Aszendent zauberhaft
gerne von sich gegeben hätte, aber jetzt behielt sie diese für sich, weil sie einfach nur froh war, endlich fortgehen zu können und regelmäßig zu Besuch kommen zu dürfen. »Und
danke, dass Sie mir den Abschied so leicht machen. Auf Wiedersehen.«
»Äh, auf Wiedersehen.« Die Tugwells wussten offensichtlich nicht so ganz, wie sie Essies abschließende Bemerkung deuten sollten. »Und viel Glück, Mrs Rivers. Alles Gute.«
»Ich brauche weder Glück noch gute Wünsche«, brummelte Essie, als sie über den in hellen Herbstsonnenschein getauchten Hof eilte. »Ich habe die Geburtstagsmagie auf meiner Seite, das weiß ich genau.«
Dann umarmte sie Lilith und Prinzessin unter einer Flut von Tränen. »Ach, bitte, weint nicht – ich bin glücklich. Ihr seid glücklich. Ihr habt eure FETA-Freunde und seid zu Besuch in unserer Wohnung jederzeit willkommen, das wisst ihr ja. Und schließlich habt ihr die junge Phoebe, die regelmäßig als Friseurin und Astrologin hierherkommt. Und natürlich gehört Rocky als Gärtner jetzt zum Stammpersonal. Die beiden werden euch auf dem Laufenden halten, wie es so schön heißt.«
Lilith und Prinzessin wischten sich die Augen und putzten sich lautstark die Nasen und nickten einhellig. Dann küsste Essie die beiden noch einmal auf die Wangen, und während alle rüstigen Bewohner von Twilights ein recht wackeliges Ehrenspalier bildeten, schritten Slo und sie Hand in Hand auf den Daimler zu.
»So, Schätzchen.« Slo half ihr auf den Beifahrersitz, bewegte sich für seine Verhältnisse recht flink zur Fahrerseite und setzte den Daimler in Bewegung. »Dann wollen wir mal. Ade, Twilights. Hallo, neues Leben. Wenn ich einen Zahn zulege, Schätzchen, sind wir rechtzeitig für ein spätes Mittagessen zu Hause. Ich dachte an Fisch und Chips – zur Feier des Tages.«
»Ach«, seufzte Essie und lehnte den Kopf gegen das alte Leder. »Das wäre himmlisch.«
»Okey-dokey!«, sagte Pauline, »das ist die letzte Dauerwelle heute Morgen. Was hast du noch?«
»Ich muss nur noch hinter Mrs Sibley aufräumen, dann bin ich auch fertig«, antwortete Phoebe, die gerade mithilfe des Kamms sorgfältige Stufen schnitt. »Und ist es für dich auch wirklich okay, wenn ich den ganzen Nachmittag freinehme? Ich meine, samstags ist immer so viel los und …«
»Natürlich ist es okay.« Pauline nickte. »Du kannst so früh gehen, wie du willst. Die anderen Mädchen werden eben ein bisschen schneller machen, falls irgendwelche Last-Minute-Kunden kommen. Es ist ein wichtiger Tag für dich, Phoebe. Du hast ja lange auf diesen Moment gewartet – und so ein Umzug ist doch immer spannend, nicht wahr?«
Spannend? Phoebe war sich nicht sicher, ob das der richtige Ausdruck war. Aber es stimmte, sie hatte auf diese Station ihres Lebens lange gewartet. Und bestimmt würde es wundervoll werden – wenn sich erst einmal alle daran gewöhnt hätten.
»So, bitte schön.« Sie schwenkte den Handspiegel, damit Mrs Sibley ihren Zickzack-Schnitt bewundern konnte. »Todschick.«
»Umwerfend, Phoebe, vielen Dank. Und jetzt ab mit Ihnen – ich weiß ja, dass Sie darauf brennen, bei sich zu Hause klar Schiff zu machen. Es war ja wochenlang Gesprächsthema hier im Salon.«
Phoebe kicherte, als sie Mrs Sibley den erdbeerroten Umhang abnahm und ihr ein paar vereinzelte Haare von den Schultern bürstete. Vor den Kunden von Cut’n’Curl konnte man aber auch kaum etwas geheim halten.
»Schön, dann wäre ich fertig. Ich geh nur eben noch meine Tasche holen, dann bin ich weg. Bis Montag, Pauline – und vielen Dank.«
»Nichts zu danken, meine Liebe.« Pauline bekam feuchte
Augen. »Ich freu mich ja so, dass sich für dich letztlich doch noch alles zum Guten wendet. Du hast dieses Jahr eine echt schlimme Zeit durchgemacht. Jetzt zieh schon los – ab mit dir, bevor ich ganz sentimental werde!«
Phoebe umarmte sie kurz, griff sich ihre Tasche und ihren rosa Pulli und ging.
Während sie auf der High Street von Hazy Hassocks unter dem Laubengang aus Ahornbäumen, die gerade einen lieblichen Farbton herbstlichen Rostrots annahmen, nach Hause ging, klingelte unablässig ihr Handy. Ihre Eltern, Clemmie, YaYa, Amber und Sukie wünschten ihr alle Glück für den Umzug. Sie lächelte vor sich hin. Nicht auszudenken, was los wäre, wenn sie auswandern würde!
Als Phoebe die Abkürzung durch die Gasse neben Big Sava nahm und das letzte Stück des kurzen Weges zur Winchester Road entlangeilte, machte sie einen kleinen Hüpfer und sah
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