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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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wollte ich es dann doch nicht wissen.«
    Typisch! Wenn Frauen einen Schnupfen bekamen, kochten sie sich einen heißen Zitronentee. Männer hingegen suchten sich schon mal ihre Grabrede aus.
    »Wahrscheinlich eine Sommergrippe«, bekam Kai von Verena auch noch Schützenhilfe.
    Außer den passenden Hausmittelchen – Kartoffelwickel, Zwiebelsaft und andere Scheußlichkeiten, die sie Kai wärmstens ans Herz legte – hatte sie praktischerweise auch gleich die richtige Diagnose parat. Scheinbar rief Kais Leidensmiene in Verena mütterliche Gefühle wach. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass sie plötzlich mit dem Feind kooperierte.
    Zum Glück erschienen in diesem Moment Conrad und Ilka auf der Bildfläche, sodass das Meeting endlich begann. Dieses ganze Gerede über Krankheiten war wirklich nicht zum Aushalten! Da fühlte man sich ja schon vom Zuhören ganz matt und elend.
    Während Ilka die Sitzung eröffnete, setzte Conrad sich seine Lesebrille auf und blinzelte mir in einem unbeobachteten Augenblick verschwörerisch zu. Verstohlen lächelte ich zurück. Der gestrige »Familienausflug« war nicht ganz rund gelaufen, aber nachdem ich alles noch einmal überschlafen hatte, war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass das Ganze im Ansatz doch schon recht vielversprechend ausgesehen hatte. Rom war schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und wenn diese blöde Kellnerin nicht quergeschossen hätte … Nun ja, ein Anfang war jedenfalls gemacht, jetzt musste ich dranbleiben.
    Das schien sich wohl auch Ilka zu denken, die sich eine ganze Reihe Neuerungen und Umstrukturierungsmaßnahmen für das Hotel ausbaldowert hatte, über die sie uns nun in Kenntnis setzte. Als sie gerade bei der neuen Uniform der Zimmermädchen angelangt war – Hosen statt Röcke, lautete hierbei Ilkas Devise –, wurden ihre Ausführungen durch einen schrillen Signalton unterbrochen. Vor Schreck wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen.
    Feuer – war mein erster Gedanke.
    Was für ein Idiot, mein zweiter.
    »Entschuldigung«, krächzte Kai und stellte umständlich den Klingelton seines Handys ab. »Zeit für meine Medizin.«
    Unter den Blicken aller Anwesenden begann er, sich raschelnd und knisternd an seiner Hausapotheke zu schaffen zu machen. Fassungslos beobachtete ich sein Treiben. Ob er sich wohl die Mühe gemacht hatte, die Beipackzettel zu lesen? Frei nach der Devise »Viel hilft viel« schmiss er scheinbar wahllos alles ein, was er zwischen die Finger bekam. Rote Tabletten, grüne, braune … Hauptsache bunt! Mir konnte es nur recht sein. Falls er infolge einer Überdosis abkratzen sollte, würde ich ihm bestimmt keine Träne nachweinen.
    Ärgerlich trommelte ich mit den Fingern auf dem Tisch herum. Die Show, die Kai abzog, war nun wirklich das Hinterletzte! Wenn es ihm so dreckig ging, sollte er gefälligst zu Hause im Bett bleiben. Aber mit dieser Meinung stand ich ziemlich allein da. Ilka lobte sogar ausdrücklich Kais beispielhaften Einsatz. Wenn er noch ein bisschen mehr auf die Tränendrüse gedrückt hätte, wäre ihm bestimmt auch noch die Tapferkeitsmedaille oder das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. Obwohl er für seine schauspielerische Leistung wohl eher einen Oscar verdient hätte …
    Nach dem Meeting gingen alle wieder an die Arbeit – mit Ausnahme von Kai, der in unserem Büro sein Krankenlager aufschlug. Immer wieder schaute jemand vorbei, um den Patienten mit frischem Obst oder ein paar tröstenden Worten zu einer raschen Genesung zu verhelfen. War ja ganz nett gemeint, aber dachte zur Abwechslung auch mal jemand an mich? Hallo, Kollegen!? Ich musste arbeiten!
    Während ich verzweifelt versuchte, mich zu konzentrieren und Kais bellenden Husten zu ignorieren, klingelte zu allem Überfluss auch noch das Telefon.
    »Melina Müller«, meldete ich mich, verärgert über die erneute Störung.
    Was war denn an diesem Tag bloß los?! So würde ich mein Konzept nie fertig bekommen! Meine Nerven, die ohnehin zum Zerreißen gespannt waren, vibrierten wie die Saiten eines Musikinstruments.
    »Hier Praxis Doktor Dahlmann«, ertönte eine helle, mir unbekannte Frauenstimme. »Der Herr Doktor möchte gerne Herrn Hoffmann sprechen. Moment – ich verbinde.«
    Offenbar hatte mich die Sprechstundenhilfe von diesem Doktor Dahlmann für Kais Vorzimmertussi gehalten. Wenn ich die Präsentation in den Sand setzte, war das noch nicht einmal so weit hergeholt … Reichlich verstimmt leitete ich den Anruf auf Kais Apparat

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