Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
Vom Netzwerk:
Hrudgroll Schleuderstein rieb sich innerlich die Hände. Wahrscheinlich hatte Hrodborrk verschlafen und lag sturzbetrunken in der hintersten Ecke eine Höhle. Die Audienz zu verpassen! Das würde Ärger geben. Zwei Schichten am Steinbrecher oder Schlimmeres. Das geschah dem Spinner recht! Und Hrudgroll gelangte dadurch auf seinen rechtmäßigen Platz als erster Redner des Volkes.
    Ein leises Raunen ging durch die Menge, das Ausbleiben des Aufgerufenen verwunderte die Zwerge. Es kam – wenn auch selten – vor, dass einer von ihnen nicht zur Audienz erschien, doch wenn er selbst als Sprecher geladen war…
    Die Priester des Drachenhorns wirkten etwas ratlos und wussten ebenso wenig weiter wie der Rest der Anwesenden. Einzig Hrudgroll Schleuderstein lächelte siegesgewiss, denn er hegte keinen Zweifel daran, dass es nun an ihm war, vorzutreten und den Zwergen von der ungeheuerlichen Verschwörung zu berichten, die er aufgedeckt hatte.
    Statt aber seinen Namen aufzurufen, wiederholten die Priester ihre Worte ein weiteres Mal: »Als Erstes möge nun Hrodborrk der Jüngere vortreten.«
    Den Aufruf des Sprechers zu wiederholen war ein zulässiger Bruch der Tradition, denn es kam durchaus vor, dass einzelne Zwerge während der Audienz einschliefen und wieder wach gerüttelt werden mussten. Die Priester blickten suchend in die Runde, und schließlich wagte es doch jemand, vor den schwarzen Thron zu treten. Es war jedoch keineswegs Hrodborrk der Jüngere, sondern vielmehr Mehrtswekk Kieselputz, der Wirt der Toten Funzel, der sich ordnungsgemäß zu Boden warf und auf das Zeichen des Verwalters wartete, ehe er das Wort ergriff.
    »Verzeiht, Eure Steinerne Eminenz, doch Hrodborrk der Jüngere wird heute weder vor Euren noch vor einen anderen Thron dieser Welt treten. Er fand vor wenigen Tagen in der Toten Funzel, die, wie die meisten Anwesenden wissen dürften, die beste Höhlenschänke des ganzen Inneren Distriktes ist und deren Wirt nicht nur eine überaus moderate Preispolitik betreibt, sondern darüber hinaus auch eine Reihe ausnehmend guter Trollwitze kennt…«
    Der Große Verwalter räusperte sich. Es war jedoch der Häuptling des stählernen Stammes, der den Wirt mit seinem verbliebenen Auge zornig anfunkelte und ihn barsch unterbrach: »Was fand jener Zwerg, dass er, obwohl ein Sprecher, heute hier nicht erscheinen kann?«
    Der Wirt schluckte kurz und senkte das Haupt noch ein wenig tiefer zu Boden. »… den Tod durch die Hand seines Bartbruders in einem Bierzwist.«
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Der Große Verwalter schlug die Augen nieder und machte ein Zeichen in Richtung der Drachenhornpriester.
    Und wie mit einer Stimme hoben sie an: »Der Große Verwalter bedauert es zutiefst, einen weiteren Sohn des Eisens in die Hohe Höhle zu entsenden, und wünscht zu erfahren, ob einer der Anwesenden das Anliegen des Verstorbenen an seiner statt vortragen will.«
    Die Zwergenmenge stand reglos da. Keiner von ihnen konnte Hrodborrk vertreten. Sie hatten die Häupter gesenkt und die Blicke zu Boden gerichtet. Selbst Schleuderstein ließ den Kopf hängen. Ein paar Schichten am Steinbrecher hätte er Hrodborrk wohl gewünscht, den Tod aber…
    Die Einzigen, die nicht zu Boden blickten, waren die beiden Zwerge, deren Gesichter im Schatten ihrer Kapuzen verborgen waren. Sie allein wussten um das wahre Anliegen Hrodborrks des Jüngeren. Und heute wäre es nicht um das Feuer gegangen… Er hatte etwas gesehen, das er nicht hätte sehen sollen. Und der Meister im Dunkeln hatte ihm die Chance gegeben, es wieder zu vergessen. Hrodborrk aber hatte sie nicht wahrgenommen.
    Unruhig ließen die beiden Verschwörer ihre Blicke durch die Höhle schweifen. Es war unwahrscheinlich, dass Hrodborrk jemanden eingeweiht hatte. Er hatte keine wirklichen Freunde gehabt. Hätte sich niemandem anvertrauen können. Selbst zu seinem Bartbruder hatte er ein gespaltenes Verhältnis gehabt.
    Alle würden annehmen, dass er ein weiteres Mal darum hatte ersuchen wollen, ihm alle Rechte am Feuer zu übertragen. Das Eherne Volk würde einige Schläge lang um ihn trauern, dann wäre es ausgestanden und Hrodborrk vergessen. So lautete der Plan des Meisters und der Wille der Spinne. Der Meister war das Schicksal und die Spinne sein Meißel, den er ansetzte, um eine neue Ordnung in den Fels der Höhlen zu schlagen. Das Zeitalter des Zwerges war beinahe vorüber, die Ära des Überzwergs begann!
    Auf ein weiteres Zeichen des Verwalters hin erklangen von

Weitere Kostenlose Bücher