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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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der Tick mit den Autos.«
    »Tick? Sie sagen das so abfällig. Könnten wir uns nicht auf Hobby einigen? Oder haben Sie was gegen Autos?«
    »Oh nein«, versicherte ich hastig. »Im Gegenteil. Ich finde Autos unglaublich … wichtig. Feuerwehrautos zum Beispiel, Krankenwagen oder Müllfahrzeuge …«
    »Sehen Sie, so fängt es an.« Kai feixte. »Als kleiner Junge bin ich auch total auf Feuerwehrfahrzeuge abgefahren. Und jetzt habe ich eben eine Schwäche für Oldtimer. Ich liebe es, an den alten Karren herumzuschrauben. Das hat so was Beruhigendes.«
    »Warum versuchen Sie es zur Abwechslung nicht mal mit Yoga oder Meditation?!«
    Kai grinste schelmisch. »Sie mögen meine Penisverlängerung nicht, stimmt’s?«
    Die Antwort auf diese Frage blieb ich Kai schuldig, denn als ich gerade an einer schlagfertigen Erwiderung herumfeilte, wurde ich von der Seite angesprochen: »Hi, Mel! Das ist ja vielleicht ein Zufall, dass wir uns hier über den Weg laufen! Gehst du oft in dieses Restaurant?«
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, woher ich den gut aussehenden, nach Obsession duftenden Schlipsträger kannte. Andreas sah eigenartig fremd aus. Lag es an der ungewohnten Umgebung? An dem schicken anthrazitfarbenen Anzug? Oder an der fremden Frau an seiner Seite, die ihm nicht minder gut zu Gesicht stand? Sofort schämte ich mich für diesen Gedanken. Was hatte diese Frau neben Andreas verloren? Das war Charlottes Platz! Husch, husch, weg da!
    Das exotische Geschöpf, das gerade schwungvoll die dunkle Lockenmähne in den Nacken warf, sah aus, als wäre es einem Raubtierkäfig oder einem MTV-Video entsprungen. Sollte Charlotte mit ihrem Verdacht womöglich doch richtigliegen? Vielleicht hatten Ehefrauen tatsächlich so etwas wie einen sechsten Sinn, wenn es um die Treue ihrer Partner ging.
    »Wo ist denn deine Frau?«, fragte ich Andreas vorwurfsvoll und warf dem scharfen Feger neben ihm einen giftigen Blick zu.
    Andreas sah mich an, als ob ich nicht mehr ganz dicht wäre. »Na, wo soll sie um diese Uhrzeit schon sein? Zu Hause, nehme ich an.«
    »Wir«, er zeigte erst auf die dunkelhäutige Latinoschönheit und dann auf sich, so als wäre ich ein bisschen schwer von Begriff, »sind mit ein paar Kollegen zum Mittagessen hier verabredet. Ich habe wirklich einen Wahnsinnsappetit.«
    Bildete ich mir das nur ein, oder schielte Andreas dabei auf die Brüste seiner Begleiterin, die sich prall und rund unter dem viel zu kurzen Kleidchen abzeichneten? Vielleicht war es aber auch gar kein Kleid, sondern bloß ein langes T-Shirt. Dann war die Dame entweder ziemlich mutig oder ziemlich vergesslich, denn von einer Hose fehlte jede Spur.
    Plötzlich schien Andreas es ziemlich eilig zu haben, sich zu verabschieden. »Wir müssen los. Die anderen warten bestimmt schon auf uns.«
    »Grüß Charly von mir«, bat ich ihn eindringlich. »Hörst du, vergiss es bitte nicht! Grüß deine Frau und deinen entzückenden kleinen Sohn von mir«, versuchte ich ein letztes Mal, an sein Gewissen zu appellieren.
    Nachdem Andreas und seine Begleiterin verschwunden waren und wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, gab ich mir Mühe, mich wieder voll und ganz auf Kai zu konzentrieren. Überrascht stellte ich fest, dass man eigentlich ganz nett mit ihm quatschen konnte – auch wenn er, wie mir sehr wohl bewusst war, charakterlich ein Schwein war. Ein Schwein, das mit einem Bein bereits im Grab stand …
    Im Verlauf unseres Gespräches erfuhr ich auch Dinge aus Kais Vergangenheit. Zum Beispiel, dass er vor seinem Studium eine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht hatte, mit dem Ziel, eines schönen Tages die Werkstatt seines Großvaters zu übernehmen. Seine Eltern waren jedoch der Meinung gewesen, dass diese »Autobastelei« kein anständiger Beruf sei, und hatten ihn mehr oder weniger dazu überredet, etwas Vernünftiges zu lernen.
    »Tja, und was ist nun aus mir geworden? Ein windiger Marketingfuzzi«, so beendete Kai, ein wenig wehmütig, wie mir schien, diese Episode seiner Vergangenheit.
    Abgesehen davon, dass wir das gleiche Studium absolviert hatten, entdeckten wir auch noch andere Gemeinsamkeiten. Wir liefen beide gerne Ski, unsere Lieblingsfarbe war Blau, und wir hielten Briefmarkensammler für verkappte Psychopathen. Darüber hinaus mochte Kai genau wie ich warme Milch und kalte Pizza.
    »Kalte Pizza – klingt irgendwie erbärmlich.« Kai lachte. »Tja, das ist eben das Los von uns Singles. Nur für sich selbst zu kochen macht irgendwie keinen

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