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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Neuem die Stimmen der Drachenhornpriester: »So niemand vortritt an seiner statt, bringt seinen Helm, auf dass Hrodborrk der Jüngere Eingang finden möge in seine Ahnenreihe!«
    Wieder herrschte Schweigen. Wieder warteten die Zwerge. Was immer geschah, eines war klar: Wenn einer von ihnen verstarb, so fand sein Helm in der Halle seinen letzten Ruheplatz.
    Noch immer kniete Kieselputz, der Wirt der Funzel, ehrerbietig am Fuß des Thrones und wagte aus Furcht vor einem neuerlichen Werbeanfall (manchmal überkam es ihn einfach) kaum den Mund aufzutun…
    »Verzeiht bitte ein weiteres Mal, oh Eiserner. Besagter Hrodborrk verstarb in besagter Toten Funzel, die, wie ich an dieser Stelle erwähnt wissen möchte, ein Traditionstrinklokal besonderer Güte ist, ohne seinen Helm, der überdies bis heute nicht gefunden wurde.«
    Nun war die Ruhe in der Halle dahin. Aus hunderten Zwergenbärten schwoll ein ungläubiges Murmeln hervor und wurde zu einem lauten Raunen, das mit dem Rauch emporstieg und die Kuppel der Halle erfüllte. Das Eherne Volk war verwirrt. Ein Zwerg, der ohne seinen Helm starb?
    Es kam durchaus vor, dass ein Zwerg seinen Helm unter gewissen Umständen ablegte, zum Beispiel zum Schlafen. Gerade noch vorstellbar war, dass einer seinen Helm auch mal verlegte. Dass er aber im Tode von ihm getrennt war, war vollkommen undenkbar! Jedenfalls war es – selbst für zwergische Verhältnisse – lange her, dass der Helm eines Zwerges, die letzte Zierde eines Toten, nicht in die Halle der Helme gekommen war.
    Hrodborrk aber war tot. Er würde zur Auflösung dieses Rätsels nicht mehr beitragen können. Und in dieser Gewissheit lächelten die beiden merkwürdigen Gestalten, die im Schatten des Balkons standen, einander zu.
    »Er hätte nur schweigen müssen, der Verrückte. Hätte ihn lediglich den Bart gekostet. Aber so…«
    »Tja, so hat ihn die Spinne geholt…«
    »Er wird nicht der Letzte gewesen sein.«
    »Hast recht. Wir sollten uns um den Kieferbieger und den Wurzelmeister kümmern, bevor sie noch etwas ausplaudern können…«
    Einer der beiden Vermummten öffnete seinen schweren ledernen Mantel: Nur so weit, dass darunter im Licht der Fackeln ein längliches Stück Metall aufblitzte. Sein Gegenüber nickte ihm zufrieden zu.
    Sie wussten, was zu tun war. Der Meister hatte es ihnen gesagt. Und der Meister war ein Genie. Das Hrodborrk-Problem jedenfalls hatte sich beinahe wie von selbst gelöst, wie er es prophezeit hatte…
    In den Augen der versammelten Zwerge war der fehlende Helm skandalös und das Anliegen des Toten bereits vergessen. Wie die beiden finsteren Gestalten es geahnt hatten, gingen die meisten Anwesenden davon aus, dass es Hrodborrk ein weiteres Mal um die leidige Feuersteuer gegangen war. Außer den beiden Vermummten wusste kein Zwerg in der Halle, dass es dieses eine Mal um etwas anderes gegangen war, etwas, dessen Ungeheuerlichkeit keiner von ihnen auch nur erahnt hätte. Etwas, das das Imperium mehr zerrütten würde als der große Erdrutsch zur Zeit des Roten Eisens oder die Felsräude im Grünen Kupfer.
    Ahnungslos fuhren die Zwerge also fort, wie man an diesem Ort seit Urzeiten fortzufahren pflegte. Mit dem nächsten Sprecher aus den Reihen des Volkes, der, zumindest seiner eigenen Ansicht nach, niemand anderes als Hrudgroll Schleuderstein sein konnte. Er wollte bereits vortreten, bevor die Priester überhaupt ausgesprochen hatten.
    »Der Große Verwalter leiht sein Ohr dem Ehernen Volk. Als Nächstes möge Baldur Spatenblatt, der Sprecher der Gemeinschaft besorgter Bürger des Ehernen Imperiums, vortreten.«
    Spatenblatt? Der kleine fette, dümmlich dreinblickende Wicht mit der lächerlichsten Bartfrisur, die je in den Inneren Höhlen geflochten worden war? Mit der dicksten Nase, die je ein Zwerg besessen hatte? Diesem Ungetüm von Nase, dessen Äderung wie eine Karte des gesamten Imperiums anmutete?
    Schleuderstein konnte es nicht glauben. Die Verschwörung musste bereits sehr weit fortgeschritten sein, wenn schon so einer vor ihm aufgerufen wurde. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als der Sprecher der besorgten Bürger zum Thron schritt und sich formvollendet in den Staub warf.
    »Eure Steinerne Eminenz, Euer Volk, ehern, standhaft und treu wie Urgestein, wird von einer…«, hier zögerte Spatenblatt, als wäre ihm nur allzu bewusst, dass er die folgenden Worte mit Bedacht wählen musste, »… leichten Unruhe geplagt. Man raunt, dass in den Gängen vereinzelt ein

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