Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
»Ich habe nichts gegen Doug. Er ist ein netter Kerl. Ich finde nur einfach, dass ihr beide unterschiedliche Dinge wollt. Du fühlst dich von ihm angezogen, weil er alles das ist, wonach du suchst: Er hat ein solides Leben, einen soliden Job. Er weiß , dass er solide ist, und hat panische Angst, dass solide langweilig bedeutet. Das macht ihn nicht zu einem verkehrten Kerl, aber zum Verkehrten für dich.« Ethan stößt einen dieser Schreie aus, die nur Kleinkinder zustande bringen – spitz, schrill und kurz davor, Glas zum Zerspringen zu bringen. »Hör mal, ich muss das Kind nach Hause bringen. Wir müssen Amanda noch aus der Vorschule abholen.« Sie umarmt mich und geht auf die Tür zu.
Ich habe das Bedürfnis, sie zu bitten, noch zu bleiben. Ich will nicht allein sein. Das, was ich jetzt am allermeisten vermisse, ist, Gesellschaft zu haben. Nicht, dass Doug und ich bis in die frühen Morgenstunden tiefgründige, philosophische Gespräche führten – er sah sich normalerweise Sport an -, aber es war schön, dass er da war. Wenn ich etwas Lustiges las, konnte ich aufsehen und es mit jemandem teilen. In einem leeren Haus zu lachen klingt traurig. Gestern Abend habe ich eine alte Air-Supply-CD aufgelegt und dazu in die Socke geweint, die ich gestohlen habe. Ich denke darüber nach, ihr einen Namen zu geben. Die Socke war zwar ein netter, emotionaler Puffer, aber zur Unterhaltung taugte sie nicht. Ich kann die Socke ja nicht zu einem Rendezvous mitnehmen.
Jane bemüht sich, ihren Monsterbuggy aus der Ladentür zu bugsieren, und ein Kunde hilft ihr schließlich dabei. Er betritt das Geschäft und bleibt stehen, als er mich sieht. Er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann ihn nicht sofort einordnen. Dann fällt’s mir ein: Es ist der Typ aus der Waschküche, Nick. Mein Magen dreht sich langsam um, und ich spüre, wie ich meine Schläfe berühre, um zu überprüfen, ob die Druckstelle der Ameisenfalle noch dort ist.
»Wow. Na, dass wir uns wiedertreffen«, schaffe ich zu sagen. Er schaut mich mit großen Augen an. Vielleicht liegt das nur an seiner Brille, aber das glaube ich nicht. »Sophie Kintock«, sage ich, falls er den Vorfall verdrängt haben sollte. Man kann doch noch hoffen.
»Ja, natürlich. Ich bin froh, zu sehen, dass es Ihnen besser geht.«
»O ja, ich nehme jetzt wieder die Pillen, eine völlig andere Welt«, sage ich lachend, bis mir klar wird, dass er nicht merkt, dass ich einen Witz mache. Er achtet darauf, einen Fluchtweg zur Tür freizulassen. »Das war nur ein hysterischer Frauenwitz«, erkläre ich. Ich räuspere mich und beschließe, nicht mehr witzig zu sein und stattdessen professionell zu werden. »Was kann ich für Sie tun? Suchen Sie nach einem bestimmten Buch?«
»Ja und nein. Ich suche nach einem Buch, aber auch nach Hilfe bei der Recherche. Einer meiner Kollegen in der Universität hat mir diesen Laden empfohlen.« Er schaut sich ein bisschen misstrauisch um, als hätte ihn sein Kollege bewusst in die Irre geleitet, als Teil eines diabolischen Plans, um seinen akademischen Ruf zu zerstören.
»Sicher, wir arbeiten oft für Lehrbeauftragte.« Er sieht wie ein Professor aus. Ganz typisch: Brille inklusive der Fingerabdrücke auf den Ecken der Gläser, ein bis zum Platzen vollgestopfter Ledergeldbeutel und Stifte, die aus seiner Hemdtasche hervorschauen. Man könnte glauben, dass sie alle in einer Art Uniformladen einkaufen, einem für Akademiker mit einer Modeblockade. Aber man konnte auch erkennen, dass er anders zurechtgemacht traumhaft aussehen würde. Im Augenblick ist er jedoch nur eine perfekte Kopie von Clark Kent. Ich hole unseren Ordner für Recherche, in dem sich die Formulare befinden. »Was unterrichten Sie?«
»Statistik.«
»Uh, ich habe Mathe schon in der Schule gehasst.«
»Nicht Mathe, Statistik«, sagt er lächelnd, als gäbe es da einen Unterschied, den irgendwer außer einem Megastreber beachten würde. Er kann von Glück sagen, dass dieses Lächeln und der Akzent charmant sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Mathefähigkeiten auf Frauen anziehend wirken.
»Ich hoffe, dass sie nicht nach irgendeiner Art von Matherecherche suchen. Entschuldigen Sie, statistische Recherche.«
»Nein. Ich suche Informationen über einen Hellseher.«
Ich betrachte ihn genau: lockige, braune Haare, eine khakifarbene Hose, die gebügelt werden müsste, und beschließe, dass er auf eine verknitterte, intelligente Art süß ist, aber dass er nicht wie jemand
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