Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
inne. „Wenn das Euer Plan war, mein lieber Hauptmann, wenn Ihr Eure Finger in dieser Sache hattet, dann habt Ihr einen schweren Fehler begangen! Mein Vater hat mich zum nächsten Sultan erkoren, nicht meinen Bruder!“
Tarik antwortete nicht gleich. Sein Gesicht war ausdruckslos, fast gelangweilt. Schließlich sagte er: „Prinz Ahmet, ich bin nicht verkommen genug, um mir die Verschwörung, derer Ihr mich beschuldigt, auch nur vorzustellen.“
Ahmet trat einen Schritt zurück. Sein Tonfall blieb ruhig und leutselig. „Was habe ich getan, das mir die Verachtung des Janitscharenkorps eingetragen hat? Was hat mein Bruder für Euch getan, das ich nicht getan habe?“
Tarik zögerte, dann fragte er: „Darf ich frei sprechen?“
Ahmet breitete die Hände aus. „Darum möchte ich doch bitten.“
Tarik sah ihn an. „Ihr seid schwach, Ahmet. Unentschlossen in Kriegszeiten und rastlos, wenn Frieden herrscht. Euch fehlt die Leidenschaft für die Traditionen der ghazi , der Heiligen Krieger, und Ihr sprecht gegenüber Ungläubigen von Brüderlichkeit.“ Er verstummte kurz. „Ihr würdet einen ordentlichen Philosophen abgeben, Ahmet, aber Ihr werdet ein jämmerlicher Sultan sein.“
Ahmets Gesicht lief dunkel an. Er schnippte mit den Fingern, und hinter ihm straffte sich sein Leibwächter.
„Ihr könnt gehen“, sagte er zu dem Janitscharen-Hauptmann, und jetzt war seine Stimme kalt und hart wie Eis.
Ezio war immer noch auf seinem Beobachtungsposten, als Ahmet kurz darauf aus dem Diwan herausstürmte. Wenig später gesellte sich Prinz Suleiman zu Ezio.
„Eine schöne Familie, nicht wahr?“, meinte der Prinz. „Keine Sorge, ich habe auch gelauscht.“
Ezio sah bekümmert drein. „Eurem Onkel fehlt die Macht über die Männer, die er bald befehligen soll. Warum hat er den Mann für seine Unverschämtheit nicht an Ort und Stelle getötet?“
„Tarik ist ein schwieriger Mann“, erwiderte der Prinz mit ausgebreiteten Armen. „Fähig, aber auch ehrgeizig. Und er verehrt meinen Vater sehr.“
„Aber es ist ihm nicht gelungen, Euch im Innersten des Palasts vor einem Attentat der Byzantiner zu bewahren! Das allein rechtfertigt eine Untersuchung.“
„Genau.“
„Nun, wo wollen wir damit anfangen?“
Suleiman überlegte. Ezio musterte ihn. Ein alter Kopf auf sehr jungen Schultern , dachte er mit neuem Respekt.
Suleiman sagte: „Behalten wir zunächst einmal Tarik und seine Janitscharen im Auge. Sie verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit auf dem Basar und in der Umgebung dort. Könnt Ihr Euch darum kümmern. Ihr und Eure … Kollegen?“ Das letzte Wort wählte er mit Bedacht.
Ezio dachte an Yusufs Warnung, sich nicht in die politischen Angelegenheiten der Osmanen zu verstricken, aber er hatte das Gefühl, dass eine Verbindung bestand zwischen seiner eigenen Mission und diesem Machtkampf. Darauf basierend traf er seine Entscheidung.
„Prinz Suleiman, ab sofort wird keiner von denen auch nur ein Taschentuch kaufen, ohne dass wir davon erfahren.“
32
Nachdem er dafür Sorge getragen hatte, dass Yusuf und die Assassinen von Konstantinopel umfassend darüber unterrichtet waren, jede Bewegung der Janitscharen, die gerade dienstfrei hatten, auf dem Großen Basar zu überwachen, machte sich Ezio in Begleitung von Azize auf den Weg zu den südlichen Docks der Stadt, um dort Materialien für den Bombenbau zu besorgen. Die Liste hatte Piri Reis für ihn zusammengestellt.
Er hatte seine Einkäufe gerade erledigt und Azize damit zum Hauptquartier der Assassinen zurückgeschickt, als er Sofia in der Menschenmenge an den Kais entdeckte. Sie sprach mit einem Mann, der seinem Aussehen nach Italiener sein mochte und etwa in Ezios Alter zu sein schien. Als er näher kam, sah Ezio nicht nur, dass Sofia ein wenig außer Fassung war, er erkannte auch den Mann, mit dem sie sich unterhielt. Und das brachte auch ihn ein wenig aus der Fassung. Das unerwartete Auftauchen dieses Mannes weckte viele Erinnerungen – und viele widersprüchliche Gefühle.
Ohne sich offen zu zeigen, näherte sich Ezio den beiden.
Der Mann war Duccio Dovizi. Vor vielen Jahren war Ezio drauf und dran gewesen, ihm den rechten Arm zu brechen, denn Duccio hatte Claudia, mit der er verlobt war, betrogen. Duccio sah alt und hager aus. Sein Gebaren hatte im Alter jedoch nicht gelitten. Offensichtlich war er hingerissen von Sofia, und er bettelte schier um ihre Aufmerksamkeit.
„Mia cara“, sagte er, „die Fäden des Schicksals haben uns
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