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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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erdrosselt. Oder ihn so fest umarmt, dass er keine Luft mehr bekam. Oder … ach, ich wusste es doch auch nicht … Während in meinem Kopf die Gedanken wie aufgescheuchte Vögel durcheinanderflatterten, hörte ich nur mit halbem Ohr zu, was Kai sich für die bevorstehende Wettbewerbspräsentation ausgedacht hatte: ein Abspeckprogramm unter ärztlicher Aufsicht, mit Personal Training, Kochschule, Vorher-Nachher-Fotos und allem möglichen Pipapo.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich die Informationen, die Kai so bereitwillig herausrückte, aufgesogen wie ein Schwamm. Schließlich war es extrem hilfreich zu wissen, was die Konkurrenz im Schilde führte. Aber jetzt musste ich Kais wundersame Blitzheilung erst einmal verarbeiten. Während ich die ganze Zeit geglaubt hatte, dass er schon so gut wie tot war, hatte er sich in Wirklichkeit – abgesehen von einem kleinen Schnupfen – bester Gesundheit erfreut. Natürlich wäre es ein bisschen zu einfach gewesen, Kai dieses Missverständnis in die Schuhe zu schieben. Aber warum die Dinge immer unnötig kompliziert machen …?
    Ich war stinksauer! Gleichzeitig musste ich mir jedoch auch eingestehen, dass ich angesichts der Tatsache, dass Kai doch noch nicht den Löffel abgeben würde, ziemlich erleichtert war. Nicht so sehr wegen Kai selbst – O. K., vielleicht auch ein kleines bisschen deswegen –, sondern weil ich Beerdigungen hasste. Obwohl Kais Begräbnis eine prima Gelegenheit gewesen wäre, mein neues schwarzes Kostüm anzuziehen …
    »Schön war’s. Es hat Spaß gemacht, mit Ihnen zu quatschen. Das sollten wir von nun an öfter machen«, verkündete Kai, als wir kurz darauf das Restaurant verließen. Leicht benommen trottete ich hinter ihm her.
    »Mir kommt es vor, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen«, verkündete Kai.
    »Mir auch«, murmelte ich und verschluckte dabei vor Schreck den Kaugummi, den ich mir zwecks Übertünchung des Knoblauchgeruchs in den Mund gesteckt hatte. Ahnte er womöglich doch etwas?
    »Prima.« Kai strahlte. »Ich finde, dann sollten wir uns endlich duzen.«
    Ehe ich diesen Vorschlag empört zurückweisen oder in irgendeiner Form kommentieren konnte, beugte Kai sich zu mir herunter. Hey, Moment mal, er würde mich doch wohl nicht küssen wollen?! Sein Gesicht kam wie in Zeitlupe näher und näher. Ich war wie gelähmt und unfähig, mich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Fast meinte ich schon, seine warmen Lippen auf meinen zu spüren. Trotz der Mittagshitze bekam ich eine Gänsehaut. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Machte denn hier eigentlich jeder – einschließlich meines Körpers –, was er wollte?! O. K., wenn ich mich so richtig vor etwas ekelte, vor Mäusen oder Ratten beispielsweise, bekam ich auch eine Gänsehaut. Aber das fühlte sich anders an …
    Zwischen unsere Lippen passte kaum noch mehr als ein Bierdeckel, automatisch schloss ich die Augen, da wandte Kai sich plötzlich abrupt zur Seite. »Hatschiii!«
    Erschrocken riss ich die Augen wieder auf. Gottlob, der Bann war gebrochen! »Gesundheit«, wünschte ich höflich. Puh, das war knapp gewesen. Rettung in allerletzter Minute. »Im Übrigen glaube ich nicht, dass das mit dem Duzen so eine gute Idee ist«, erklärte ich hastig. »Wir sollten es beim Sie belassen.«
    »Ganz wie Sie meinen.« Bildete ich mir das nur ein, oder sah Kai ein wenig geknickt aus? Vielleicht war es aber auch lediglich gekränkte Eitelkeit.
    Zu meiner Schande musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich tief in meinem Inneren noch etwas anderes als Erleichterung verspürte. Enttäuschung? Was war bloß los mit mir?! Verständlich, dass ich bei dem ganzen Durcheinander – erst war Kai schon halb unter der Erde und ein paar Minuten später plötzlich wieder quicklebendig – ein bisschen durcheinander war. Aber, hey, so eine Wiederauferstehung war schließlich keine große Sache und schon gar nichts Neues. Hatte es vor Tausenden von Jahren schließlich alles schon mal gegeben … Vermutlich hatten mir die Knoblauchdämpfe das Gehirn vernebelt! Oder der Ouzo war mir zu Kopf gestiegen.
    Als ich das Hotel betrat, wurde ich jedoch schlagartig wieder nüchtern. Wie Rumpelstilzchen hüpfte Charlotte am Empfang auf und ab. Dabei raufte sie sich ihre kinnlangen, lockigen Haare, die daraufhin noch wilder und störrischer als sonst vom Kopf abstanden. »Seit einer geschlagenen halben Stunde warte ich jetzt schon hier auf dich«, schimpfte meine Freundin ärgerlich. »Wir

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