Aszendent zauberhaft
betreten. »Ach, ist gar nicht so übel hier drin. Ich dachte, es wäre ganz grauenhaft.«
»War es auch jahrelang, als niemand den Raum benutzt hat. Mitzi Blessing hat den Saal vor einigen Jahren im Zusammenhang mit ihrem »Fitte-Fünfziger-Projekt« übernommen und wieder zum Leben erweckt. Die hübsche Ausstattung sowie Heizung und Beleuchtung sind ihren Anstrengungen zu verdanken. Ach – es ist herrlich, im Warmen zu sein.« Phoebe lachte. »Wie schräg ist das denn? Da habe ich den ganzen glutheißen Sommer lang um kühlen Regen gebetet, und jetzt bin ich völlig durchgefroren.«
»Das kommt von Schreck, Müdigkeit und Nässe«, sagte Rocky. »Was Heißes zu trinken und ein bisschen Schlaf, dann geht’s dir bald besser.«
»Tee und Kaffee!«, rief eine schlanke Frau in eleganten Beigetönen wie aufs Stichwort mit durchdringender Stimme von einem riesigen dampfenden Wasserkocher her. »Sandwiches, Kekse und Obstkuchen! Genug für jedermann! Herkommen und hier eine Warteschlange bilden! Jetzt!«
»Oberlehrerin«, murmelte Rocky. »In der Grundschule. Da wett ich drauf.«
Elegant-Beige peilte noch einmal kurz die Lage. »Für die Tierhalter können wir Wasser und ähm, Gebäck und ähm, Schinkenreste anbieten. Die Warteschlange für Tiere bitte auf diese Seite des Teekochers. Nein! Nein! Hier drüben!«
Phoebe lachte und zog, auf Rocky gestützt, ihre Gummistiefel aus. Mini-Niagarafälle ergossen sich daraus. Angewidert pellte sie die triefenden Socken von den Füßen und wackelte mit den klammen, nassen Zehen.
»Ein schönes Paar Hausschuhe könnte ich brauchen, und, ach herrje, meine Jeans sind total durchweicht. Obenrum ist alles okay, aber schau dir meine Jeans an.«
»Zieh sie aus«, sagte Rocky. »Mich stört es nicht.«
Phoebe knuffte ihn.
»Und jetzt – herhören! Alle mal herhören! Die dritte Schlange ist ausschließlich für Kleidung, Handtücher und Bettzeug!«, rief Elegant-Beige gebieterisch, während die Bürger von Hazy Hassocks Warteschlangen bildeten, um die Verpflegung in Empfang zu nehmen. »Wer sein Essen hat, stellt sich dort drüben an, auf der anderen Seite des Teekochers, und holt bei Irene sein Bettzeug ab und was sonst noch gebraucht wird. Auf der anderen Seite, meine Gute! So ist es richtig! Und für diejenigen, die mit dem Gemeindesaal nicht vertraut sind, zu den Örtlichkeiten geht es durch den Bogengang und dann links – links, meine Liebe – ja, da entlang.«
Phoebe kicherte.
»Tee oder Kaffee?« Rocky hatte nun auch die Stiefel ausgezogen, und seine Jeans, gleichfalls tropfnass, klebten an seinen Beinen. »Irgendwas zu essen?«
»Kaffee, bitte. Und ja, leider hätte ich wirklich gern ein Stück Obstkuchen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach den Spaghetti Bolognese noch irgendetwas essen könnte, aber von all der Bewegung habe ich Appetit bekommen.«
»So geht’s mir auch«, sagte Rocky grinsend und schlängelte sich dann durch die Scharen der Vertriebenen.
Phoebe starrte ihm nach und versuchte, das merkwürdige Prickeln in ihrem Inneren zu ignorieren.
Mist, Mist, Mist … War sie so oberflächlich? Es war noch nicht einmal drei Monate her, dass sie sitzen gelassen worden war. Nicht einmal drei Monate, seit ihr Herz unwiederbringlich gebrochen war.
Neeiin! Das konnte und durfte nicht sein.
Und schon gar nicht Rocky, der nie wieder eine Beziehung eingehen wollte.
Es lag sicher nur an den außergewöhnlichen Ereignissen dieser Nacht, dachte sie, und versuchte vernünftig zu sein. Hieß es nicht immer, dass die Leute sich unmittelbar nach niederschmetternden Tragödien wie aus Lebenshunger in die unpassendsten Affären stürzten?
Nichts anderes war es, sagte sie sich streng, ihr Körper wollte sie auf diese Weise nur davon überzeugen, dass sie lebendig und in Sicherheit war, weiter nichts.
Puh.
Und genau genommen konnten wohl keine zwei Männer auf der Welt unterschiedlicher sein als Rocky und Ben. Lieber Himmel, dachte sie, wenn ich mir vorstelle, Ben und ich wären in dieser Nacht noch immer zusammen gewesen. Was das für ein Affentheater gewesen wäre! Ben wäre total durchgedreht.
Er hätte sich schrecklich aufgeregt und keine andere Sorge gehabt, als seine Stereoanlage von Bang & Olufsen zu retten und seine weißen Ledersofas und seine Designerklamotten und seinen Laptop und seinen Blackberry und diverse andere Handys und die frisch tapezierten Wände …
»Kaffee, Kuchen und Kekse.« Rocky kehrte zurück und hatte alles säuberlich in
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