Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
die streunenden Katzen, als wäre ich der Rattenfänger von Hameln, was nett war, denn dadurch wollte niemand bei mir bleiben, besonders an warmen Tagen.
Ich helfe Ann dabei, den Tisch abzuräumen. Ich biete meine Hilfe beim Abwasch an, aber sie jagt mich aus der Küche. Ich vermute, dass sie mir nichts Zerbrechliches mehr anvertrauen will. Theodore nimmt mir das Geschirrtuch aus der Hand und schlägt vor, es mir mit Doug im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich zu machen. Als ich ins Zimmer komme, zieht Doug mich zu sich aufs Sofa. Ich kuschele mich an ihn und lege meinen Kopf an seine Schulter. Davon hatte ich geträumt, allerdings hat mich in meinen Träumen mein Hosenbund nicht zweigeteilt, aber man kann eben nicht alles haben. Ich hätte mir keinen Nachschlag vom Risotto nehmen sollen. Ich frage mich, ob ich die Sicherheitsnadel irgendwie unauffällig öffnen kann.
»Ich kann gar nicht glauben, dass ich dich fast verloren hätte«, murmelt Doug in mein Haar. »Ich weiß, welches Glück ich habe, weil du mir eine zweite Chance gibst.«
»Ich habe auch Glück gehabt.«
»Ehrlich? Ich dachte, du musst gewusst haben, dass alles gut wird. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du über diese Fähigkeiten verfügst und mir nie davon erzählt hast.« Ich zappele ein wenig. Dougs Interesse an meinen parapsychologischen Fähigkeiten macht mich nervös. Ich habe Angst, dass er mich nach Aktientipps oder Lottozahlen fragen wird. Es scheint ihn zu faszinieren, dass ich dieses Geheimnis hatte, von dem er nichts wusste. Er fragt sich, was er noch alles nicht weiß. Plötzlich bin ich eine geheimnisvolle Frau. Ich hoffe, dass er das Thema irgendwann fallen lässt, genau wie er das Thema Melanie fallen gelassen hat. Wir haben beide die Kunst perfektioniert, sie nicht zu erwähnen.
»Ich muss dir etwas sagen. Weißt du, was es sein könnte?« Plötzlich denke ich, ich weiß es tatsächlich. Es ergibt alles einen Sinn: die schicke Kleidung, das formelle Abendessen mit seinen Eltern. Mein Magen rutscht mir in die Kniekehlen. Geht’s jetzt los? Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, ein bisschen nüchterner und weniger vollgefressen zu sein. Was, wenn ich mich irre? Was, wenn er mich nur um die Fernbedienung bitten will, damit er das Spiel sehen kann?
»Ich glaube schon. Ich habe das Gefühl, dass du mir eine Frage stellen willst, eine ziemlich wichtige Frage«, sage ich und gehe mit der Formulierung auf Nummer sicher. Doug lacht und steckt eine Hand in die Tasche.
»Wie werde ich dich je überraschen können?« Er zieht einen Ring aus der Tasche, einen Diamanten mit Brillantschliff an einem Platinring. Er ist riesig. Er sieht wie etwas aus, das Elizabeth Taylor an ihrem Daumen tragen würde. Es ist nicht gerade der Ring, den ich mir für mich gewünscht habe, aber es ist ein Diamantring, ein echter Diamantverlobungsring. Ich quietsche vor Freude, und Doug steckt mir den Ring an den Finger. »Ich interpretiere dieses Geräusch als Zustimmung.«
»Ja, natürlich, ja.« Ich ziehe meine Hand zurück und starre sie an. Wenn ich wirklich hellseherische Kräfte hätte, wäre ich vorher zur Maniküre gegangen. Meine Nägel sind abgebrochen und müssten dringend poliert werden. Egal, an meinem Finger steckt ein Ring. Er reicht bis zum Knöchel und sieht aus wie die Ringe aus dem Fernsehshopping, außer dass es ein echter Diamant ist und im Feuerschein wie eine Blitzlicht strahlt.
»Ist es Zeit zu feiern?«, fragt Theodore und beugt sich ins Zimmer. Er hat eine kalte Flasche Dom Perignon in der Hand. Ann steht direkt hinter ihm und hält vier hohe Champagnerflöten.
»Sie hat gesagt, dass sie mich nimmt!«, verkündet Doug, und wir stehen auf, um einander Wangenküsse in die Luft zu hauchen.
»Willkommen in der Familie«, sagt Ann, der Geruch ihres Chanel No. 5 kämpft in meiner Nase mit den Champagnerbläschen. Das habe ich mir immer gewünscht, aber es fühlt sich nicht so an, wie ich es erwartet habe. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich das Gefühl hätte zu schweben. Stattdessen fühlt sich die Situation unwirklich an. Das könnte natürlich an all den Drinks liegen, aber ich habe das Gefühl, außerhalb zu stehen und zuzusehen, wie das alles jemand anderem passiert. Der Champagner lässt meinen Magen zucken. Er passt nicht gut zur Safransahnesauce. Ich habe keine Lust mehr auf ein Dessert und konzentriere mich darauf, mich nicht auf den Wohnzimmerteppich meiner zukünftigen Schwiegereltern zu übergeben. Ich frage mich, ob
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