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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Wohngebiet gewandelt. Kleine Häuser mit Vorgärten,
nichts Großartiges, keine reichen Leute, aber adrett gekleidet. Hier wohnten
kleine Bankangestellte neben Handwerkern. Seine Gegend.
    Er schaltete das Screenpad aus
und steckte es in den Rucksack zurück, während der Bus an den letzten Häusern
bis zu Johns Haltestelle vorbeifuhr. Dann bat er den älteren Herrn, der sich
mittlerweile neben ihm niedergelassen hatte, ihn aufstehen zu lassen, und stieg
schließlich aus dem Bus.
    Die meisten Bewohner der kleinen
Straße, in der er wohnte, hatten bereits ihre Gärten geharkt. Überall sah er
Blätterhaufen, und der würzige Duft von feuchtem Laub hing in der Luft. Er nahm
einen tiefen Atemzug und machte sich auf den Weg zu seinem Haus, dessen rotes
Schindeldach ihm bereits aus der Ferne entgegenleuchtete.
    Während er an den Häusern seiner
Nachbarn vorbeischritt, malte er sich den Verlauf des Wochenendes aus: Jackpot,
sein orangefarbener Kater und einziger Mitbewohner, würde auf dem Schaukelstuhl
auf der Veranda dösend das Freitagnachmittagsempfangskomitee bilden; nachdem
das Tier sein Futter bekommen hatte, würde sich John einen Kaffee gönnen und
seine Lieblings-Sitcom; für den Samstagabend erwartete er Pete Durst, seinen
Nachbarn von gegenüber, mit einem seiner Freunde zum Poker, das heißt, wenn
dessen Göttergattin Lizzy ihn aus dem Haus ließ.
    Das Danach war allerdings noch
ein etwas schmerzliches Loch. In dieser Gegend hatten die meisten Menschen
eine Familie, mit der sie ihre Sonntage verbrachten, und John bildete die
Ausnahme, die diese Regel bestätigte. Auch wenn er bei vielen seiner Nachbarn
ein gern gesehener Gast war, so war er es doch mitunter leid, dass sie stets,
halb im Scherz, Johns Ungebundenheit priesen und sich über die Routine ihres
eigenen Familienlebens beschwerten, um die er sie insgeheim beneidete. Nun,
vielleicht würde er mal wieder Mary-Sue, seine Abteilungssekretärin, zum Essen
einladen. Zwar erwiderte er nicht die Gefühle, die sie augenscheinlich für ihn
hegte, aber immerhin war sie eine amüsante Gesellschaft.
    Ein ungewohnter Anblick riss ihn
aus seinen Gedanken. Schon seit Monaten hatte das Haus direkt neben dem seinen
leer gestanden. Die vierköpfige Familie, die dort jahrelang gelebt hatte, war
nach San Francisco umgezogen. Immer wieder hatte es Maklertermine gegeben, aber
bisher hatte sich niemand für das kleine Haus entscheiden mögen.
    Das schien sich geändert zu
haben. Eine Frau, klein und drahtig, mit schulterlangem schwarzen Haar, stand
im Vorgarten des Hauses, die Hände in die Seiten gestemmt. Ihre Augen waren auf
ein großes dunkelhäutiges Mädchen in den mittleren Teens gerichtet, das gerade
versuchte, das »Zu Verkaufen«-Schild aus dem Boden zu reißen. Um die beiden
tollte ein kleiner Junge von vielleicht sechs oder sieben Jahren über die
ungemähte Wiese. Neugierig beobachtete John das seltsame Trio, während er sich
näherte.
    Plötzlich sah die Frau in seine
Richtung. Für einen Moment weiteten sich ihre Augen, so als wäre sie überrascht
über seinen Anblick, dann verflog der Eindruck, und sie winkte ihm freundlich
zu. John hob die Hand mit der Zeitung und grüßte zurück.
    »Hallo!«, sagte sie, als er nahe
genug heran war.
    »Auch hallo!«, antwortete John
fröhlich. Die Frau sah attraktiv aus. Er fragte sich, ob sie wirklich …
    »Sind Sie hier aus der Gegend?«,
unterbrach sie seinen Gedanken.
    »Das will ich meinen. Ich wohne
direkt nebenan.« Er wies auf sein Haus, von dessen Veranda her Jackpot gelassen
die Szene beäugte.
    »Tja«, sagte sie, »ich schätze,
dann sind wir jetzt Nachbarn.«
    Das dunkelhäutige Mädchen hatte
sich mittlerweile zu ihnen gesellt und betrachtete ihn mit einem merkwürdig
intensiven Blick. Auch der kleine Junge hatte sein Spiel unterbrochen und hing
nun am Rockzipfel seiner … ja, was war sie eigentlich? Keiner von den dreien
sah dem anderen im Mindesten ähnlich.
    »Fein«, sagte John und streckte
die Hand aus. »Ich bin John Smith.«
    Sie ergriff sie und schüttelte
sie herzlich. »Freut mich, John. Ich bin Tina Myers, und das hier sind meine
beiden Adoptivkinder. Die hübsche junge Dame heißt Susanne, und der kleine
Wilde hier ist Torn.«
    Die beiden begrüßten ihn artig.
    »Torn?«, wiederholte John. »Das
ist ein … ein besonderer Name.«
    Sie lächelte zu dem Kleinen
herab. »Ich habe ihn nach seinem Vater benannt«, sagte sie.
    »Oh, ist er … Ich meine, sind Sie
…«, stammelte John.
    Ihr Lächeln

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