Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
»besonderen Tages« unter Stress steht. Anzeichen von Traurigkeit oder Reizbarkeit werden durch den Besuch eines Wellnesscenters oder mit großzügigen Schokoladenportionen therapiert, anstatt dass mir gesagt wird, ich solle mich nicht so anstellen.
• Ich muss Doug nicht länger »meinen Freund« nennen, was so klingt, als wären wir noch in der Highschool und ich würde darauf hoffen, von ihm zum Ball eingeladen zu werden. Ich muss ihn auch nicht mehr »meinen Partner« nennen, was Leute immer zum Grübeln brachte, ob ich lesbisch sei. Ich kann ihn jetzt offiziell »meinen Verlobten« nennen, was viel respektabler klingt.
Ich wollte immer heiraten. Als Teenager habe ich mir Brautmagazine gekauft, verschiedene Fotos ausgeschnitten und sie in einem Schuhkarton unter meinem Bett aufgehoben. Ich gebe Prinzessin Diana die Schuld, da ich damals das erste Mal so besessen war. Ich kannte jedes Detail ihrer Hochzeit. Ich bin um ungefähr vier Uhr früh aufgestanden, um die Hochzeit live im Fernsehen zu sehen. Meine Mom und mein Dad hatten sich zur selben Zeit getrennt, was meine plötzliche Faszination für ein glückliches Happy End vielleicht erklärt. Ich saß im Wohnzimmer, ungefähr zwanzig Zentimeter vom Bildschirm entfernt, damit ich der Handlung möglichst nah war. Ich trug immer noch meinen Schlafanzug und drückte den Schuhkarton mit den Zeitschriftenausschnitten an die Brust. Ich hatte mir ein Frühstück aus Cornflakes gemacht und weinte, während in der Schale die Cornflakes von knusprigen, appetitlichen Flocken zu matschigem Brei wurden. Meine Mom kam herein, als die Hochzeit vorbei war und die Today Show die Höhepunkte zeigte.
»Das hält nicht«, sagte sie, während sie Kaffee kochte und Milch auf ihren Bademantel spritzte. Ich war auf hunderachtzig. Wie konnte sie an Dianas besonderem Tag so etwas Schreckliches sagen? Es war, als wäre sie in der Kirche aufgetaucht und hätte vor der gesamten königlichen Familie auf die wunderschöne lange Schleppe gespuckt. Natürlich war das, bevor wir von Camilla erfuhren. Vielleicht war meine Mom eine Hellseherin. Sie war jedenfalls sicher eine Zynikerin. Ihre Erfahrungen mit meinem Dad ließen sie an dem Konzept des Prinzen und dem Nutzen einer Ehe zweifeln. Alles, was sie aus ihrer Ehe behielt, war ein benutztes Fondueset, mich, Schwangerschaftsstreifen und eine schlechte Meinung über Männer. Als Ehefrau und Mutter hatte sie in einem farblich passend eingerichteten Haus gelebt und wurde zu einer Geschiedenen, die eine Reihe aussichtsloser Jobs hatte und in Mietwohnungen mit Billigfarbe wohnte.
Mein Dad nahm die Scheidung sehr ernst. Als er sich von meiner Mom trennte, trennte er sich eigentlich auch von mir. Vielleicht dachte er, dass er, wenn er schon den Fernseher, das Auto und die Hälfte der Handtücher, der Teller und der Wäsche mitnahm, ihr etwas lassen sollte. Meine Mom hat mir immer erzählt, dass es meinem Dad zu wehtat, mich nur manchmal zu sehen. Selbst als Kind wusste ich, dass das nicht die ganze Geschichte sein konnte.
Die restliche Geschichte hatte mit Sharon zu tun, die die neue, jüngere Frau meines Vaters war. Sharon war alles, was meine Mom nicht war: jünger, fitter und völlig in meinen Dad verknallt. Sie war außerdem eine Karrierefrau, als sie sich kennenlernten, ganz Lippenstift und rote Anzüge mit Schulterpolstern. Sie arbeitete bei der Filiale seines Unternehmens in Chicago. Mein Dad machte immer häufiger Dienstreisen nach Chicago, bis er eines Tages nach Hause kam und verkündete, dass er dorthin ziehen würde. Ich war damals ganz aufgeregt, weil ich dachte, dass die gesamte Familie umziehen würde. Es war meine Mom, die mir ungefähr eine Woche später erklärte, dass wir nicht mitziehen würden. Er war nicht ausgezogen, er war weitergezogen.
Ein paar Wochen später flog ich zum ersten von vielen furchtbaren Besuchen nach Chicago. Sharon behandelte mich, als wäre ich ein krawalliger Collegekumpel meines Dads, dessen Anwesenheit gerade so toleriert wird, aber sie hatte offensichtlich feste Pläne, mich aus seinem Leben zu drängen. Als sie heirateten, bat sie mich nicht, Brautjungfer zu werden, weil sie mich nicht in eine »peinliche Situation« bringen wollte. Ich war damals noch kein Teenager, aber das bedeutete nicht, dass ich nicht gern ein Rüschenkleid getragen hätte. Die Wahrheit war, dass Sharon mich auf keinem der offiziellen Fotos sehen wollte. Sie löschte Dads Vergangenheit.
Direkt nach ihrer Eheschließung
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