Asylon
stolpern. Poosah, die zu bemerken schien, dass es
eng wurde, drückte ihr fast die Luft ab. In wachsender Panik zog und zerrte
Saïna an ihrem Ärmel, darauf bedacht, nicht zu viel Kraft aufzuwenden.
Plötzlich kam ihr Arm mit einem
Ruck frei. Gerade wollte sie den Göttern danken, da spürte sie, wie etwas
direkt neben ihr durch die Luft sauste und mit krachendem Getöse auf dem Boden
landete.
Sofort flog der Lichtschein zu
ihr herüber.
»Wer ist da?«, ertönte eine laute
Stimme.
Saïna war klar, dass es sinnlos
war, sich länger zu verstecken.
Hektisch griff sie um sich, bis
sie fand, was sie suchte, und richtete sich auf. Poosah glitt mit einem
erstaunten Quietschen von ihrem Rücken und gab ihren Hals frei.
Der Lichtkegel fiel auf ihr
Gesicht.
Kaum registrierte sie das
überraschte Keuchen ihres Gegenübers.
Sie holte aus.
Tatsächlich traf der Barhocker
ihr Ziel. Der Lichtkegel zuckte nach oben zur Decke, gleichzeitig hörte sie
einen Schmerzensschrei, dann ein Klirren direkt zu ihren Füßen, so als würde
Metall auf Stein schlagen. Instinktiv bückte sie sich und griff danach.
Eine Pistole.
Sie nahm die Waffe in beide Hände
und richtete sie auf den Mann, der vor ihr wild mit der Taschenlampe herumfuchtelte.
»Rühr dich nicht, oder ich verpass dir einen zweiten Nabel!«
Der Mann fluchte, der Lichtkegel
flog in ihre Richtung.
»Ich habe gesagt, du sollst dich
nicht rühren!«, brüllte sie.
Er tat es trotzdem. Allerdings,
um die Taschenlampe auf sein eigenes Gesicht zu richten. Aschfahl und blutüberströmt,
aber unverkennbar. Sie ließ die Waffe sinken.
»Torn?«, fragte sie zweifelnd.
Aufgeplatzte Lippen verzogen sich
zu einem gequälten Grinsen. »Zu Diensten, Ma’am.«
Officer Wayne Dutch
hielt inne, den massigen Oberkörper leicht vorgebeugt. »Hast du das gehört?«
Marc Benedetto, sein Partner,
zuckte mit den Schultern. »Weiß nich’. Irgend ’n Knall oder so. Kam von da
drüben.«
Er wies auf ein allein stehendes
Gebäude, fünfzig Yards westlich von ihnen. Vor dem Hintergrund des Riesenrades
nahm sich der flache Bau wie ein kauernder Schatten aus.
In diesem Moment ertönte ein
deutliches Krachen. Die beiden Männer starrten sich an.
Benedetto griff zu seinem
Funkgerät, doch Dutch fiel ihm in dem Arm.
»Was?«, fragte Benedetto.
»Das ist unser Fang!« Dutchs
Augen leuchteten geradezu vor Jagdeifer.
Benedetto zögerte.
»Das ist die Chance, zu zeigen,
was wir drauf haben, Mann«, setzte Dutch nach.
»Na schön«, fügte sich Benedetto.
»Und wie willst du vorgehen?«
»Siehst du den Eingang dort
vorn?«
Benedetto folgte Dutchs
ausgestrecktem Zeigefinger. »Positiv«, sagte er. »Und?«
»Geh hin und veranstalte einen
schönen Aufstand. Tu, als ob du jeden Moment stürmen würdest.«
»Finte?«, fragte Benedetto.
Dutch grinste. »Finte.«
Im Mondlicht schlich
ein Schatten über den riesigen Parkplatz an der Westseite des Vergnügungsparks.
Im Gegensatz zu den Polizisten, die ihre Fahrzeuge in einer anderen Ecke weit
östlich abgestellt hatten, war ihm der Lieferwagen unter der Baumreihe am
Nordrand des Parks nicht entgangen.
Er legte die Hand um den Griff
der Hecktür und drückte ihn langsam nach unten.
Unverschlossen!
Wusste ich’s doch, ihr Vollidioten!
Er öffnete die Tür, spähte ins
Innere, dann sah er sich noch einmal um, um sich davon zu überzeugen, dass er
nicht beobachtet wurde. Danach huschte er lautlos in den Van und zog die Tür
hinter sich zu. Er holte eine Taschenlampe hervor, schaltete sie ein und ließ
den Lichtkegel über die Ladefläche und ein paar harmlose Werkzeuge streifen,
bis er auf einem simplen Rucksack verharrte, der vorne an der Abtrennung zur
Fahrerkabine lag.
Erwartungsvoll öffnete er den
Verschluss und begann in dem Rucksack zu wühlen. Schnell ertasteten seine
Finger, was er suchte. Im Schein der Lampe glitt etwas Glänzendes aus dem
Rucksack, eine Art Handschuh aus Metall.
»Hab dich«, flüsterte der
Schatten.
Warren McDunn saß in
seinem Büro und schäumte. Erst hatte Rygor oder wie immer er sich in Asylon
nennen mochte, die Frechheit gehabt, mitten im Gespräch aufzulegen, und dann
war der Mann wieder nicht erreichbar, und das mittlerweile schon seit Stunden.
Und als wäre das alles noch nicht genug, hatte McDunns Insider bei der Polizei
ihm gesteckt, dass sie irgendwo in einem verlassenen Vergnügungspark bereits
den zweiten Asylon-Flüchtling aufgestöbert hatten. Ein SWAT -Team war auf dem
Weg dorthin. Nicht
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