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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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mit dem weiblichen Zyklus und den fruchtbaren Tagen hervorragend aus. Kai schied als Kindsvater mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus. Also kam nur Conrad als Daddy in spe in Frage. Und der hatte mir bei unserer Trennung unmissverständlich klargemacht, dass er seinen Ruhestand mit anderen Dingen als mit dem Wickeln und Füttern eines Babys verbringen wollte. Davon mal abgesehen würde es schwierig werden, mit einer Babyschale auf dem Gepäckträger die Route 66 hinunterzudonnern, auch bei einer Weltumsegelung war ein Baby unter Umständen ein wenig hinderlich. Womöglich würde Conrad sogar denken, dass ich ihm absichtlich ein Kind »angehängt« hatte, schließlich war ihm nicht entgangen, wie sehr ich mich bemüht hatte, ihm das Thema schmackhaft zu machen. So oder so, diese Ungewissheit konnte ich keine Minute länger ertragen, ich musste auf der Stelle Klarheit haben.
    Als ich mich gerade auf den Weg zur Apotheke machen wollte, kam ein Anruf von der Baustelle. Ausnahmsweise hatten die Handwerker einmal mitgedacht und sich nicht nur stupide an die Anweisungen gehalten. Was ich mir in den vergangenen Wochen oft sehnlich gewünscht hatte, erwies sich nun als kontraproduktiv. Anstatt auf »Zwergenmaß«, wie einer der Arbeiter es nannte, hatten die Herren Installateure die Waschbecken auf normaler Erwachsenenhöhe angebracht. Nun gut, die Männer konnten schließlich nicht wissen, dass es sich um eine Kindereinrichtung handelte, der überdimensional große Frosch an der Wand und die mit Bienen und Schmetterlingen bemalte Garderobe, ebenfalls »Zwergenmaß«, mussten ja nicht unbedingt was zu bedeuten haben … Da der Architekt gerade nicht erreichbar war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich selbst um die Sache zu kümmern.
    »Drüben auf der Baustelle gibt’s Probleme«, erklärte ich Yvonne hastig. »Ich kann jetzt hier unmöglich weg. Wärst du wohl so nett, mal eben für mich in die Apotheke zu gehen und mir etwas zu besorgen?«
    »Klar, was brauchst du?«, fragte sie hilfsbereit wie immer. »Aspirin? Baldriantropfen?«
    Just in diesem Moment spürte ich, wie sich mein Magen erneut zusammenkrampfte. Ich presste die Hand vor den Mund und sah mich verzweifelt nach einem Behältnis um, dem ich meinen Mageninhalt anvertrauen konnte. Dabei blieb mein Blick an Yvonnes Handtasche hängen, die neben ihr auf dem Fußboden stand. Moment mal, war das nicht Mariannes Tasche? Die mit dem roten Innenfutter? Der Wetteinsatz?
    Yvonne, die meinem Blick gefolgt war, reichte mir über den Schreibtisch hinweg hektisch ihren Papierkorb. »Untersteh dich, in meine Tasche zu kotzen!« Doch zum Glück war die Übelkeit genauso schnell verflogen, wie sie gekommen war.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass du etwas für deinen Magen brauchst?«, fragte Yvonne, nachdem sie ihre Tasche in Sicherheit gebracht hatte, mitfühlend.
    »Äh … nicht so direkt.« Ich warf einen raschen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass wir auch wirklich unter uns waren. Dann fuhr ich fort: »Ich wollte dich bitten, mir einen Schwangerschaftstest zu besorgen.«
    Yvonne blieb vor Staunen fast der Mund offen stehen. »Einen …?«
    »Ja, du hast schon richtig verstanden.« Ich kramte in meinem Portemonnaie nach Geld.
    »Lass stecken, das machen wir später.«
    Yvonne schulterte ihre Handtasche und machte sich auf den Weg zur Tür. Hatten mich meine Kolleginnen etwa schon abgeschrieben? Was das Rennen um die Stelle des Abteilungsleiters bereits entschieden? Oder hatte Yvonne sich vielleicht einfach nur die gleiche Tasche gekauft wie Marianne?
    »Ach, Yvonne!«, rief ich sie noch einmal zurück. »Sei bitte so lieb und behalte das mit dem Schwangerschaftstest für dich, O. K.?«
    »Sag mal, was denkst denn du von mir?«, antwortete sie empört. »Das ist doch wohl selbstverständlich!«
    Zum Glück ließ sich die Panne mit den falsch montierten Waschbecken relativ leicht beheben, auch wenn es mich einiges an Überredungskunst gekostet hatte. Die Handwerker auf unserer Baustelle waren nämlich nicht nur sehr stur, sondern auch ausgesprochen kreativ, zumindest wenn es um das Erfinden von Ausreden ging. Der Tag zu kurz, die Wände zu schief. Und irgendwann würden sie mir bestimmt auch noch verklickern, dass es ganz normal war, wenn bei Vollmond die Fliesen von den Wänden fielen. Aber zumindest bei der Höhe der Waschbecken hatte ich mich durchgesetzt. Als ich aus dem Kinderparadies zurückkehrte, trudelte fast zeitgleich

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