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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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schon fast bis zum Rand ihrer Stiefel. Aber ja, sie war okay.
    Noch mehr Feuerwehrleute und Polizisten tauchten auf und wateten im Schein von Taschenlampen durch die steigenden Fluten, gaben den Leuten Anweisungen und sorgten dafür, dass jeder, der ein Auto hatte, davonfuhr, solange es noch ging.
    Es herrschte absolutes Chaos.
    Phoebe beobachtete, wie Rocky sich mit gesenktem Kopf den Weg zu dem am schlimmsten betroffenen Abschnitt der Winchester Road bahnte und schließlich in der Dunkelheit verschwand. Sie wollte nicht, dass er sie allein ließ – oh, nicht weil sie sich als Frau hilflos fühlte, sondern bloß weil, nun ja, bloß weil …
    Sie riss sich zusammen und rannte schnell in das benachbarte Haus.
    »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Nein, wir kommen zurecht, Liebes, aber danke«, rief Mary Miller in Pelerine und drei Regenhauben zurück. »Wir bringen nur noch die letzten paar Kleinigkeiten nach oben, dann fahren wir zum Gemeindesaal, ich hab meine Mum und meinen Dad schon eingeladen, und der Volvo steht in der Einfahrt bereit.«

    »Okay, prima.« Phoebe runzelte die Stirn. »Dann lasse ich euch mal machen.«
    Sie hatte immer gedacht, Mary Miller sei so alt wie Methusalem, aber offenbar war sie das gar nicht. Die beiden älteren Leute, die in Taschen-Regenmäntel gehüllt im Fonds des Volvo saßen und angesichts dieser unvorhergesehenen Wende der Ereignisse ziemlich aufgeregt aussahen, mussten ihre Eltern sein. Als sie vorbeieilte, winkten sie Phoebe fröhlich zu.
    Auf der ganzen Länge der Straße halfen Leute vom mauerbegrenzten Ende denjenigen, die weniger gut dran waren.
    »Teufel auch, Schätzchen!« Slo Motion kam durchnässt und triefend in einem Trenchcoat aus seiner Auffahrt geplatscht und lud zwei Arme voller Urnen in den Daimler. »Komische Sache, was? Unsre Perpetua steht unter Wasser.«
    »Tun wir doch alle!«, schrie Phoebe. »Alles in Ordnung bei euch? Braucht ihr Hilfe?«
    »Du könntest unsrer Perpetua ein paar Ohrfeigen geben, wenn du magst, Schätzchen. Mir erlaubt Constance es nicht. Das hier ist die letzte Ladung für den Daimler, die restlichen Sachen packen wir in den Leichenwagen. Unsre Connie wäre über Unterstützung vielleicht ganz froh, da unsre Perpetua so nützlich ist wie ein Schinkenbrötchen bei einer Bar Mitzwa.«
    Phoebe spie Regenwasser aus, nachdem ein weiterer heftiger Windstoß ihr einen Schauer direkt ins Gesicht geweht hatte und sie in das Vorderzimmer der Motions schob.
    Perpetua kauerte heulend in einer Ecke. Phoebe fasste sie an den Händen. »Alles in Ordnung. Ehrlich. An diesem Ende der Straße hier sind wir alle außer Gefahr. Kommen Sie. Wir müssen nach draußen.«
    Perpetua schluchzte und bebte noch heftiger.
    »Wenn Sie sie einfach nur hinausschaffen könnten!« Constance Motion kam in den Raum gestiefelt und sah im knöchellangen
Öltuchmantel mit Südwester aus wie das Markenemblem auf einer Sardinenbüchse. »Ich hab ihr erklärt, dass die Mauer in diesem Teil der Straße die Flut weitgehend abhalten wird. Aber sie kapiert’s einfach nicht, die dumme Gans.«
    Phoebe drückte Perpetuas Hand. »Kommen Sie. Es wird ganz prima, wenn wir uns alle im Gemeindesaal versammeln. Warm und trocken und in Sicherheit.« Sie sah Constance fragend an. »Soll ich sie im Leichenwagen unterbringen?«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung. Aber ja.«
    »Sie könnten ziemlich viele Leute dort reinsetzen, oder? In den Laderaum? Ich meine – falls er nicht, ähm, bereits belegt ist, von – äh, einem Toten?«
    Constances Südwester nickte. »Gute Idee, junge Phoebe. Ich sorge nur eben noch dafür, dass hier alles klar ist, Sie stecken unsre Perpetua in den Leichenwagen, und dann trommeln Sie alle zusammen, die kein Transportmittel haben. Genau wie damals im Blitzkrieg, alle ziehen an einem Strang. Feine Sache, das.«
    Phoebe zog die zitternde Perpetua sanft auf die Füße und führte sie in den Regen hinaus.
    »Es ist alles in Ordnung, wirklich«, rief sie, während Perpetua wimmerte. »Ich weiß, es ist beängstigend. Ich habe auch Angst. Setzen Sie sich einfach in den Leichenwagen. Nein, nein – auf den Beifahrersitz … Na also. Jetzt sind Sie sicher. Ganz sicher.«
    Perpetua, die dünnen grauen Lippen vor Schreck wie zugeschweißt, das Gesicht tränenüberströmt, nickte kurz. Phoebe beugte sich hinein, versuchte nicht allzu sehr zu tropfen und hüllte eine karierte Autodecke um Perpetuas magere Gestalt.
    »So. Schön kuschelig. So bleiben Sie jetzt hier sitzen.

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