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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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einem endgültigen Schlussstrich geklungen hatte, so wussten wir vermutlich beide, dass unsere gemeinsame Zeit – sofern nicht noch ein kleines Wunder geschah – vorbei war. Erfahrungsgemäß verhielt es sich mit dem Thema Trennung wie mit einem Flaschengeist: War er erst einmal aus der Flasche raus, konnte man ihn nur schwer zur Rückkehr bewegen.
    »Wir haben nie über die Zukunft gesprochen«, redete Conrad weiter. »Wahrscheinlich, weil wir beide insgeheim geahnt haben, dass das mit uns nichts für die Ewigkeit ist.«
    »Was ist schon für die Ewigkeit?«, fragte ich mit zitternder Stimme, die Tränen schnürten mir fast die Kehle zu.
    Auch wenn wir nie Zukunftspläne geschmiedet hatten – ich zumindest hatte fest auf Conrad gezählt. Obwohl mir durchaus bewusst gewesen war, dass wir in Sachen Familienplanung möglicherweise nicht das gleiche Ziel ansteuerten. Aber mit ein paar kleinen Kurskorrekturen …
    »Melina, mal Hand aufs Herz. Warum bist du eigentlich noch mit einem alten Knacker wie mir zusammen?«
    Unter Conrads forschendem Blick begannen meine Tränen zu fließen. »Das fragst du noch?!«, schluchzte ich. »Du bist einfühlsam, liebevoll, intelligent, hast Humor …«
    »Siehst du«, unterbrach mich Conrad.
    »Was sehe ich?« Ich umklammerte den Salzstreuer, als könnte er mir den Halt geben, den ich jetzt dringend gebraucht hätte.
    »Du hast kein Wort davon gesagt, dass du mich liebst.«
    »Aber natürlich liebe ich dich!«, versicherte ich unter Tränen.
    »Das glaube ich dir sogar. Aber nicht so, wie man den Partner, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will, lieben sollte.«
    Tief in meinem Inneren musste ich mir eingestehen, dass Conrad damit vermutlich nicht ganz falsch lag. Wenn ich an ihn dachte, war das ein warmes Gefühl. Wie eine Kuscheldecke oder eine Tasse Kakao mitten im klirrend kalten Winter. Er vermittelte mir Sicherheit und Geborgenheit, stand für Zuverlässigkeit und Beständigkeit. Aber reichte diese eine Facette der Liebe, um auf Dauer zusammen glücklich zu werden? Conrad war in den letzten zwei Jahren so etwas wie mein sicherer Hafen gewesen, nun würde ich mich wieder auf die gefährliche stürmische See hinauswagen müssen, wo Piraten wie Kai ihr Unwesen trieben und nur darauf warteten, einem das Herz zu brechen.
    Allein bei dem Gedanken daran begann mein Magen zu rebellieren.

Kapitel 20
    C onrad fehlte mir! Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich dachte: Das muss ich Conrad erzählen. Oder: Was Conrad wohl dazu sagen wird? Doch so weh es auch tat, ich sah ein, dass unsere Trennung die einzig vernünftige Entscheidung gewesen war. Nicht der große Altersunterschied trug die Schuld am Scheitern unserer Beziehung, sondern die unterschiedlichen Träume und Vorstellungen, die wir vom weiteren Verlauf unseres Lebens hatten. Irgendwann würde ich Conrad vermutlich dankbar sein, dass er mir diesen Schritt abgenommen hatte. Vielleicht hatte es so kommen müssen. Wäre unsere Liebe stark genug gewesen, hätten wir möglicherweise einen Weg gefunden, wären Kompromisse eingegangen oder hätten nach anderen Lösungen gesucht. Aber so wie’s aussah, hatte Amor bei uns seine Munition verschossen.
    Eigentlich hatte ich gehofft, dass Ilka jetzt, da ich nicht mehr mit ihrem Vater zusammen war, ein wenig netter zu mir sein würde. Aber entweder hatte Conrad ihr die gute Nachricht noch nicht überbracht, oder Ilka verhielt sich aus purer Gewohnheit so biestig.
    Als ich ihr zufällig auf dem Flur über den Weg lief, schnarrte sie im Vorbeigehen: »Wir müssen über das Hoteljubiläum sprechen. 18:30 Uhr, in meinem Büro.« Das war keine Bitte gewesen, ja nicht einmal eine Frage, sondern ein Befehl.
    »Tut mir leid, das geht nicht«, rief ich ihr, überrumpelt von so viel Frechheit, hinterher. »Ich muss heute Abend pünktlich Feierabend machen«, fügte ich fast schon entschuldigend hinzu.
    »Sie müssen was?«
    Ilka war so abrupt stehen geblieben, dass ich den Boden unwillkürlich nach Bremsspuren absuchte. Es war der Fürstin am Gesicht abzulesen, dass sie ein solch aufmüpfiges Verhalten nicht tolerieren konnte. Offenbar lebte sie in dem Irrglauben, dass jeder Angestellte sich mit seiner Unterschrift unter dem Arbeitsvertag freiwillig in die Sklaverei begab.
    Aber ich blieb hart. Bei allem Engagement und Einsatz: Ich hatte in den letzten Wochen genug Überstunden gemacht. Scheiß doch der Hund auf Kai und diese blöde Beförderung, dachte ich, heute geht meine Freundin

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