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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Verkündung des Orakels hinauszuzögern. Der Neue Stahl musste sich vorbereiten, seine Spuren verwischen. In der Esse des Schicksals glühte ein neues Zeitalter.
    Der Kapuzenmann griff nach der Schulter des Hohepriesters und drückte sie. »Iss nur, alter Mann, stärke dich, damit du die Kraft besitzt, deiner Welt von ihrem nahenden Ende zu erzählen…«
    Seine Finger gruben sich tief in die Schulter des schmerzhaft Zusammenzuckenden unter den teilnahmslos Herumstehenden, der mit einem kurzen Aufschrei seinen Teller fallen ließ. Er wollte gerade wieder danach greifen, als der Kapuzenzwerg den Druck auf seine Schulter noch weiter verstärkte und der Schmerz schier unerträglich wurde.
    »Du und dein Volk, alter Mann, ihr seid nicht mehr als morscher Stein! Durchdrungen von der Fäule eurer Tradition, jener stinkenden Ansammlung halbherziger erlogener Legenden und eurer eigenen Kleinheit! Du bist, was ihr sein werdet. Jetzt und immerdar. Jämmerliche Zwerge. Friss vom Boden, Alter, wie ein Höhlenhund, und gewöhne dich daran. Denn in der neuen Ordnung wirst du mein geringster Diener sein. Eure Götter werden sterben, und du wirst mit niemandem mehr sprechen!«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ der Hohepriester sich von dem lachenden Vermummten niederdrücken und griff gierig nach den dampfenden Wurzelstücken, um sie sich in den Mund zu stopfen. Denn er war hungrig. So hungrig… Dabei aber lauschte er genau auf die Stimme des Fremden. Er hatte beinahe das Gefühl, als würde er die Stimme kennen, die all diese seltsamen Worte sprach! Er hatte sie schon des Öfteren gehört. Es war eine wichtige, eine große Stimme, die es gewohnt war, wichtige und bedeutsame Dinge zu sagen. Ja, er war sich sicher, dass er sie kannte!
    Doch von diesem Moment an schwieg sein Gegenüber. Beinahe, als hätte er seine Gedanken gelesen…
    Über seine Wurzeln gebeugt, wartete der Hohepriester noch einen Moment lang. Aber der Anführer der Vermummten schwieg. Und als sich der Griff seines Peinigers schließlich kurz darauf lockerte, fuhr der Höchste der Hohen unerwartet herum, um ihn anzugreifen. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Seine Muskeln waren eingerostet, seine Glieder steif, und er war gewiss einige hundert Jahre älter als sein Gegenüber. Aber er wusste, dass sie ihn brauchten. Und das bedeutete, dass sie ihn mit Sicherheit nicht töten würden. Bedauerlicherweise wusste er nicht, wie viel genau sie von ihm brauchten. Aber darauf ließ er es ankommen! Er krallte sich in Bart und Mantel seines Gegners, holte mit der Faust aus und wurde im gleichen Augenblick brutal zu Boden geworfen.
    »Du wagst es, Hand an mich zu legen, alter Mann?« Der Kapuzenzwerg setzte seinen Stiefel auf die Brust des ehemals Prachtvollen. »Du amüsierst mich, du Jämmerlichster unter den Armseligen! Oh ja, das tust du. Beinahe, als würdest du mich anflehen, deinem Leben ein Ende zu bereiten… Ich werde zu gegebener Zeit auf deinen Wunsch zurückkommen!« Er bohrte die Spitze seines Stiefels in den Brustkorb seines Opfers und winkte zwei seiner Männer herbei. »Fesselt ihn. Dieses Mal fester.«
    Zwei der finsteren Gestalten eilten auf den Hohepriester zu und banden ihn erneut. Der Gleichwiedergefesselte stöhnte auf und ergab sich in sein Schicksal. Dicke Stricke getrockneten Sumpfgrases schnürten seine Handgelenke und seine Knöchel ein. Doch trotz des Schmerzes lächelte er still in sich hinein. Sie hatten es nicht bemerkt. Keiner von ihnen. Aber während des kurzen Handgemenges hatte er genau das bekommen, worauf er es abgesehen hatte: ein Barthaar ihres Anführers…
     
     
    Als die sechsköpfige Expedition den Steinwald erreichte, waren die Hammerschläge der letzten Schicht in ihrem Rücken längst verhallt.
    Die sechs befanden sich im Auftrag Grimboldt Felsenspalters, des Leiters des Ehernen Expeditionswesens, seit einigen Schichten auf Erzreise. Das Ziel war die Entdeckung und Sicherung neuer Schürfgründe. Vornehmlich in der Gegend südlich des Steinwaldes, da dort angeblich vermehrt Entzwergte gesichtet worden waren und man diese Region für das Eherne Volk erschließen wollte, bevor sie den Geächteten in die Hände fiel.
    Die Sichtung der Geächteten deutete aber zumindest darauf hin, dass die Region wieder sicher war, was die letzten vierhundert Jahre über nicht der Fall gewesen war. Der Steinwald in seiner gegenwärtigen Form war ein Überbleibsel aus der Zeit der Magierkriege. * Er war voller versteinerter Pflanzen,

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