Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
der nicht mal daran glauben würde, dass die Erde sich um die Sonne dreht, wenn er es nicht selbst sehen würde.«
»Er ist eigentlich ein sehr netter Typ.« Doug zuckt mit den Schultern. Ich ändere meine Taktik. »Wir haben am Samstag doch die Verlobungsfeier. Ich bin mir nicht sicher, ob wir für die Show überhaupt Zeit haben. Außerdem gefällt es mir nicht, alles so aufzublasen. Ich verbinde das ganze hellseherische Erlebnis mit unserer Trennung, das wühlt unangenehme Erinnerungen auf.«
»Ach, Baby.« Doug erdrückt mich fast in seiner Umarmung. Ich rieche, wie sich der Duft des Weichspülers, den ich benutze, mit der Meeresluft vermischt. »Du wirst mich nie wieder verlieren. Keine Sorge.«
Ich bin schwer versucht, Doug darauf hinzuweisen, dass ich ihn nicht verloren hatte. Es war ja nicht so, als hätte ich die Beziehung zeitweise verlegt, sondern er ist gegangen. Ich wusste die ganze Zeit über genau, wo er war. Bei ihm klingt es jetzt so, als müsste ich mich glücklich schätzen, weil er zurückgekehrt ist, als hätte ich einen Fehler gemacht und er wäre so großherzig, mir zu vergeben. Genau genommen bin ich hier die Geschädigte. Ich sollte Entschuldigungen erwarten und ihm sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht.
Trotz Dougs tollem Ratschlag mache ich mir Sorgen, nicht weil ich ihn verlieren könnte, sondern wegen der Fernsehsendung. Die Erlebnisse während Hollys letzter Show haben mir die Freude an Medienereignissen verdorben. Es fühlt sich gefährlich an, als würde man in einen See gleiten, nur um festzustellen, dass da etwas neben einem schwimmt – etwas Großes.
Vierzig
KREBS
Mit dem Vollmond im Sternzeichen
Zwillinge am Freitag fühlen Sie sich vielleicht be
reit zu fliegen. Das Problem ist, Sie sind nicht
so bereit dafür, wie Sie sich fühlen. Versprechen
sollten Sie nur das, was sie ehrlich wollen.
Als ich klein war, glaubte ich, dass man mich bei der Geburt mit einem anderen Baby vertauscht hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich irgendwie in der falschen Familie gelandet war. Ich dachte, es sei möglich, dass ich eigentlich ein verlorenes Mitglied der königlichen Familie sei, eine kleinere Herzogin oder so was. Ich war nicht so vermessen, dass ich mich für eine Prinzessin hielt, denn eine verschwundene Prinzessin hätte mehr Medieninteresse geweckt, aber eine Herzogin, na ja, die könnte man im Durcheinander schon mal verlieren. Fürs Königliche bestimmt, aber gezwungen, ein Durchschnittsleben zu führen – ich glaube, daher rührt meine Begeisterung für Wellnesscenters.
Jahrelang bin ich in kein Wellnesscenter gegangen. Ich fand die Vorstellung, dass mich fremde Leute berühren und ich dafür auch noch bezahlen muss, merkwürdig. Jane hat mir dann mal zum Geburtstag einen Gutschein für eine Massage und eine Pediküre geschenkt. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht eklig ist, wenn einen fremde Leute berühren, es ist sogar richtig nett, vorausgesetzt, sie sind Profis. Es war wie eine religiöse Erfahrung. Im Wellnesscenter liegt kühler Marmor, und alle sprechen im Flüsterton, genau wie in der Kirche. Die Musik ist normalerweise von Enya, oder es ist irgendeine komische Flötenmusik in Kombination mit Regengeräuschen. Man zieht sich komplett aus und schließt seine Kleider zusammen mit seinen Sorgen in einen Spind ein. Man wickelt sich in einen dicken Bademantel. Selbst wenn man so groß wie ein Laster ist, bekommt man einen übergroßen Bademantel, um sich zierlich zu fühlen. Sie verwöhnen einen, bis die Knochen sich zu flüssigem Honig verwandeln und man von einer Anwendung zur nächsten fließt. Am Ende ist es egal, wie teuer es wird. Ich wäre bereit, ein Organ zu verkaufen, wenn sie mich sechzig anstatt nur vierzig Minuten massieren würden.
Doug hat das Wellnesscenter angerufen und ihnen gesagt, dass ich an dem Tag im Fernsehen auftreten würde, meine geplanten Anwendungen hat er aufstocken lassen zu einem kompletten Programm, eine Grundüberholung von Kopf bis Fuß. Es kostet ihn wohl in etwa so viel, wie die Anzahlung auf ein Haus. Es ist seine Art eines Friedensangebotes nach dem Fährenfiasko von gestern. Ich habe den ganzen restlichen Tag gestern damit verbracht zu sagen, dass es mir »gut« gehe, und das auf eine Weise, die klarmachte, dass ich das Gegenteil meinte. Als er aufhörte nachzufragen, was denn nicht in Ordnung sei, irgendwann während unseres »romantischen« Abendessens, wurde ich wütend. Als er mir auf dem
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