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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Tür.
    »Darf ich reinkommen?« Zu meinem grenzenlosen Erstaunen schob sich Andreas’ Kopf durch den Türspalt. »Duuu?« Nach Barack Obama und meinen Eltern war Charlottes Mann so ziemlich der Letzte, den ich im Hotel erwartet hätte.
    »Ich war gerade hier in der Nähe«, flunkerte Andreas wenig überzeugend. »Und da kam mir spontan der Gedanke …«
    »… dass du mal wieder die liebe Melina besuchen könntest«, beendete ich seinen Satz, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Ich sehe, wir verstehen uns.« Andreas grinste schief. »Hast du vielleicht Zeit für einen Kaffee?«
    »Eigentlich nicht.« Mit einem vielsagenden Blick wies ich auf meinen Schreibtisch, wo neben diversem anderen Papierkram auch der rote Schnellhefter lag. Dabei bemerkte ich, dass Kai seinen Stift fallen gelassen hatte und meinen Besuch neugierig beäugte.
    »Bitte«, drängte Andreas. »Nur ganz kurz. Zu einem Espresso wirst du doch nicht Nein sagen, oder?«
    »Ach, was soll’s. So viel Zeit muss sein.« Zum einen wollte ich Kai die Gelegenheit geben, ungestört in meinen Unterlagen herumzuschnüffeln, zum anderen brannte ich darauf, zu erfahren, was Andreas hergetrieben hatte.
    »Weiß Charly, dass du mich besuchst?«, fragte ich Andreas, als wir uns im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten befanden.
    »Nein.« Andreas öffnete den obersten Knopf seines kakifarbenen Hemdes, das farblich perfekt zu seinem Anzug passte. Dann nestelte er sichtlich unbehaglich an seiner Krawatte herum. »Und wenn ich ehrlich bin, wäre ich dir auch sehr dankbar, wenn das so bleiben würde.«
    Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Charlotte und ich waren immer aufrichtig zueinander. Es hatte mich schon einiges an Überwindung gekostet, ihr die Begegnung beim Griechen zu verschweigen. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt wissen wollte, was Andreas mir zu erzählen hatte. Doch die Neugier siegte.
    »Komm, jetzt schieß schon los«, forderte ich Andreas auf, nachdem unser Espresso gebracht worden war. »Was hast du auf dem Herzen?«
    »Ist dir in letzter Zeit etwas an Charlotte aufgefallen?«, fragte Andreas anstelle einer Antwort.
    »Ja, sie sieht blass aus. Aber das ist ja auch kein Wunder, bei dem wenigen Schlaf. Hey, Moment mal«, alarmiert sah ich von meiner Tasse auf. »Charly ist doch wohl nicht krank, oder?«
    »Wie man’s nimmt. Wenn du mich fragst, leidet sie unter schlimmem Verfolgungswahn. Erst liegt sie mir in den Ohren, dass ich anderen Frauen schöne Augen mache und mit meiner Kollegin flirte, und jetzt behauptet sie sogar, ich würde sie betrügen.« Offenbar hatte Charlotte, des Versteckspiels überdrüssig, ihre Strategie geändert und Andreas nun doch mit ihrem Verdacht konfrontiert.
    »Und? Tust du es?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Na, sie betrügen natürlich.«
    »Was für eine blöde Frage. Ich liebe Charly!«
    »Ja, sicher. Aber das wollte ich nicht wissen. Was meinst du, wie viele Männer ihre Frauen lieben und trotzdem zu einer anderen ins Bett hüpfen.«
    »Schon möglich. Aber was andere Männer machen, ist mir, mit Verlaub gesagt, scheißegal. Ich bin Charlotte treu.«
    Der letzte Satz hatte geradezu feierlich geklungen, fast wie ein Gelöbnis. Eigentlich hatte ich das von Andreas auch nicht anders erwartet, aber es war beruhigend, das noch mal aus seinem eigenen Mund zu hören. Der Parfümgeruch an seinem Hemd und die rassige Kollegin hatten auch mich zwischenzeitlich ein wenig verunsichert.
    »Weißt du, ich glaube, Charly ist im Moment übersensibel. Erst Bens Koliken, dann die Zähnchen. Da können die Nerven schon mal etwas mit einem durchgehen.«
    »Meinst du, ich weiß das nicht?!« Müde fuhr Andreas sich mit der Hand über die Augen. »Immerhin ist Ben auch mein Sohn. Ich versuche ja schon, Charly, wann immer es geht, zu entlasten. Aber schließlich muss ich zwischendurch auch mal arbeiten.«
    Redeten die beiden eigentlich manchmal miteinander? Oder nur übereinander? Gerade legte ich mir eine hübsche Ansprache zurecht, wie wichtig es beispielsweise sei, in einer Beziehung offen zu kommunizieren, da klingelte mein Handy. Insgeheim war ich froh über diese Unterbrechung, denn für paartherapeutische Gespräche fehlte mir sowohl die Zeit als auch die entsprechende Ausbildung. Ohne vorher auf dem Display nachzusehen, wer dran war, ging ich ans Telefon.
    »Wenn ich den Mistkerl zwischen die Finger bekomme, bringe ich ihn um.«
    Gut zu wissen! Der Mistkerl, von dem hier vermutlich die Rede war, mampfte gerade mit

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