Astrella 02 - Brudernacht
über Zeugen herauszufinden, welchen Weg Klimnich an diesem Abend tatsächlich gegangen ist. Aber es scheint gerade so, als hätte niemand ihn gesehen. Wir sind mit seinem Foto von Haus zu Haus gegangen – nichts. Auch waren wir an drei Nächten im Bereich zwischen Wilhelm-Hauff-Straße und Hirschgraben unterwegs, um jemand aufzutreiben, der ihn und seinen Hund gesehen hat – ebenfalls nichts. Auf die entsprechende Veröffentlichung in den Zeitungen haben sich zwar einige Anrufer gemeldet, doch effektiv herausgekommen ist dabei nichts. Eine junge Mutter, die mit ihrem Kind, das nicht schlafen konnte, eine Runde ums Haus gegangen ist, meint sich an einen älteren Mann mit Hund erinnern zu können. Doch sie hat ihn nicht genau gesehen, weshalb sie Klimnich auf dem Foto auch nicht wiedererkannt hat.«
»Wo hat sie ihn gesehen?«, wollte Wolfgang Konnerecker wissen, dem man die kurze Nacht noch ansah.
»In der Neuwiesenstraße«, sagte sie. »Aber das ist ja völlig abseits seiner normalen Route. Von daher nehme ich an, dass diese Aussage uns nur in eine weitere Sackgasse führt.«
»Also bleibt uns nichts anderes übrig, als auf weitere Hinweise zu warten.«
»Wie üblich: Nie ist die Bevölkerung da, wenn man sie mal braucht«, warf Wallner an dieser Stelle ein und alle lachten auf. Auch Zillmann schmunzelte, bevor er wieder ernst wurde.
»Wie sieht es mit den Spuren aus?«, wandte er sich direkt an Wallner.
»Wir haben im umliegenden Gestrüpp und Unterholz verschiedene Fasern von Kleidungsstücken gefunden. Darüber hinaus weggeworfene Kippen, zwei Kondome, eines davon gefüllt, und auch ein Blatt eines Kontoauszugs lag herum. Das ganze Zeugs hat aber wohl nichts mit dem Mord zu tun.«
»Warum nicht?«, fragte Rosi Tessloh, eine hübsche 28-jährige Kommissarin mit schulterlangen blonden Haaren.
»Ich muss mich korrigieren«, erwiderte Wallner, ohne sich anmerken zu lassen, dass er diese Frage für überflüssig hielt. »Mit dem Zeugs meine ich nicht die Fasern. Die entsprechenden Ergebnisse hoffe ich noch diese Woche zu bekommen. Aber warum sollten die Kondome vom Täter hinterlassen worden sein? Warum soll er sich erst die Mühe machen, die Leiche vom Tatort wegzutransportieren, um dann am Fundort quasi seine Karte zu hinterlegen?«
»Außerdem«, meldete sich Corinna Pfleck zu Wort, »frage ich mich, wo der Mörder sein Auto abgestellt hat. Zum Fundort der Leiche kann er ja nicht hingefahren sein.«
»Was mich schon zum nächsten Problem bringt«, fuhr Wallner fort. »Reifenspuren können wir vergessen. Unterhalb der Treppen zur Sankt Christina hoch gibt es welche. Waren aber aufgrund des trockenen Bodens nicht prägnant genug. Da in unmittelbarer Nähe Wohnhäuser stehen, glaube ich nicht, dass er dort überhaupt geparkt hat. Trotzdem habe ich mir die Steintreppe auf Schleifspuren hin angesehen. Negativ. Vermutlich hat er auf dem Verbindungssträßchen zwischen Langholzweg und Schornreuteweg geparkt, ist auf dem parallel oberhalb zum Lehrpfad verlaufenden Weg rein und hat die Leiche dort im Unterholz abgelegt.«
»Das hört sich einleuchtend an«, meinte Zillmann, der sich bei solchen Unterhaltungen nur selten einmischte. Er wollte wissen, was seine Mitarbeiter dachten, in welche Richtungen ihre Vermutungen gingen – und außerdem erfuhr er so am besten, wie es um die Stimmung allgemein stand.
»Wir hätten irgendwo in diesem Bereich ein paar Stofffasern finden müssen. Immerhin ist es nicht so einfach, eine Leiche durch dieses Gestrüpp zu bringen, ohne Spuren zu hinterlassen. Aber auch hier: Fehlanzeige.«
»Aber fällt ein einzelnes Auto an dieser Stelle nicht auf?«, zweifelte Konnerecker.
»Nein. Da fährt selten mal ein Auto vorbei. Vor allem nachts«, erwiderte Wallner mit entschiedener Stimme. »Nein, nein, der hat da angehalten, da bin ich mir sicher.«
»Könnte er nicht auch oben angehalten haben?«, wandte Rosi Tessloh ein.
»Können schon«, antwortete Corinna Pfleck. »Du meinst die Hochweiher Straße?«
»Nicht unbedingt. Soviel ich weiß, handelt es sich bei dem parallel verlaufenden Pater-Leuthold-Weg um einen geteerten Fußweg, auf dem ein Auto Platz hätte.«
»Das ist zwar richtig«, meldete sich nun Wallner wieder zu Wort. »Aber die Gefahr ist viel zu groß, dass er auf dem Weg zum Fundort stürzt und Spuren hinterlässt. Es geht da recht steil abwärts.«
»Wieso aber bringt er die Leiche überhaupt so nah an eine Stelle, wo man sie schnell findet?«
Corinna Pflecks
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