Asylon
seinen Gewehrlauf
aus.
Torn sah hoch zur Decke. Der
vordere der beiden Kerle folgte seinem Blick.
»Hätte auch nicht gedacht, dass
die Elektrik noch funktioniert, Mann. Aber so ist es natürlich besser, als wenn
wir euch im Dunkeln abknallen müssten. Hilft gewaltig beim Zielen.«
Erschrocken sah Torn ihn an. Er
hatte mit einer Festnahme gerechnet. Schlimm genug, aber das …
»Sorry, Mann«, fuhr der Mann
fort, »aber irgendwas sagt mir, dass unser Lieutenant euch lieber tot als
lebendig hätte, und da wollen wir ihm den Gefallen doch gern tun.«
»Bin ganz bei dir, Mann«, stimmte
ihm der andere zu.
»Also«, sagte der erste, »sprecht
euer letztes Gebet.«
»Und das Kind?«, rief Saïna in
einer Mischung aus Empörung und Verzweiflung.
Bleich und zitternd, den Blick
starr auf die zum Schuss erhobenen Gewehre gerichtet, stand Poosah halb hinter
ihr.
Der Cop vorne zuckte mit den
Schultern und drehte sich um. »Wie nennt der Lieutenant so was noch mal?«
»Kollateralschaden oder so
ähnlich.«
»Stimmt.« Der erste wandte sich
wieder nach vorn und grinste.
»Uns hier zu erschießen, ist ’ne
echt schlechte Idee!«, rief Torn hastig.
»Na, jetzt bin ich aber gespannt«,
feixte der vordere der beiden Cops.
Torn, der selbst keine Ahnung
hatte, worauf er hinaus wollte, grübelte fieberhaft. Die Männer sahen nicht
aus, als ob sie vorhatten, ihm allzu viel Zeit zu lassen. Es musste doch
irgendwas …
»Die werden sehen, dass ihr uns
auf kurze Distanz erschossen habt. Sieht im Bericht nicht gut aus«, sagte er
schließlich. Keine besonders brillante Idee, aber hoffentlich …
Der vordere Cop legte die Stirn
in Falten. »Und wenn schon«, sagte er jedoch schließlich. Sein rechter Zeigefinger
spannte sich um den Abzug des Gewehrs.
Torn biss die Zähne aufeinander.
»Vielleicht hat er recht«, warf
der Hintere ein. »Lass sie uns nach draußen bringen. Dort können wir sie aus
größerer Entfernung erschießen. Dann sagen wir, wir hätten sie auf der Flucht
erwischt.«
Der vordere Cop zögerte.
Herr im Himmel
…, begann Torn zu beten.
Der Cop vorne, der offenbar das
Sagen hatte, fixierte ihn über das Visier seines Gewehrs, als würde er ihn mit
seinem Blick röntgen.
Dann ließ er den Gewehrlauf ein Stückchen
sinken. »Na gut. Auf die paar Sekunden kommt es auch nicht an. Dann eben raus
mit euch.« Er wies hinter sich, wo eine kleine Metalltür in der Wand
eingelassen war. »Hände auf den Kopf und keine Tricks!«
Torn faltete die Hände auf seinem
Kopf und ging so langsam wie möglich auf die Tür zu. Er hatte ihnen etwas Zeit
gekauft. Doch es war nur ein winziger Aufschub.
Vor der Tür blieb er stehen.
Hinter sich hörte er Saïna heranschlurfen; auch sie war darauf bedacht, möglichst
viel Zeit zu schinden.
»Aufmachen!«, befahl der Anführer
der beiden Cops barsch.
Torn öffnete die Tür und trat
langsam ins Freie. Ein schwacher Chemikaliengeruch empfing ihn. Ein Gebüsch und
eine Reihe Bäume begrenzten die Sicht auf den Park.
»Weiter!«, ertönte es von
drinnen.
Widerwillig setzte er sich wieder
in Bewegung. Schließlich hörte er, wie hinter ihm die Tür zuschlug. Er drehte
sich um. Saïna und Poosah hatten ihn bereits erreicht. Die beiden Polizisten
standen vor ihnen.
»Umdrehen und langsam bis zu den
Bäumen dort gehen!«, wurden sie angewiesen.
Torn und Saïna tauschten einen
verzagten Blick. Poosah hatte sich im Stoff von Saïnas Overall gekrallt. Tränen
liefen ihr übers Gesicht.
» WIRD’S BALD! «,
brüllte der eine Cop.
Torn suchte verzweifelt nach
einem Ausweg, doch ihm wollte einfach nichts mehr einfallen. Die einzige Hoffnung,
die er gehabt hatte, schien sich nicht zu erfüllen. Das Spiel war aus. Sicher
war es besser, es endlich zu akzeptieren.
Er zwinkerte Saïna zu. »In einer
besseren Welt …«, wisperte er.
Sie schluckte schwer. Dann nickte
sie zögerlich. Ihre Augen glänzten.
Langsam drehten sie sich um und
gingen auf die Bäume zu. Seine Rückenmuskulatur verkrampfte sich in Erwartung
der tödlichen Schüsse.
Lieutenant Wynton war
beunruhigt. Seltsame Lichter waren am westlichen Horizont aufgetaucht. Er hob
sein Fernglas an die Augen.
»Verdammt«, brummte er.
»Was ist los, Sir?«, fragte
Sergeant Dowd besorgt.
»Keine Ahnung. Vielleicht
Hubschrauber.«
»Unsere Jungs?«
»Wüsste nicht warum. Ich hab sie
jedenfalls nicht bestellt.«
»Und was machen wir?«
Grübelnd studierte Wynton durch
das Fernglas die sich nähernden Lichter.
Eine
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