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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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gesundem Appetit den Keks, der neben seiner Espressotasse gelegen hatte. Wenn er gewusst hätte, dass seine Frau gerade Morddrohungen gegen ihn ausgestoßen hatte, wären ihm die letzten Krümel vermutlich im Halse stecken geblieben.
    »Ich bin sicher, du hast einen guten Grund dafür«, antwortete ich, um eine möglichst neutrale Wortwahl bemüht, mit einem raschen Blick auf Andreas ausweichend.
    »Ihn umzubringen? Da kann ich dich beruhigen! Ich habe nicht nur einen Grund, sondern sogar mehrere.«
    Eigenartigerweise beruhigte mich das überhaupt nicht. Das Gegenteil war der Fall.
    Charlotte schnaufte wie eine alte Dampflock wütend ins Telefon. »Das Hemd war ja lediglich ein Indiz. Aber nun habe ich stichhaltige Beweise für Andreas’ Untreue gefunden.«
    Ups, für einen Moment war ich sprachlos. Sollte Andreas mir tatsächlich so dreist ins Gesicht gelogen haben? Er war verdammt überzeugend gewesen. Ich war hin und her gerissen. »Du, tut mir leid, aber es ist gerade etwas ungünstig. Ich bin mitten in einer Besprechung. Kann ich dich später zurückrufen?«
    »Ja, aber vergiss es nicht«, schärfte meine Freundin mir ein. »Wenn ich nicht bald mit jemandem über meine Entdeckung rede, platze ich.«
    Das wollte ich natürlich nicht. »Bis später«, verabschiedete ich mich von Charlotte und wandte mich dann wieder ihrem Ehemann zu.
    Der sah mich bittend an. »Kannst du nicht noch mal mit Charly sprechen und ihr diese fixe Idee ausreden?«
    »Ehrlich gesagt finde ich, dass ihr das unter euch klären solltet.« Ohne Andreas anzusehen, wischte ich einen winzigen Kekskrümel vom Tischtuch. »Ich mische mich da nicht gerne ein.«
    »Klar, das verstehe ich. Aber vielleicht reicht es ja schon, wenn du ihr begreiflich machst, dass sie im Augenblick ein kleines bisschen … na sagen wir mal: überreagiert.«
    »Ich werde sehen, was sich tun lässt.« Versprechen konnte ich gar nichts. Erst einmal musste ich mir ein Bild von der aktuellen Situation machen und hören, was Charlotte herausgefunden hatte.
    Andreas winkte den Kellner herbei und zückte seine Brieftasche. Als er sie aufklappte, strahlten mir Charlotte und Ben entgegen. Ein Alibifoto des glücklichen Familienvaters? Trautes Heim, Glück allein? Nach den Andeutungen, die Charlotte kurz zuvor am Telefon gemacht hatte, bereitete mir der Anblick des Fotos ein gewisses Unbehagen.
    »Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.« Andreas stand auf und ließ die Brieftasche nebst Foto wieder in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. »Ich kann natürlich verstehen, dass du dich raushalten möchtest, aber ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen. Und auf dich, ihre beste Freundin, hört Charlotte vielleicht, mir glaubt sie ja sowieso nicht.« Er lachte gezwungen. »Sag ihr bloß nicht, dass ich bei dir war, sonst denkt sie am Ende noch, wir hätten was miteinander.«
    Ich begleitete Andreas bis zum Ausgang. Wie üblich verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung und einem Küsschen auf die Wange. Wie Judas, schoss es mir durch den Kopf. Nur: Wer von uns beiden war hier eigentlich der Verräter? Als ich sicher war, dass Andreas das Hotelgelände verlassen hatte, wählte ich Charlottes Nummer. »Und? Was hast du herausgefunden?«, überfiel ich sie, ohne mich lange mit Vorgeplänkel aufzuhalten.
    »Während Ben ein kleines Nickerchen gemacht hat, bin ich in Andreas’ Büro gewesen. Zum Staubwischen, das war längst überfällig.«
    Ich hatte das sichere Gefühl, dass Charlotte nicht nur das Putzen meinte, das längst überfällig gewesen war. Und richtig. Gleich darauf bestätigte sie meinen Verdacht: »Und was glaubst du, habe ich dabei in Andreas’ Schreibtischschublade gefunden?«
    Ich verkniff mir die Frage, seit wann man in einer Schublade Staub wischen musste, und riet aufs Geratewohl: »Einen Büstenhalter?«
    »Nicht ganz, aber beinahe. Eine Quittung von einem Wäscheladen. Mein Mann hat über zweihundert Euro für Dessous ausgegeben.«
    Ich musste mich verhört haben. »Zweihundert Euro für Unterwäsche?!?«
    »Dessous«, verbesserte mich Charlotte.
    »Und worin – mal abgesehen von der Sprache – besteht da der Unterschied?«
    »Im Preis«, antwortete Charlotte wie aus der Pistole geschossen. »Für ›Denise‹ und ›Chantalle‹, so steht es auf der Rechnung, hat mein Mann ein kleines Vermögen hingeblättert. Bei dem Betrag ist in gewissen Etablissements die Trägerin schon im Preis inbegriffen!« Aber natürlich war es nicht Andreas’

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