Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
würde. Immer wenn ich einen Film ausgesucht habe, hat er so getan, als würde ich ihn bitten, sich eine Fünfzehn-Stunden-Dokumentation übers Käsemachen anzusehen. Wenn nicht innerhalb des Vorspanns etwas explodierte, Schüsse fielen oder modeldünne Frauen sich auszogen oder sich in Aliens verwandelten, die wie Unterwäschemannequins aussahen, dann war es kein Film für Doug.
Ich weigere mich, den ganzen Abend selbstmitleidig herumzuhängen. Ich sollte in irgendein nettes, teures Restaurant zum Essen gehen, ein Buch mitnehmen, etwas Ernstes, und ein schönes Glas Rotwein bestellen. Die Kellnerin wird mich mehrmals nach meiner Bestellung fragen müssen. Ich werde so in mein Buch vertieft sein, dass ich sie nicht höre, und darüber werden wir beide lachen. Andere Frauen, die darum kämpfen, mit dem Mann, der ihnen gegenübersitzt, ein Gespräch zu führen, werden zu mir herübersehen und meinen unabhängigen Geist bewundern. Sie werden denken, dass ich viel Glück habe, weil ich so selbstbewusst und ganz allein zufrieden bin. Das Essen wird fantastisch sein. Ich werde überlegen, noch ein Dessert zu nehmen, aber mit einer großen Willensanstrengung, auf dem Weg zum neuen, dünnen Ich, werde ich die dekadente Verführung ablehnen und stattdessen ins Kino gehen. Ich werde mir eine Dokumentation ansehen, die im Fifth-Avenue-Kino läuft. Er wäre ein perfekter Abend, wie ich ihn nie erlebt hätte, hätte ich nach Hause gehen müssen, um für Doug das Abendessen vorzubereiten. Wenn er weitermachen kann, dann kann ich das auch.
Drei
FISCHE
Durch die heutigen Ereignisse werden Sie Ihre
Entscheidungen in Frage stellen. Lernen Sie,
auf sich selbst zu vertrauen. Andere werden versu
chen, Ihrem Selbstbewusstsein zu schaden.
Hören Sie auf Ihre innere Stimme, nicht auf die
negativen Kommentare anderer.
Im Restaurant ist mehr los, als ich erwartet hatte. Wer ahnt denn, dass so viele Menschen an einem Montagabend essen gehen? Haben die alle kein Zuhause? Ich stehe neben der Oberkellnerin, mein Buch unter dem Arm. Ich habe Stolz und Vorurteil ausgesucht, das ich bereits ungefähr tausend Mal gelesen habe. Es ist wie ein Besuch bei einer alten Freundin und außerdem noch hohe Literatur. Wenn man Jane Austen liest, sieht man intelligent aus und so, als habe man Klasse. Ich würde wetten, dass Melonentittie Austen nicht gelesen hat. Ich vermute stark, dass sie gar nicht liest. Sie ist offensichtlich die Art von Mensch, die Realityshows im Fernsehen verfolgt. Ich dagegen schaue mir diesen Müll nicht an. Okay, ich habe ein paar Realityshows gesehen, aber nur, um darüber zu lachen, wie schlecht das Fernsehprogramm geworden ist. Okay, vielleicht Heidi Klums Designershow, aber das war’s. Ich habe schließlich einen gewissen Anspruch.
»Haben Sie reserviert?«, fragt mich die Oberkellnerin. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, weil ich mich zu sehr darauf konzentriere, wie unglaublich dünn sie ist. Würde ich mein Buch hinter ihren Rücken halten, stünden die Chancen gut, dass ich es durch sie hindurch lesen könnte. Meine Handgelenke sind breiter als ihre Oberschenkel. Kein Erwachsener kann so dünn sein. Sie muss gegen irgendwelche Gesetze gegen Kinderarbeit verstoßen, oder sie ist irgendeine Art von Modepygmäe. Ich bin überrascht, dass sie eine Stelle in einem Restaurant bekommen hat, denn sie ist eher eine wandelnde Werbung für die Welthungerhilfe. Sie sieht aus, als sei sie schon länger nicht mehr mit Lebensmitteln in einem Raum gewesen. Ich unterdrücke das Bedürfnis zu spenden.
»Nein, ich habe nicht reserviert. Ich wusste nicht, dass das notwendig ist.«
»Ja, nun, ich werde versuchen, Sie irgendwo dazwischenzuschieben. Wie viele Leute kommen noch?«
»Äh, niemand mehr. Ich bin allein.« Ich halte ihr mein Buch unter die Nase. Ich bemühe mich, weltgewandt und intelligent auszusehen wie eine Collegeprofessorin, die ihren Tag damit verbracht hat, die nächste Generation zu unterrichten, oder die die Übersetzung eines antiken Manuskripts beendet hat.
»Sie essen allein?«, fragt sie mit großen Augen. Würden ihre Wangenknochen nicht aus ihrem Gesicht hervorstechen, könnten ihre Augen aus den Höhlen fallen und auf dem Boden aufprallen. Sie sieht mich an, als hätte ich etwas Obszönes zum Gemüse bestellt.
»Ja, bitte«, sage ich leiser. Ich fang langsam an zu glauben, dass es besser gewesen wäre, zu McDonald’s zu gehen, vergiss die Diät. Ronald tut nie so, als sei es ein gesellschaftlicher
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