Aszendent Blödmann
Verschwendungssucht, über die sich Charlotte so aufregte. »Mir hat er jedenfalls in den letzten Wochen keine Dessous geschenkt«, beklagte sie sich schniefend. »Schmuck, Pralinen oder Blumen übrigens auch nicht. Sofern er nicht irgendwelche merkwürdigen Neigungen hat und die Wäsche selbst trägt, hat er vermutlich seine Greta damit beglückt.«
»Greta?« Wer zum Geier war Greta? Hatte ich was verpasst? Das ging mir jetzt echt entschieden zu schnell.
»In seinem Terminkalender habe ich für Dienstagabend eine Eintragung gefunden«, klärte mich Charlotte netterweise auf. »18:30 Uhr, Greta.«
Andreas’ Filofax hatte offenbar auch mal wieder eine Grundreinigung nötig gehabt. Dabei hatte Charlotte einigen Staub aufgewirbelt. »Kennst du eine Greta?«, fragte ich Charlotte.
»Nein, aber mein lieber Mann kennt sie dafür offenbar umso besser.«
»Was wirst du jetzt tun? Andreas mit der Quittung konfrontieren? Ihn wegen der Eintragung in seinem Terminkalender zur Rede stellen?«
»Bist du verrückt?! Der Schuft wird mich doch nur wieder mit faulen Ausreden abspeisen. Ich will endlich wissen, was Sache ist und mich nicht länger für dumm verkaufen lassen. Nächsten Dienstag werde ich mich auf die Lauer legen. Dann werden wir ja sehen, ob Andreas wirklich so ein Unschuldslamm ist oder ein Wolf im Schafspelz.«
Im Zweifel immer für den Angeklagten. Doch die Last der Indizien wog schwer. Vielleicht hatte Charlotte ja wirklich recht, und es war das Beste, Andreas und diese Greta in flagranti zu erwischen.
»Bist du dabei?« Charlottes Stimme klang flehend. »Kann ich auf dich zählen?«
»Versprochen. Harry, fahr schon mal den Wagen vor«, versuchte ich zu scherzen, aber irgendwie war mir so gar nicht nach Lachen zumute.
Daran änderte sich auch nichts, als ich nach knapp einer Stunde wieder in mein Büro zurückkehrte. Das Haar an dem Schnellhefter war immer noch vollkommen intakt. Kai war nicht dumm. Wahrscheinlich hatte er Lunte gerochen. Oder aber mein Besuch bei ihm zu Hause hatte doch Wirkung gezeigt, und er war endlich zur Besinnung gekommen. Denn obwohl ich hätte wetten können, dass meine Affäre mit Conrad schon bald in aller Munde sein würde, war bislang nichts zu mir durchgesickert. Vielleicht wartete Kai, wie ein guter Pokerspieler, aber auch nur auf den richtigen Augenblick, um diesen Trumpf auszuspielen.
Kapitel 16
O h Gott, wie furchtbar«, flüsterte ich entsetzt. Ich musste mich setzen, weil mir die Knie weich wurden. Die Druckerei hatte soeben die Einladungskarten für das Hoteljubiläum geliefert, und das Ergebnis entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen.
»Ich weiß nicht, was du hast, die sehen doch toll aus«, sagte Verena und drehte eine der mit silbernen Fäden durchwirkten Karten in den Händen. »Edel und geschmackvoll. Unser Logo kommt auf der Vorderseite super zur Geltung, und die kleinen schwarzen Rosen geben dem Ganzen den letzten Pfiff. Also, mir gefällt die Einladung.«
»Mir auch«, antwortete ich dumpf. »Wenn man davon absieht, dass das falsche Datum draufsteht.«
»Oh.« Verena stutzte, setzte ihre Brille auf und las sich den Text auf der Innenseite noch einmal genau durch. Als sie damit fertig war, sagte sie kämpferisch: »Dann muss die Druckerei das eben wieder geradebiegen. Schließlich haben die es ja auch verbockt.«
Leider bestätigte das Telefonat mit der Druckerei meine schlimmsten Befürchtungen. »Aber Sie haben den Text doch freigegeben«, wunderte sich der zuständige Sachbearbeiter. »Ich habe Ihnen extra einen Ausdruck der Karte gefaxt, und Sie haben ihn unterschrieben zurückgefaxt.«
Bei so viel Hin- und Herfaxerei kam es auf einmal mehr oder weniger auch nicht an. Als die Druckfreigabe mit »meiner« Unterschrift schließlich vor mir auf dem Schreibtisch lag, traute ich meinen Augen kaum. Das schnörkelige M, ja selbst der i-Punkt über meinem Vornamen – alles sah täuschend echt aus. Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass ich diese fehlerhafte Textfassung noch nie im Leben gesehen, geschweige denn freigegeben hatte, wäre ich vermutlich selbst der Meinung gewesen, dass es sich um meine Unterschrift handelte. Heiße Tränen der Wut stiegen mir in die Augen und tropften auf das Papier. Langsam wurden Kais Spielchen echt kriminell. Nicht einmal vor einer Unterschriftenfälschung schreckte er zurück.
Panik stieg in mir auf. Wir hatten keine Zeit, neues Papier zu bestellen, von den horrenden Kosten ganz zu schweigen.
»Legen Sie die
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