Astrilandis Buch 1
mindestens einen Kopf überragte, trat ihm in den Weg. Ihre ungepflegten Bärte und umgebundenen Felle ließen sie fast wie Tiere des Waldes aussehen. Hero hatte im Laufen innegehalten und sein Schwert gezogen. Der Anführer machte mit der Hand ein abwehrendes Zeichen, das Hero veranlasste, sein Schwert wieder zu senken. Die anderen waren hinter ihren Anführer zurückgewichen und blickten Hero neugierig an. Als der große Krieger das Wort an Hero richtete, klang es wie Hörnerblasen. Mit einer tönenden Stimme, die einen Widerhall im Wald fand, sagte dieser: „Herr, dürfen wir Euch zurückführen in den Palast? Alle sind schon auf der Suche nach Euch und es geht die Kunde, dass ihr umgekommen seid.“
Es waren Massonier aus den Heereseinheiten des Massonos, die sich an der Suche nach Hero beteiligt hatten. Krotos hatte alle Heerführer informiert, nach dem jungen Herrscher zu suchen, nachdem er ihn im Palast nicht hatte finden können. Hero schüttelte den Kopf. „Ich brauche kein Geleit, denn der Weg in den Palast ist mir bekannt. Trotzdem danke ich Euch.“ Doch der Massonier ließ sich nicht so schnell überzeugen. Er kniete sich vor Hero auf die Knie und sagte: „Mein Herr, wir werden Euch begleiten, da es überall von Feinden wimmelt. Wir können Euch beschützen, falls ein Angriff erfolgt. Wenn Hero den Wilden aus Massonien auch nicht sehr vertraute, weil sie ihm durch ihre fremde Kleidung und ihre ungepflegten Bärte seltsam vorkamen und den Hörnern, die sie auf dem Kopf trugen, so war er doch froh, nicht auf Feinde, sondern auf Verbündete gestoßen zu sein. Hero sah ein, dass er das freundliche Angebot nicht weiter ablehnen durfte. Er kannte sich zwar im Wald von Tondoros aus, aber die Pfade waren verschlungen und keiner war vom anderen zu unterscheiden. Er wollte sich vor diesen Halbwilden nicht als Tölpel darstellen, der sich im eigenen Lande verlaufen hatte. Wenn man sich jedoch an die Himmelsrichtungen hielt, war die Chance, den Weg zu finden nicht zu schwer. Hier hatte Krotos ihm eine gute Lektion erteilt. Er hatte ihn mitgenommen in die Wildnis und ihm beigebracht, wie er am Sonnenstand die Richtung ablesen konnte.
Hero sagte deshalb zu dem Anführer: „Ihr könnt mich begleiten!“ Mit diesen Worten begann er in Richtung des Palastes zu laufen. Die Massonier überholten ihn und liefen im Laufschritt vor ihm her. Er musste sich beeilen, mit ihnen Schritt zu halten. Die Krieger waren alle mindestens einen Kopf größer als Hero und ihre Schritte waren doppelt so lange wie die seinen, außerdem hinterließen sie einen unangenehmen Geruch, der Hero das Atmen erschwerte. Die Massonier stimmten während ihres Laufes einen rhythmischen Gesang an, zu dessen Takt sie liefen. Es klang wie ein Trommelwirbel und auch Hero fiel in diesen Laufschritt mit ein.
Nach einer ganzen Weile begann der Wald lichter zu werden und vor ihnen breitete sich eine Ebene aus die den Blick auf den Palast freigab. Sie bewegten sich nun direkt auf den nördlichen Teil des Palastberges zu. Beim Näher kommen erkannte Hero, dass die Heere zum großen Teil abgerückt waren, nur vereinzelt hielten sich noch Horden an den Feuern auf. Vom Palast her hörte er einen lang gezogenen Ton. Das bedeutete, dass man sie entdeckt hatte und die Palastwachen ihnen entgegen reiten würden. Er hielt die Massonier an und bedankte sich beim Anführer für ihr Geleit. Dieser antwortete: „Mein Herr, es war uns eine große Ehre, Euch hier her zu begleiten und wir hoffen, bald mit Euch in den Kampf zu ziehen.“
Hero wusste zunächst nicht, was er darauf antworten sollte, aber dann klopfte er dem Massonier freundschaftlich auf die Schulter und sagte: „Mit einem Mann wie Euch werde ich jederzeit in den Krieg ziehen.“ Er ahnte dabei nicht, wie schnell seine Worte wahr werden würden.
Er wandte sich um und ging den Palastwachen entgegen, die auf Pferden angeritten kamen. Volcano führten sie an einer Leine mit sich. Hero begrüßte sein Pferd, das erfreut herumtänzelte und seine Nüstern blähte. Cid hatte sich flach auf die Erde gelegt, mit hängender Zunge hechelte er und sah seinen Herrn erwartungsvoll an. Hero schwang sich in den Sattel und befahl einem der Palastwachen, ihm Cid hochzuheben. Dann ritten sie zurück.
Als sich die Palasttüren öffneten, bot sich Hero sich ein Bild der Verwüstung. So sah es nur aus, wenn die Astrilandier das Fest der Sonne gefeiert hatten, aber das war lange vorbei. Johlend kamen ein paar Kinder
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