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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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interessierte ihn, wie ich schnell feststellte, jedoch nicht die Bohne. Umso mehr brannte er darauf zu hören, ob die Beziehung von Kai und Ilka Fortschritte gemacht hatte. Das konnte ich reinen Gewissens bejahen.
    Ich erzählte Conrad von dem Abend in der Pianobar. Dass ich eingeschlafen war und die beiden Turteltäubchen sich selbst überlassen hatte, verschwieg ich. Solche Peinlichkeiten behielt man lieber für sich. Stattdessen rekonstruierte ich für Conrad die Szene an der Bar so, wie ich sie mir im Nachhinein in meiner Fantasie ausgemalt hatte. Ich erzählte, dass die beiden miteinander getanzt und anschließend sogar Brüderschaft getrunken hatten – was Conrad mit einem wohlwollenden Nicken und einem zufriedenen Lächeln aufnahm. Die Stelle, an der Kai mit der Zahnbürste in der Hand vor meiner Tür gestanden hatte, ließ ich sicherheitshalber weg. Nicht dass Conrad – genau wie ich – womöglich noch falsche Schlüsse daraus zog. Alles in allem schien er mit dem Ergebnis der Geschäftsreise sehr zufrieden zu sein. Aber anstatt nun endlich auf erfreulichere Dinge – unseren Jahrestag zum Beispiel – zu sprechen zu kommen, wollte er noch ein bisschen über seine Tochter reden.
    »Ich weiß, dass du und Ilka euch nicht besonders gut leiden könnt.« Das war die Untertreibung des Tages. Conrad schenkte mir noch einen Schluck Wein nach. »Ilka macht es einem auch nicht immer ganz leicht, sie zu mögen. Nach außen verkauft sie sich gerne als knallharte Geschäftsfrau, aber glaub mir, hinter ihrer selbstbewussten Fassade verbirgt sich ein wirklich liebenswerter Mensch.«
    Ich war drauf und dran, Conrad zu verraten, welchen Spitznamen Ilka von der Belegschaft verpasst bekommen hatte, verkniff es mir jedoch lieber. »Harte Schale, weicher Kern. Meinst du so etwas in der Richtung?«, fragte ich stattdessen.
    Conrad nickte. »Weißt du, mir ist es nämlich wichtig, dass ihr endlich das Kriegsbeil begrabt.«
    »An mir soll’s nicht liegen«, murmelte ich und schob mir schnell den nächsten Bissen Lasagne in den Mund, bevor Conrad versuchen konnte, mir noch mehr Zugeständnisse abzuringen.
    »Schön zu hören. Denn vermutlich werdet ihr beide in nicht allzu ferner Zukunft noch enger zusammenarbeiten.«
    Spielte Conrad etwa gerade auf die Beförderung an? Wusste er etwas, was ich noch nicht wusste? Beispielsweise, dass Kai von einer Python gebissen worden oder dass er beim Fallschirmspringen abgestürzt war? Anderenfalls fand ich nämlich nicht, dass es im Moment allzu gut für mich aussah.
    Ohne das Thema weiter auszuführen, schwenkte Conrad plötzlich um und gab dem Gespräch endlich die von mir gewünschte Richtung. »Sicher fragst du dich, was der Anlass für das heutige Abendessen ist.«
    Nö, eigentlich nicht. Aber Conrad zuliebe spielte ich weiter die Unwissende. Er kochte, ich vergaß den Jahrestag. So sah es der Rollentausch vor.
    »Als du in Salzburg gewesen bist, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht«, sagte Conrad und griff nach meiner Hand. »Ich finde, unsere Beziehung ist an einem Punkt angelangt, an dem wir eine Entscheidung treffen müssen.«
    Mein Herz begann aufgeregt zu klopfen, und die Hand, die Conrad mit sanftem Druck umschlossen hielt, wurde feucht. Mit allem hatte ich gerechnet – mit Blumen, mit Kerzen, vielleicht sogar mit einem Geschenk, aber nicht damit, dass Conrad unseren Jahrestag zum Anlass nehmen würde, unsere gemeinsame Zukunft zu planen. Womöglich wollte er mir sogar einen Antrag machen! Durfte ich den denn überhaupt annehmen? Immerhin war Conrad ja noch verheiratet und Bigamie in Deutschland verboten.
    »Außerdem ist da noch die Sache mit den Kindern«, sprach Conrad weiter. »Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, wie du dich vor Freude darüber, dass Achim noch mal Papa geworden ist, fast überschlagen hast? Obwohl du ihn eigentlich für einen aufgeblasenen Affen hältst.«
    »Hat man mir das so deutlich angemerkt?«, fragte ich grinsend. In meinem Bauch kribbelte es wie in einem Ameisenhaufen.
    Conrad nickte, ebenfalls grinsend. Doch dann wurde er wieder ernst. »Auch der Sonntag mit Ben war bestimmt kein Zufall. Ich finde den kleinen Kerl schwer in Ordnung und würde jederzeit wieder Babysitter spielen, aber …«
    Aber was? Das klang doch alles schon ganz vielversprechend. Trotzdem beschlich mich plötzlich ein mulmiges Gefühl. Sätze, die mit »aber« begannen, gingen in den seltensten Fällen gut aus.
    »… aber du möchtest eigene Kinder bekommen, eine Familie

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