaches Licht hervor. Die Tür öffnete sich unter seiner Berührung, und dahinter lag auf einer niedrigen Plinthe ein runder Stein, flach wie ein Diskus und, wie schon der erste, den er gefunden hatte, übersät mit fremdartigen Symbolen, die zwar so geheimnisvoll, aber doch anders waren als die auf der ersten Scheibe. Eine Frauenfigur – eine Göttin vielleicht – , die ihm vage bekannt vorkam, Einkerbungen, bei denen es sich um Formeln handeln mochte oder auch um Vertiefungen, in die irgendwelche Stifte passten, möglicherweise ja Stifte in den Schlüssellöchern der Bibliothekstür in Masyaf.
Als Ezio den Schlüssel in die Hände nahm, wurde das Licht, das davon ausging, heller und heller, und er wappnete sich, davon erfasst und fortgetragen zu werden – wohin, wusste er nicht – , und so geschah es auch: Es packte ihn und wirbelte ihn in die Vergangenheit, dreihundertzwanzig Jahre weit. Anno Domini 1191.
Masyaf.
In der Festung, vor langer Zeit.
Gestalten in wallendem Dunst. Ein junger und ein alter Mann schälten sich daraus hervor. Die Spuren eines Kampfes, den der alte Mann, Al Mualim, verloren hatte.
Er lag am Boden, der junge Mann kniete rittlings über ihm.
Seine Hand, aus der die Kraft schwand, ließ etwas los, das ihm aus den Fingern rollte und auf dem Marmorboden liegen blieb.
Ezio sog die Luft ein, als er den Gegenstand erkannte – es war, kein Zweifel, der Apfel von Eden. Aber wie war das möglich? Und der junge Mann in Weiß, der Sieger, der sich die Kapuze über den Kopf gezogen hatte, war Altaïr.
„Ihr hieltet Feuer in Eurer Hand, alter Mann“, sagte er in diesem Moment. „Es hätte vernichtet werden sollen.“
„Vernichtet?“ Al Mualim lachte. „Das einzige Mittel, um die Kreuzzüge zu beenden und wahren Frieden zu schaffen? Niemals.“
„Dann werde ich dieses Ding vernichten.“
Die Bilder verblassten, lösten sich auf, wie Gespenster, und eine andere Szene erschien an ihrer Stelle.
Altaïr stand mit einem seiner Hauptmänner im Bergfried von Masyaf. Nicht weit von ihnen lag der Leichnam von Al Mualim auf einer steinernen Bahre. Im Tod wirkte er nun ganz friedlich.
„Ist es wirklich vorbei?“, fragte der Hauptmann. „Ist dieser Zauberer tot?“
Altaïr blickte auf den Leichnam und antwortete ruhig: „Er war kein
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