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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Wahrscheinlich glaubte sie, dass ich gleich ein Paar Handschellen hervorholen würde, um sie festzunehmen.
    »Du mir glauben: Maria kein Dieb«, stammelte sie, den Tränen nahe. »Ich schwöre.«
    Normalerweise sprangen bei diesem Satz in meinem Kopf sämtliche Alarmsirenen an. »Ich schwöre« – genau das hatte mir der Straßenverkäufer während meines letzten Türkeiurlaubs auf meine skeptische Frage, ob die Nike-Jacke auch wirklich echt sei, nämlich auch erwidert. »Beim Leben meiner Großmutter«, hatte er sogar noch hinzugefügt. Doch nach der ersten Wäsche hatte sich nicht nur das Nike-Logo, sondern auch mein Glaube an den Familiensinn der Südländer in Wohlgefallen aufgelöst. Entweder der Händler hatte mit seinem Schwur leichtfertig das Leben seiner Oma aufs Spiel gesetzt, oder er hatte überhaupt keine Großmutter mehr …
    Hier lag der Fall natürlich völlig anders. Maria konnte den Ring gar nicht genommen haben, weil es überhaupt keinen Ring gab. Gerade überlegte ich, wie ich Maria das trotz ihrer lückenhaften Deutschkenntnisse begreiflich machen könnte, da gesellte sich Flavio, der Leiter der Putzkolonne, zu uns.
    »Gibt’s Probleme?«
    Schnell klärte ich das Missverständnis auf und gab erneut mein Märchen von dem verloren gegangenen Ring zum Besten.
    Flavio teilte mir mit, dass die Müllbeutel aus den Büros in einem der Müllcontainer hinter dem Hotel gelandet seien. In welchem, wusste er nicht genau. Kein Problem! Es waren ja lediglich vier Container, und ich hatte für den Abend noch nichts vor. Anstatt mich vor der Glotze berieseln zu lassen, konnte ich ebenso gut ein paar Stunden im Müll herumwühlen.
    Aus der Besenkammer stibitzte ich mir einen froschgrünen Putzoverall, streifte ein Paar Gummihandschuhe über und machte mich seufzend an die Arbeit. Mit einem Besenstil bewaffnet, stocherte ich im Müll herum. Unglaublich, was die Leute im Hotel so alles entsorgten. Angefangen von einem Paar ausrangierter Damenpumps, bei denen ein Absatz fehlte, bis hin zu einem Heftchen mit bedürftigen Frauen, die offenbar nicht genug Geld besaßen, um sich etwas Anständiges zum Anziehen zu kaufen. Nackt posierten sie unter Brücken, in der U-Bahn und im Wartebereich eines Flughafens. Mit spitzen Fingern warf ich die anrüchige Handarbeitsvorlage in den Müllcontainer zurück.
    Ich hatte die Suche nach dem Fax gerade wieder aufgenommen, da hörte ich hinter mir Schritte. Als ich mich umdrehte, blickte ich geradewegs in ein Paar stahlblauer Augen, die mich spöttisch von oben bis unten musterten. Dass die Frau aber auch immer im unpassendsten Moment auftauchen musste! Ich versuchte es positiv zu sehen: Falls ich irgendwann einmal zu nachtschlafender Zeit in einer völlig entlegenen Gegend auf einer Bananenschale ausrutschen, in einem Hundehaufen landen und mir dabei den Hals brechen sollte, konnte ich sicher sein, dass Ilka nicht weit war.
    »Ach, Sie sind’s nur«, begrüßte mich Ilka in ihrer gewohnt liebenswürdigen Art. »Ich habe Geräusche gehört, da wollte ich mal schnell nach dem Rechten schauen. Nicht dass sich am Ende noch Ratten bei uns einnisten.«
    Ratten?!? Igitt!
    Auf die Idee, dass ich nicht die Einzige sein könnte, die hier im Müll herumstromerte, war ich noch gar nicht gekommen! Ich hatte ein großes Herz für Tiere, aber so groß, dass sogar Ratten darin Platz hatten, war es nun auch wieder nicht. Allein beim Gedanken an ihre langen haarlosen Schwänze schüttelte es mich vor Ekel, und ich spürte das dringende Bedürfnis, ganz schnell zu verschwinden. Ilka schien in dieser Hinsicht wesentlich abgebrühter zu sein. Kein Wunder! Ein paar kleine Nager waren nun wirklich keine Gegner für sie. Wenn es sein musste, würde die Fürstin sogar Godzilla mit ihrem Laserblick in die Flucht schlagen.
    »Können Sie mir vielleicht verraten, was Sie hier treiben?«
    Angewidert rümpfte Ilka die Nase und musterte mich dabei von oben bis unten. Ich war mir nicht sicher, ob ihr angeekelter Gesichtsausdruck meinem Aufzug oder den stinkenden Müllbergen galt. Zugegeben, der froschgrüne Overall, den ich mir aus der Besenkammer gemopst hatte, war modisch gesehen nicht gerade der letzte Schrei, aber ich bezweifelte stark, dass Gucci oder Prada Putzklamotten in ihrer Kollektion hatten.
    »Können Sie mir verraten, was Sie hier treiben?«, wiederholte Ilka ihre Frage.
    »Mein Ring …«, stotterte ich. »Mein Ring ist weg. Er muss mir bei der Arbeit vom Finger gerutscht sein.« Langsam begann

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