Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
ließ ein Durcheinander hinter sich zurück.
„Nur so wird man mit dieser elenden Bürokratie fertig“, sagte er sich zufrieden. Er war in dem verworrenen Straßenlabyrinth nördlich der Docks untergetaucht, bevor seine Verfolger Zeit hatten, sich zu fassen. Und ohne Sofias Papiere, die immer noch sicher unter seiner Tunika steckten, hatten sie keine Chance, sie aufzuspüren.
33
Gegen Mittag betrat er den Buchladen westlich der Hagia Sophia.
Sofia sah auf, als er hereinkam. Die Regale waren jetzt deutlich ordentlicher eingeräumt als noch bei seinem ersten Besuch. Im Hinterzimmer sah er ihren Arbeitstisch, auf dem seine Karte von den Zisternen und mehrere dicke Nachschlagewerke lagen.
„ Salute , Ezio“, begrüßte sie ihn. „Das ging ja viel schneller, als ich es erwartet hatte. Hattet Ihr Glück?“
Ezio hielt die hölzerne Kartenrolle hoch und las vom Etikett ab: „Madamigella Sofia Sartor, libraia, Costantinopoli. Seid das Ihr?“
Er reichte ihr die Röhre mit einem Lächeln. Sie nahm sie freudig entgegen, besah sie sich eingehend und verzog dann das Gesicht. „Oh nein! Seht Euch das an, sie ist beschädigt! Hat man damit etwa Piraten zurückgeschlagen?“
Ezio hob etwas verlegen die Schultern. Sofia öffnete die Rolle, zog die darin enthaltene Karte heraus und inspizierte sie. „Na ja, so weit, so gut.“
Sie trat an einen Tisch und breitete die Karte vorsichtig darauf aus. Es handelte sich um die Kopie einer Weltkarte.
„Ist sie nicht wunderschön?“, fragte sie.
„Allerdings.“ Ezio stand neben ihr, und sie beugten sich nun beide über die Karte.
„Das ist ein Druck einer Karte von Martin Waldseemüller. Sie ist noch recht neu, er hat sie erst vor vier Jahren veröffentlicht. Und seht, hier auf der linken Seite! Die neuen Länder, die Navigatore Vespucci entdeckte … nur vier oder fünf Jahre bevor diese Karte gezeichnet wurde.“
„Sie arbeiten schnell, diese Deutschen“, sagte Ezio. „Wie ich sehe, hat er die neuen Länder nach Vespuccis Taufnamen benannt: Amerigo.“
„Amerika!“
„Ja … Armer Cristoforo Colombo. Das Schicksal geht mitunter seltsame Wege.“
„Was denkt Ihr über dieses Gewässer hier?“ Sofia zeigte auf die Meere jenseits von Nord- und Südamerika. Ezio beugte sich weiter vor, um einen genaueren Blick darauf zu werfen.
„Ein neuer Ozean vielleicht? Die meisten Gelehrten, die ich kenne, sind der Meinung, dass die Größe des Erdballs bislang unterschätzt wurde.“
Sofia klang ganz versonnen. „Es ist unglaublich. Je mehr wir über die Welt erfahren, desto weniger scheinen wir zu wissen.“
Förmlich fasziniert von diesem Gedanken schwiegen sie beide einen Moment lang. Ezio dachte über das neue Jahrhundert nach, in dem sie lebten, das sechzehnte, und sie standen noch an dessen Beginn. Was sich bis zu seinem Ende offenbaren würde, darüber konnte er allenfalls Mutmaßungen anstellen. Angesichts seines Alters, darüber war er sich im Klaren, würde er selbst nicht mehr viel davon zu sehen bekommen. Man würde weitere Entdeckungen machen und weitere Kriege führen, daran bestand kein Zweifel. Aber im Grunde wiederholte sich das gleiche Spiel – und das mit denselben Akteuren, nur trugen sie stets andere Kostüme und Requisiten als die vorhergehende Generation, und jede Generation glaubte, sie sei diejenige, die alles besser machen werde.
„Ihr habt Euer Versprechen also gehalten“, sagte Sofia. „Nun will ich auch meines halten.“
Sie ging voraus ins Hinterzimmer und nahm dort ein Blatt Papier vom Tisch. „Wenn ich mich nicht irre, müsste Euch dies hier zum ersten Buch führen.“
Ezio nahm das Blatt entgegen und las, was darauf stand.
„Ich muss zugeben“, fuhr Sofia fort, „mir wird ganz schwindlig bei der Vorstellung, diese Bücher mit eigenen Augen zu sehen. Sie enthalten Wissen, das die Welt verloren hat und zurückerhalten sollte.“ Sie saß am Tisch, stützte das Kinn auf die Hände und verlor sich in einem Tagtraum. „Vielleicht könnte ich ein paar Kopien drucken lassen und selbst in Umlauf bringen. Eine kleine Auflage, nur fünfzig Stück oder dergleichen, das sollte genügen.“
Ezio lächelte, dann lachte er.
„Was gibt es denn da zu lachen?“
„Verzeiht mir! Es ist eine Freude, jemanden mit solch persönlicher und edler Leidenschaft zu sehen. Ich finde das … inspirierend.“
„Meine Güte!“, erwiderte sie und wirkte etwas beschämt. „Wie komme ich nur darauf?“
Ezio hielt das Blatt Papier hoch. „Ich
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