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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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keine Zeit. Kaum dass ihre Opfer am Boden lagen, eilte einer der beiden zu dem Vorhang an der Rückseite der Höhle, der in den Hinterraum führte. Der andere sprang zu den Regalen hinüber, griff nach einem großen Glas Blutegel, entkorkte es, verteilte den Inhalt großzügig über die beiden leblosen Körper und ließ dann das leere Glas neben Moosriss am Boden zersplittern.
    Es würde aussehen, als ob der Kieferbieger ausgerutscht sei und die Egel verschüttet hatte, deren Blutgier Arzt und Patient schließlich das Leben gekostet hatte. Ungewöhnlich, sicher. Aber nicht unmöglich. Jedenfalls war es unwahrscheinlich, dass jemand unter den aufgedunsenen Blutsaugern die zwei blassschwarzen Giftegel * erkennen würde.
    Dann griff der Zwerg nach den Helmen der beiden Toten und ließ sie in seinen Beutel gleiten. Der andere Angreifer kam aus dem Hinterraum zurück, wobei er einen augenscheinlich benommenen Zwerg stützte. Zufrieden betrachtete er das Werk seines Gefährten und bedeutete ihm mit einem Wink, die Kieferbrecherhöhle zu verlassen. Ihre Arbeit war getan. Sie hatten, was sie wollten.
    Und die Zungen der Zeugen waren Stein…
     

 
    3
     
     
     
    Der Felsläufer hastete durch die Röhren. Seine flachen Krallen wirbelten über den Fels und trugen ihn weiter voran. Wenn er innehielt, dann nur für wenige Schläge, um seine graue Nase hochzurecken und Witterung aufzunehmen.
    Felsläufer hatten einen fantastischen Geruchssinn. In Verbindung mit ihrer Schnelligkeit machte sie das zu den besten Boten des Ehernen Imperiums. Sobald sie auf einen bestimmten Geruch trainiert waren, fanden sie diesen von annähernd jedem Punkt des Imperiums aus.
    Früher hatte man sie noch durch die Höhlen laufen lassen. Doch als sie dort immer häufiger dem Hunger größerer Tiere oder Posträubern zum Opfer gefallen waren, war man dazu übergegangen, sie in die ehemaligen Gänge der Bohrwürmer zu setzen. Ein komplexes System von Röhren und Tunneln, die meist den Durchmesser einer Zwergenfaust hatten. *
    Jeder Stamm, ob nun Fels, Erde, Feuer oder Stahl, verfügte über einen festen Felsläuferposten im Herzen seiner Clansstadt. Und ebenso die ranghöchsten Zwerge, die Rauchmeister und Eisenmeister – alle, die im Dienste der Häuptlinge und des Verwalters standen. Diese Zwerge besaßen Felsläufer, die auf die entsprechenden Gerüche trainiert waren, sodass sie jederzeit mit den Posten Kontakt aufnehmen konnten.
    Der Felsläufer aber, der gerade durch die Gänge eilte, gehörte zu keinem der ehrbaren Häuser. Und auch zu keinem Zwerg, mit dem der Große Verwalter Handel trieb. Er folgte einem anderen Duft. Einem Duft, der neu war in den Höhlen. Der nahezu unbekannte Duft eines neuen Hauses… Das Tier aber kannte den Geruch und folgte ihm durch das komplizierte Röhrengewirr, von der fünften Ebene hinab zur sechsten, dann weiter durch die Gänge und zur siebten Ebene hinunter, immer weiter nach Süden.
    Die Verschwörer hatten das Tier mit Rotknollensamen abgerichtet, wie man es für gewöhnlich tat. Gerösteten, wohlgemerkt, wie sie in der Natur nicht vorkamen. Der Felsläufer wusste genau, dass er geröstete Rotknollensamen bekommen würde, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Und wann immer es ihm in den Sinn kam, anzuhalten und an einer Wurzel im Fels zu nagen oder einem Insekt nachzustellen, besann er sich sogleich wieder. Denn all das war nichts gegen die gerösteten Rotknollensamen, die ihn am Ende seines Laufes erwarteten!
    Einen knappen Tag war das Tier unterwegs, angelockt von dem Geruch am Zielort seines Laufes, der in seiner einfachen Vorstellung mit der Gewissheit guten Futters im Übermaß verbunden war. Schließlich verließ der Felsläufer das Gangsystem an einem verborgenen Posten unweit des Steinwaldes. Bereits zwei Biegungen vor dem Ausgang war der Duft, dem er folgte, so stark geworden, dass seine Beine schon kaum mehr den Boden berührt hatten. Dann sprang er aus dem Röhrensystem hinaus in einen Käfig.
    Der geheime Felsläuferposten des Neuen Stahls lag in einem bis dahin weitgehend unerschlossenen Teil der Höhlen. Im bläulichen Licht einiger fest installierter magischer Steine griff ein kräftiger, in Felsnessel gewandeter Zwerg nach dem Tier, hob es aus dem Käfig und betrachtete es. Mit regloser Miene las er die Schriftzeichen auf seiner Flanke. Die wenigsten Angehörigen des Ehernen Volkes kannten diese Zeichen. Und der Verwalter achtete darauf, dass dem auch so blieb. Nur die Häuptlinge und seine

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