Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
erzählt, oder? Sie geht also dieses Wochenende zu dieser Esoterikmesse. Ich werde auch hingehen und ihr erzählen, dass es ihr Schicksal ist, Doug zu verlassen, und dass ihr Schreckliches passieren wird, sollte sie es nicht tun. Heimsuchungen wie Furunkel, Botox-resistente Falten, frühzeitiger Hängebusen. Sehr schlimme Dinge. Ich werde sie davon überzeugen, dass er zu seiner früheren Freundin gehört und dass sie das Universum wieder ins Lot bringen muss.« Jane schaut mich mit einem Blick an, als würde ich Unsinn reden, dabei ist das doch ganz offensichtlich ein brillanter Plan. Ich habe Diagramme gezeichnet, um alles zu verdeutlichen. »Sie wird ja nicht wissen, dass ich seine Exfreundin bin, ich werde eine Hellseherin sein«, erläutere ich.
»Du hältst dich jetzt für eine Hellseherin ? Hast du was getrunken?« Jane schnüffelt, ob ich eine Fahne habe. Ich schubse sie zurück.
»Nein, ich habe nichts getrunken, und nein, ich halte mich nicht für eine Hellseherin. Höre doch zu! Ich tue nur so, als ob ich eine sei. Ich habe den ganzen Morgen darüber gelesen. Ich kann das. Ich werde noch ein bisschen was über Melanie herausfinden, ich weiß schon eine ganze Menge, und dann werde ich ihr die Zukunft voraussagen und ihr erzählen, dass es ihr Schicksal sei, Doug und seine Ex wieder zusammenzubringen.«
Jane wirft mir »den Blick« zu, den sie bei ihren Kindern einsetzt, wenn sie etwas sehr Böses getan haben, wie die Katze in den Trockner zu stecken. Sie hat gesagt, dass sie diesen Blick von ihrer Mutter gelernt hat. Wenn er korrekt ausgeführt wird, kann er ein Kind auf der Stelle erstarren lassen und ist effektiver als irgendeine laute Brüllerei und, im Gegensatz zu Schlägen, vollkommen legal. Ich habe sofort das Gefühl nur fünf Zentimeter groß zu sein.
»Aha.« Jane setzt sich neben mich, und Ethan rennt auf sie zu und klettert an ihr hoch, als stürze er sich auf eine Kletterwand auf dem Spielplatz. Jane hält ihre Teetasse in die Höhe und verschüttet nicht einen Tropfen. Wie macht sie das? Hat sie eine Art von innerem Kreisel, der ihr ermöglicht, das Gleichgewicht zu halten? »Weißt du, Sophie, ich kenne dich jetzt schon über mein halbes Leben lang, und egal, wie lang ich dich kenne, egal, wie viele nächtliche Gespräche wir führen, egal, wie oft ich dich in Aktion gesehen habe, du überraschst mich immer wieder. Und jetzt beruhige dich, und erzähle von Anfang an.«
Eigentlich ist Jane eine intelligente Frau, aber manchmal muss man ihr die Sachen haarklein darlegen. Ich erkläre den Plan in drei einfachen Schritten: Melanie glaubt an Wahrsager. An diesem Wochenende gibt es eine Esoterikmesse. Alles, was ich tun muss, ist, auf der Messe sein und ihr wahrsagen. Ich habe eine Recherche darüber gemacht, wie Wahrsager die Leute täuschen, und es scheinen vor allem ganz simple Tricks zu sein. Ich habe ja noch ein paar Tage zum Üben. Ich werde sie davon überzeugen, dass sie Doug verlassen muss, oder ich werde ihr alle möglichen Dinge empfehlen, die ihn in den Wahnsinn treiben werden. So oder so werden Doug und sie Schluss machen, und Doug kommt nach Hause. Ich vergebe ihm, und alles ist wieder normal.
Ich merke, dass Jane das nicht für eine gute Idee hält. Ich sehe es an ihrem Gesichtsausdruck, denn sie hat ihr Gesicht verzogen, als würde ich ihr etwas Undefinierbares anbieten, das ich ganz hinten im Kühlschrank gefunden habe, wie Milch, die alt genug ist, um einem die Tür zu öffnen. Ich werde schon besser darin, nonverbale Äußerungen zu interpretieren, ich muss also eine Art natürliches Talent dafür haben. Jane war früher erheblich lebenslustiger. Seit sie Mutter geworden ist, hat sie viel von ihrer Unbekümmertheit verloren.
»Okay, nehmen wir für eine Minute an, dass dieser Plan funktioniert, was ich, ehrlich gesagt, sehr bezweifle. Nehmen wir an, er funktioniert und Doug kommt nach Hause zurück. Warum willst du ihn wiederhaben?«
»Was meinst du damit, warum ich ihn wiederhaben möchte? Ich liebe ihn.«
»Liebst du ihn oder das Bild von ihm?«
»Was soll das denn heißen?«
»Ich meine, von dem Augenblick an, als du Doug getroffen hast, hast du immer davon geredet, dass er genau derjenige sei, von dem du von Kindesbeinen an geträumt hast. Er ist genau der Typ, der dich auf der Highschool nicht einmal wahrgenommen hätte. Als ihr zusammengezogen seid, war es, als hätte der Kapitän der Footballmannschaft dich zum Schulball eingeladen. Seitdem hast du dein ganzes
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