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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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begann.
    Kartografen aber waren ein eigenes Völkchen, stets bestrebt, ihre Bedeutung und Unverzichtbarkeit herauszustellen. Darum lud Borrgok Eisenschleifer nun wieder einmal einige in Stoff geschlagene Steinplatten vom Rücken seines Schieferspringers und legte sie unter großem Bohei am Boden des Ganges aus. Zwölf Schieferplatten, eine komplette Karte des Ehernen Imperiums, wie es von ihrer Art einzig drei Stück gab. Der Kartograf ordnete sie, legte sie aneinander und betrachtete sie mit ernster Miene. Mit dem gleichen bedeutungsschwangeren Blick holte er seinen Kompass hervor und schaute ihn sehr lange an. Dann beugte er sich wieder über die Karte. Ein Gang unweit des Steinwaldes war mit einem roten Kreuz markiert, das er nun auswischte, um einige Zentimeter weiter, direkt vor dem Eingang des Steinwaldes, bedächtig ein neues Kreuz zu zeichnen.
    Diese Prozedur nahm genügend Zeit in Anspruch, dass der Expeditionsleiter und seine Leute einige Steine lutschen und noch einmal nachwürzen konnten.
    Dornsturm, ihr Anführer, bereitete einen Felsläufer für den Leiter des Expeditionswesens vor, während der Siegelhauer die Gardisten beim Steineschmeißen betrog, wie er es bei jeder Rast tat. Blechboldt, der Ferkelbändiger, hielt sich etwas abseits und versorgte seine Tiere mit einer Handvoll Knorpelknollen. Und dabei entdeckte er in der Nähe der ersten versteinerten Bäume eine halb zugewachsene Luke in der Felswand. Es musste eine magische Kammer sein. Er hatte davon gehört, wie schon von so vielem. Manchmal war es geradezu erschreckend, wie Nüchternheit die Wahrnehmung schärfte. Wenn er sich recht entsann, waren die magischen Kammern Transporter, die die wichtigsten Punkte des Imperiums mit der Ebene des Verwalters verbanden. Angeblich gab es mehr als ein Dutzend davon über die Höhlen verteilt. Sie waren Relikte aus dem magischen Zeitalter, von Magie erfüllt und beinahe vergessen. Blechboldt warf seinen grunzenden Ferkeln die letzten Knorpelknollen vor und trat dann näher an die Luke heran. Die Scharniere schienen nicht eingerostet zu sein…
    In diesem Moment sammelte der Kartograf jedoch seine Steinplatten wieder ein, schob sie in ihre Stoffhüllen zurück und lud sie auf seinen Schieferspringer. Danach baute er sich vor den übrigen Expeditionsteilnehmern auf, um ihnen mit bedeutungsschwangerer Stimme zu verkünden, dass sie sich nunmehr am Eingang des Steinwaldes befanden.
     

 
    ZWISCHENKAPITEL
     
     
     
    Die Stimmung in den Gängen war gedrückt.
    Nüchtern war die Ahnung herannahenden Unheils nur schwer zu ertragen. Die wenigsten Zwerge wussten Genaueres über die große Erzferkelprophezeiung. Diejenigen, die sie kannten, wussten sie in der Regel nicht zu deuten, und diejenigen, die sie zu deuten vermochten, wussten nicht, was sie von dem Ergebnis halten sollten. Aber der Grundtenor war klar: Die Prophezeiung verhieß nichts Gutes. Und ihre Vorboten hatten bereits begonnen, das Fundament des Imperiums zu erschüttern. Die großen Säulen wankten. Der Hohepriester war verschwunden, die schwarze Splitterspinne wiedergekehrt. Und wohin man schaute: tote Zwerge.
    Prophezeiung hin oder her, es bestand kein Zweifel daran, dass das Ende von allem, jedem und dem Rest wahrhaftig angebrochen war.
    Die Wurzelmeister waren noch immer damit beschäftigt, die Getränkedefizite der letzten Audienz auszugleichen. Karrenweise schafften Brauschergen Malzpilze und Sumpfhopfen in die Brauhöhlen, und im Dunkel ihrer Schnapskammern vergoren Wurzeln, Beeren und Knollen zu Elixieren von berauschender Schwere. * Und da das Schicksal des Imperiums vor allem von Qualität und Menge des auszuschenkenden Bieres abhing, war Wurzelmeister der bedeutendste Beruf, den ein Zwerg überhaupt ausüben konnte.
    Die Wurzelmeister waren der Dreh- und Angelpunkt aller bedeutsamen Entwicklungen innerhalb des Imperiums und genossen den Respekt von Volk, Verwalter und Hohepriester gleichermaßen. Dessen waren sie sich durchaus bewusst und ließen sich ihre Arbeit stets mit Gold aufwiegen. Ein Quäntchen Beerensaft aus den Kolonien, eine neue Geschmacksnuance, ein neues Mälzverfahren, verbesserte Brauröhren – die Gilde der Wurzelmeister fand immer einen Grund, die Preise zu erhöhen. Sie machten ihren Schnitt. Und solange die Zwerge am Ende der Schicht satt und betrunken in ihre Höhlen wanken wollten, würde sich daran auch nichts ändern.
    Einer der einfallsreichsten unter den Wurzelmeistern war Großgroll Dutzendschluck. Er war

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