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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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um.
    »Hallo, Herr Doktor Dahlmann«, hüstelte Kai und band sich seinen bunt geringelten Schal noch ein bisschen enger um den Hals. »Nett, dass Sie sich melden. So schnell habe ich gar nicht mit Ihrem Anruf gerechnet.«
    Während ich so tat, als wäre ich in meine Arbeit vertieft, belauschte ich Kais Telefonat. Völlig zu Unrecht wurde uns Frauen oft Neugier unterstellt, dabei nahmen wir einfach nur am Leben unserer Mitmenschen aktiv Anteil. Interessiert spitzte ich die Ohren. Was zum Teufel konnte der Arzt von Kai wollen?
    »Das sind ja keine guten Nachrichten.« Kais Stimme klang eigenartig belegt. Möglicherweise lag das an seiner Erkältung. Oder aber die Neuigkeiten, die dieser Doktor Dahlmann Kai überbrachte, waren wirklich extrem unerfreulich. Nach einer schier endlos langen Pause, in der der Arzt ununterbrochen auf Kai einzureden schien, kam dieser endlich auch mal wieder zu Wort. »Danke, Doc, dass Sie so ehrlich zu mir waren. Ich weiß Ihre Offenheit wirklich sehr zu schätzen.«
    Himmel, was war denn nur los? Eine böse Vorahnung ergriff von mir Besitz und ließ mich erschauern. Vorsichtig linste ich an meinem Bildschirm vorbei.
    »Wie viel Zeit geben Sie mir noch?«, fragte Kai gerade mit todernstem Gesicht.
    Oh mein Gott, diese Frage kannte ich bislang nur aus dem Fernsehen. Und dort fiel sie meistens kurz vor der Szene, in der ein Haufen schwarzgekleideter Menschen um ein großes Loch im Boden herumstand. Aber Kai war doch viel zu jung, um zu sterben! Auch wenn mein Verstand sich weigerte, das soeben Gehörte zu begreifen, mein Körper reagierte postwendend: Meine Augen wurden feucht, und mein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Das war eindeutig zu viel für mich. Gewöhnlich kämpfte ich bereits mit den Tränen, wenn ich einen toten Igel am Straßenrand liegen sah. Allein die Vorstellung, dass Kai … Schrecklich!
    Vor meinem geistigen Auge türmten sich die Tabletten auf, die Kai während des Meetings geschluckt hatte. Und ich hatte mich auch noch darüber lustig gemacht und ihn für einen Hypochonder gehalten. Aber schließlich hatte ich nicht wissen können, dass es so schlecht um ihn stand. Gut, er hatte in den letzten Tagen vielleicht etwas blass um die Nase ausgesehen, und ein bisschen abgenommen hatte er möglicherweise auch. Aber Letzteres war im Allgemeinen ja wohl eher ein Anlass zur Freude als zur Besorgnis.
    Ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut aufzuschluchzen. Neben Mitleid und Bestürzung übermannten mich tiefe Schuldgefühle. Mehr als einmal hatte ich Kai die Pest oder andere schlimme Krankheiten an den Hals gewünscht. Aber mal ehrlich: Wer hatte denn auch ahnen können, dass der liebe Gott mir ausgerechnet diesen Wunsch erfüllte?! Bei den sündhaft teuren Stiefeln, die ich neulich im Schaufenster meines Lieblingsschuhgeschäfts bewundert hatte, war er schließlich auch nicht so spendabel gewesen.
    »Gut, wir reden morgen früh in Ihrer Praxis weiter. Wiedersehen, Doktor«, beendete Kai in diesem Moment sein Telefonat.
    Wir reden morgen weiter? Das klang schon nicht mehr ganz so endgültig. Bestand womöglich doch noch ein Fünkchen Hoffnung? Mit zittrigen Fingern suchte ich in meiner Schreibtischschublade nach einem Taschentuch. Totgesagte leben länger, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Tante Anastasia war das beste Beispiel.
    Kai wirkte erstaunlich gefasst. Mit nachdenklicher Miene legte er den Hörer auf. Unsere Blicke trafen sich. Hastig schaute ich zur Seite und wischte mir so unauffällig wie möglich eine Träne aus dem Augenwinkel. Kai musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich jedes Wort mitangehört hatte …
    Ohne auch nur eine Silbe über das Telefonat zu verlieren, schaute Kai auf seine Armbanduhr. »Was? So spät schon?« Er schlug einen munteren Ton an. »Höchste Zeit, Mittagspause zu machen. Ich wollte zum Griechen an der Ecke gehen. Haben Sie nicht Lust, mich zu begleiten?«
    Selbst in Ausnahmesituationen wie dieser war es gar nicht so leicht, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Im letzten Moment unterdrückte ich den Reflex, barsch abzulehnen, und schluckte das unfreundliche »Nein«, das mir bereits auf der Zunge gelegen hatte, herunter.
    »Warum eigentlich nicht«, sagte ich stattdessen.
    Einem todkranken Menschen einen Wunsch abzuschlagen wäre nun wirklich herzlos gewesen. Dummerweise hatte Kai sich einen verdammt schlechten Zeitpunkt zum Sterben ausgesucht, denn eigentlich war ich total im Stress. Das Konzept für die Präsentation musste

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