Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
fluchend an seiner Kette
zappelte. Rygor stieß einen theatralischen Seufzer der Erleichterung aus, dann
brachte er seine Kleidung wieder in Ordnung und trat ein paar Schritte zurück,
während es lauwarm an Scooter hinunterrann. Pailey und Bulk tauschten High-Five
aus.
    »Dafür werde ich ihn dir
abschneiden, du Schwein«, maulte Scooter.
    Mit amüsiertem Blick beugte sich
Rygor zu ihm hinab. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass du dazu noch
Gelegenheit bekommst.«
    Er richtete sich wieder auf und
lachte schallend. Pailey und Bulk fielen mit ein. Ein paar Momente hallten die
nackten Wände des Raumes von ohrenbetäubendem Gelächter wider. Scooter lief ein
Schauer über den Rücken. Das erste Mal, seit er aufgewacht war, begriff er wirklich,
dass er ihnen völlig ausgeliefert war. Angst stieg in ihm auf. Nackte,
rückgratlose, windelweiche Panik. Vor seinem geistigen Auge flehte er Rygor um
sein Leben an, versprach ihm alles zu erzählen, was er wissen wollte. Doch er
tat nichts dergleichen. Stattdessen beobachtete er mit zusammengebissenen
Zähnen, wie Rygor langsam um ihn herumwanderte, als wollte er ihn begutachten.
Urin und schweiß rannen ihm in die Augen und ließen ihn blinzeln.
    »Wer war sie?« Rygors Stimme kam
aus einem toten Winkel.
    »K-keine Ahnung, w-wovon du
redest.«
    »Die tote Schlampe von der
Grenze«, präzisierte Rygor mit der überlegenen Geduld desjenigen, der genau
weiß, dass er am Drücker ist.
    »Weiß n-nicht. Ist dein Fall, wie
du gesagt hast.«
    » DANN  …«
    Der Tritt traf Scooter völlig
unvorbereitet in die Seite. In seinem Körper knackte etwas.
    »… MÖCHTE ICH GERNE WISSEN …«
    Noch einer, diesmal gegen den
Kopf. Es fühlte sich an, als würde er zerplatzen wie eine überreife Melone.
    »… WARUM DU UND DEIN BOSS …«
    Erneut ein Tritt, diesmal in die
Nieren. Ihm blieb vor Schmerz die Luft weg.
    »… DAUERND DARIN HERUMSTOCHERN! «
    Die Worte brausten ihm in den
Ohren und prasselten auf seinen Geist ein wie ein Sandsturm, ergaben aber
keinen Sinn mehr. Sein ganzer Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen. Plump
und schwer baumelte er an der Kette. Die Schwingungen beförderten immer noch
mehr Blut in seinen Schädel, bis er das Gefühl hatte, es müsste ihm aus dem
Ohren spritzen. Der Raum versank in einem gnädigen Nebel.
    Dämmer …
    Dunkelheit …
    Ein weiterer Schwall Eiswasser
riss ihn vom gnädigen Gestade der einsetzenden Ohnmacht wieder zurück in die
Welt des Schmerzes. Auf dem Boden unter sich konnte er sehen, wie sich das
Wasser mit seinem Blut mischte.
    »Noch einmal: Wer war sie?«,
tönte es von irgendwoher.
    Scooter bemühte sich, den
Schleier abzuschütteln, der seine Sicht verhüllte, aber jede noch so kleine
Kopfbewegung wurde von pulsierenden Schmerzen bestraft.
    »Kei-e Ah-ung …«
    Seine Stimme hörte sich fremd und
schwach an. Er hatte Mühe, mit seinen geschwollenen Lippen Konsonanten zu
bilden.
    »Er spielt den Helden«, hörte er
Rygors Stimme aus dem Off. »Gebt mir das Tape.«
    Tape? Was soll
das?
    Es machte wenig Sinn, ihn noch
mehr zu fesseln. Dann stieß die Erkenntnis schockartig durch sein Hirn.
    Gebrochene Nase …
    Schwellung …
    Knebel …
    Keine Luft …
    Kaum hatte er die Gedankenkette
zu Ende gebracht, als zwei kräftige Hände seinen schmerzenden Kopf eisern fixierten.
Er bäumte sich verzweifelt auf, versuchte sich dem Griff zu entziehen, doch ein
anderes Paar Arme schlang sich um seine Oberschenkel, und schon war er bewegungsunfähig,
hilflos wie ein Schlachtopfer. Rygors Gesicht erschien direkt vor seinem.
    »Gute Nacht, Schwuchtel.«
    Dann klebte Rygor das Panzerband
über Scooters Mund.

    Saïna erwachte von einem
erstickten Krächzen. Sie schrak hoch und schaute sich ungläubig um. In der
Halbwelt zwischen Traum und Wirklichkeit wollte es ihr für eine Weile nicht
gelingen, zu verstehen, wo sie war und was sie hierhin gebracht hatte. Ihr
Blick fiel auf den hoch gewachsenen Mann, der an ihrer Seite auf dem breiten
Bett lag und der sich gerade mit einem Schnarcher zur anderen Seite drehte.
    Sie spürte, wie ihr die Röte ins
Gesicht stieg. Warum, um Himmels willen, habe ich das getan? Warum er?
    In den drei Jahren, seit Lynn und
Poosah sie gefunden hatten, hatte sie nur ein einziges Mal mit einem Kerl
geschlafen. Irgend so ein armer Tropf, Gehilfe eines Gemüsehändlers, drei
Ebenen unter ihrer Wohnung. Hübscher Kerl, aber völlig nutzlos. Dumm fickt gut, hatte Lynn ihre Einwände weggewischt und
sie nach allen

Weitere Kostenlose Bücher