Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
Vom Netzwerk:
uns nicht leisten, dass du vom Fleisch fällst. Glaube aber besser nicht, dass du dir irgendwelche Schwachheiten einbilden kannst. Meine Männer haben ein Auge auf dich…«
    Als Erstes wurde der Knebel gelöst, dann die Fesseln und zuletzt die Augenbinde. Erstaunt begriff der noch Gebrauchte in der Gewalt der ihn Brauchenden, wo er sich befand. Es war das Orakel!
    Er lag gefangen am Boden der Orakelhöhle, um ihn herum waren die Runensteine verstreut. An den Wänden standen finstere Gestalten mit Feuerschleudern. Sie waren in Felsnessel gekleidet, trugen keine Helme, und auf ihre Waffen waren magische Steine aufgepflanzt, deren blau waberndes Licht die Höhle erhellte. Und sie alle blickten zu dem Zwerg hinüber, der über ihm hockte und seine Fesseln gelöst hatte. Offenbar war er ihr Anführer.
    Keine drei Bart entfernt erkannte der Gefangene den bleichen Kadaver des Olms und über ihm die schwarze Splitterspinne, in deren Augen sich das Licht der Steine zigfach widerspiegelte. Im nächsten Augenblick senkte das Ungetüm seine drahtigen schwarzen Beißwerkzeuge in das weiße Fleisch des toten Tieres.
    Dem Hohepriester lief ein kalter Schauer über den Rücken. Jetzt erst blickte er zu dem Anführer auf, der ihm für einen Botschafter der Apokalypse ausgesprochen zwergenähnlich vorkam. Zumindest hatte er die entsprechende Größe. Und auch der dunkelrote Bart, dessen Farbton an alten, von Rußschlieren durchsetzten Rost erinnerte, deutete auf eine zwergische Abstammung hin. Mehr war von dem Mann nicht zu sehen. Denn er trug einen schwarzen Umhang mit einer weit ausladenden Kapuze, in deren Schatten sein Gesicht nicht zu erkennen war. Sein Bart war das Einzige, was daraus hervorragte. Bei diesem Anblick kam der spirituelle Führer der Zwergenheit zu dem Schluss, entweder sein Bild von der Hölle revidieren zu müssen oder anzunehmen, dass er entgegen seiner Mutmaßungen doch noch nicht dorthin gelangt war.
    Er befand sich ohne Zweifel in der Orakelhöhle. Womöglich von Botschaftern der Hölle umringt, aber dennoch in der Orakelhöhle. Ein ihm vertrauter, magischer, ja, geheimer Ort. Das allerdings brachte ihn auf eine andere Frage: Wie zum Teufel waren diese Zwerge hier hereingekommen? Sie waren gewiss nicht durch die Halle der Helme oder seine Gemächer gekommen. Nicht unbemerkt. Das wäre vollkommen… Er stutzte. Es war ihm nicht entgangen, dass sich die Bedeutung des Wortes unmöglich in der jüngeren Vergangenheit relativiert zu haben schien. Dennoch wäre die Anwesenheit eines guten Dutzends fremder, schwer bewaffneter Zwerge an diesem Ort genau das, was er vor diesem ganzen Schlamassel als unmöglich bezeichnet hätte. Ungläubig sah er sich um, ließ den Blick über die Vermummten, ihren Anführer und die Höhle gleiten, auf der Suche nach einem Höllenportal, einem Riss im Boden, in der Decke oder wo auch immer.
    Sein Gegenüber bemerkte seinen suchenden Blick. »Ein gutes Versteck, die Orakelhöhle, nicht wahr? Traditionen sind mitunter etwas unglaublich Nützliches.« Man hörte förmlich das Lächeln unter seiner Kapuze.
    »Da nämlich kein Zwerg diesen Ort ohne deinen ausdrücklichen Befehl betreten darf, ist es das Beste, dich hier gefangen zu halten, alter Mann. Du hast dort draußen übrigens nicht viel verpasst. Lediglich die letzte Audienz.«
    Der Vermummte reichte dem Hohepriester einen Humpen und einen Teller gebratene Wurzeln in brauner Tunke. Hungrig begann der Hohepriester zu essen, schlang die Wurzeln hinunter und schüttete das Bier hinterher, was sein Gegenüber wohlwollend zur Kenntnis nahm.
    »Weißt du, wir beobachten dich schon seit Jahren, alter Mann. Wann immer du den Olm hast laufen lassen, haben wir dir über die Schulter gesehen. Wann immer das Schicksal zu dir sprach, haben wir gelauscht.«
    Doch der Speisende unter den Hungrigen war zu sehr mit seiner Mahlzeit beschäftigt, um seinen Worten viel Beachtung zu schenken.
    »Das Orakel verkündet den Anfang vom Ende. Und wer bin ich, mich ihm in den Weg zu stellen?« Man hörte den Mann unter seiner Kapuze leise lachen. »Aber bedauerlicherweise entspricht der Zeitplan des Schicksals nicht dem des Neuen Stahls.«
    Selbst wenn der Schlingende unter den Speisenden dem Vermummten zugehört hätte, hätte er vermutlich nicht verstanden, was er meinte. Der Allerpriesterlichste ahnte nichts vom heraufdämmernden Zeitalter des Neuen Stahls und davon, dass dieser ihn, die Stimme der Götter, einzig deshalb entführt hatte, um die

Weitere Kostenlose Bücher