Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
auf der CD zu erinnern. »Du weißt schon, dieses eine, das Erste.«
»Meinst du ›La donna è mobile‹?«, fragt er. Ich schlage mir auf die Stirn, als wolle ich etwas losklopfen.
»Natürlich! Ich kann gar nicht glauben, dass mir der Titel entfallen ist. Ich liebe es. Ich habe es in meinem Auto praktisch nonstop gespielt.«
»Gefällt es dir wirklich?« Er zieht eine Augenbraue hoch.
»Natürlich!« Ich habe den Eindruck, dass er mich für nicht kultiviert genug hält, um an der Oper Gefallen zu finden, was völlig lächerlich ist. Mir könnte die Oper gefallen, aber sie tut es einfach nicht. Ich mag viele kulturelle Aktivitäten, wie Ballett zum Beispiel. Ich habe den Nussknacker mindestens zehnmal im Fernsehen gesehen. Ich habe auch diesen Film über Mozart gesehen, in dem er diese nervige Hyänenlache hat.
»Schön, das zu hören. Ich habe ein Abo, wenn du willst, kannst du ja ab und zu mal mitkommen.«
»Das wäre toll!« Ich muss dann Ohrstöpsel mitbringen, aber das wäre es wert. Es ist das erste Mal, dass Nick überhaupt Interesse an einem Treffen mit mir signalisiert. Die Operation Freundschaft zeigt Wirkung. Ich lächele ihn strahlend an. »Warum fährst du auf die Insel?«
»Dieses Wochenende ist in Victoria eine CSICOP Konferenz.«
»Eine Skeptiker-Konferenz? Ihr wisst, was Spaß macht! Plant ihr Jungs, dieses Mal nach Bigfoot oder nach Nessie zu suchen?«
»Das Thema dieses Jahr ist Unterricht in kritischem Denken. Zu Bigfoot und dem Ungeheuer von Loch Ness haben wir schon Konferenzen abgehalten.« Er schafft es tatsächlich, das völlig trocken zu sagen. »Es sollte recht interessant werden. Wir haben Teilnehmer von fast der gesamten Westküste. Ray Hyman ist einer der Hauptredner.« Er sieht so aufgeregt aus, als hätten U2 zugestimmt, beim Mittagessen der Konferenz zu spielen. Er fasziniert mich, seine Interessen sind enzyklopädisch.
»Klingt faszinierend.«
»Wenn du was Faszinierendes sehen möchtest, solltest du Cathie treffen«, sagt er mit einem Augenzwinkern.
»Cathie?« Der Name bleibt mir im Hals stecken.
»Cathie ist nicht...« Er schaut mich an. »Ach, egal. Warum fährst du auf die Insel?«
Die Sache ist die: Ich habe Nick noch nicht erzählt, dass ich verlobt bin. Ich hatte eigentlich vorgehabt, es ihm schon früher zu sagen, aber es war einfach so, dass sich das Thema nie ergeben hat. Wir haben ja kaum noch miteinander gesprochen, und es wirkte komisch, es ihm in einer E-Mail zu erzählen. Es ist die Art von Neuigkeit, die man jemanden direkt sagen möchte, nur dass ich ihn jetzt direkt vor mir habe und kein Interesse verspüre, ihm irgendetwas zu sagen. Schließlich haben wir gerade erst angefangen zu reden, und es erscheint mir völlig unnatürlich, jetzt damit herauszuplatzen, dass Doug und ich daran denken zu heiraten. Na ja, ich nehme an, wir tun mehr, als nur daran zu denken. Ich werde es Nick erzählen, wenn wir uns wieder nähergekommen sind.
»Ach, weißt du, ich fahre hin, um ein paar Freunde zu treffen.« Das ist genau genommen keine Lüge. Ich werde Freunde treffen. Ich muss ja nicht erzählen, dass es wegen meiner Verlobungsfeier ist. Da ich ihn nicht eingeladen habe, wäre es sogar unhöflich, es zu erwähnen. Ich hatte daran gedacht, ihn einzuladen, aber ich konnte mir ehrlich nicht vorstellen, dass er zu irgendeinem von Dougs Freunden oder denen seiner Eltern passt. Meine Mom würde ihn lieben, aber es schien mir nicht fair, sie ihm aufzuhalsen, also habe ich ihn von der Gästeliste gestrichen. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir nicht sicher war, wie Doug das alles gesehen hätte. Schließlich glaubt Doug ja, dass Nick und ich irgendeine Art von Beziehung gehabt haben. »Vielleicht komme ich mal bei der Konferenz vorbei, wo wird sie denn abgehalten?«
»Ich denke nicht, dass du das tun solltest.« Nick interessiert sich plötzlich sehr für seine Schuhe und starrt nach unten. Was ist los? Ist es ihm peinlich, mit mir gesehen zu werden? Bin ich für seine skeptischen Freunde nicht gut genug? Ich dachte, er wäre nicht mehr sauer, aber vielleicht doch. Vielleicht ist er nachtragend? Ich meine, ehrlich, komm drüber hinweg, ich habe mich doch entschuldigt. »Wegen der Hellseherei und all dem«, murmelt er.
»Stimmt.« Ich hatte vergessen, dass ich, was seine skeptischen Freunde angeht, ein absolutes Feindbild bin, eine Hellseherin, die nichts bereut hat. Sie würden mich wahrscheinlich bei lebendigem Leib verbrennen, damit ich meine Vorhersagen
Weitere Kostenlose Bücher