Aszendent Blödmann
Charlotte.
»Kein Problem, ich liebe solche Blowjobs.«
Wir näherten uns dem Hotel, wo ich wieder in mein eigenes Auto umsteigen wollte. »Um was sollen wir wetten, dass du heute nicht nur rote Rosen, sondern auch sexy Unterwäsche geschenkt bekommst?«, neckte ich Charlotte. »Ich hoffe, Ben ist so rücksichtsvoll, euch ausnahmsweise mal nicht zu stören.«
»Das hoffe ich auch.« Charlotte fischte einen Apfel aus dem prall gefüllten Proviantkorb und biss herzhaft hinein. »Und du? Was hast du heute noch vor?«
»Ich werde Kai einen Besuch abstatten«, erklärte ich mit fester Stimme.
Charlotte bekam einen Hustenanfall, ein Stück Apfel war ihr im Hals stecken geblieben. Auf den letzten Metern bis zum Hotel war sie so damit beschäftigt, nicht zu ersticken, dass sie mir keine weiteren Fragen stellen konnte. Erst als ich auf dem Parkplatz aus dem Observierungsfahrzeug stieg, war sie wieder zum Sprechen fähig.
»Tu bloß nichts Unüberlegtes, hörst du?!«, flehte sie mich an. »Das ist der Idiot doch überhaupt nicht wert. Mord bleibt Mord, ob nun vorsätzlich begangen oder im Affekt.«
Zumindest in diesem Punkt konnte ich Charlotte mit gutem Gewissen beruhigen. Trotzdem versprach ich ihr, mich sicherheitshalber von Messern und anderen spitzen oder gefährlichen Gegenständen, die sich als Tatwaffe eignen würden, fernzuhalten.
Aber auch wenn ich bestimmt nichts Unüberlegtes tun würde – schließlich hatte ich stundenlang darüber nachgedacht –, gutheißen würde Charlotte meinen Plan ganz sicher nicht.
Kapitel 21
I ch musste es einfach tun! Ich musste es tun, um dieses unglückselige Kapitel meiner Vergangenheit endlich ad acta zu legen. Zitternd vor Nervosität, parkte ich meinen Wagen einige Meter von Kais Haus entfernt am Straßenrand. Noch konnte ich mich klammheimlich aus dem Staub machen. Aber wenn ich mir etwas vorgenommen hatte, dann zog ich das auch durch. Basta. Ich hasste es, unangenehme Dinge unnötig lange vor mir herzuschieben. Nun war Sex natürlich nicht mit einem Berg Bügelwäsche, einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt oder einer Steuererklärung vergleichbar, trotzdem wollte ich die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Mittlerweile war mir längst klar geworden, dass der erotische Traum in der Pianobar kein Zufall gewesen war. Ob es mir nun gefiel oder nicht: Kai übte nach wie vor eine große körperliche Anziehungskraft auf mich aus. Im Gegensatz zu meinem Verstand wusste mein Körper eben keineswegs, was gut für mich war. Warum sonst gierte er beispielsweise ständig nach Schokolade oder stellte sich tot, wenn es darum ging, morgens um sieben durch den Park zu joggen? Davon mal abgesehen hatte alles, was man nicht haben konnte oder nicht haben durfte, den größten Reiz. Ich war mir sicher: Wenn ich erst einmal mit Kai geschlafen hatte, war die Sache ausgestanden, und ich konnte die Vergangenheit endlich ruhen lassen.
Auch bei der praktischen Umsetzung sah ich keine Probleme: Nachdem Conrad und ich uns getrennt hatten, stand einem One-Night-Stand nichts mehr im Wege. Und Kai, der garantiert kein Kostverächter war, würde zu einer schnellen Nummer bestimmt nicht Nein sagen. Selbst meiner Mutter würde mein Plan gefallen, bot er doch die Möglichkeit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und Kai sein schäbiges Verhalten von damals heimzuzahlen. Ich würde mir holen, was ich haben wollte, und ihn anschließend wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. So wie er es vor Jahren mit mir gemacht hatte. Obwohl ich mir alles ganz genau überlegt hatte, war ich so nervös, als wäre es mein erstes Mal. Mit schlotternden Knien stieg ich aus dem Auto und näherte mich dem Gartentor.
Möglicherweise war Kai ja auch gar nicht zu Hause, was allerdings ziemlich unwahrscheinlich war, denn alle Zimmer des Hauses waren hell erleuchtet. Offenbar hatte der Gute noch nie was vom Energiesparen gehört … Typisch! Männer von Kais Kaliber dachten als Erstes nur an sich selbst, als Zweites an sich selbst und als Drittes möglicherweise noch an die Benzinschleuder, mit der sie über die Autobahn heizten. Sich über ihre Mitmenschen, geschweige denn die Umwelt Gedanken zu machen kam ihnen nicht im Traum in den Sinn. Solchen ignoranten Typen traute ich alles zu! Sogar einen Joghurtbecher in die Biotonne zu schmeißen.
Wütend stapfte ich auf den Hauseingang zu. Dort klingelte ich Sturm. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Los, nun mach schon! Dreizehn
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