Aszendent zauberhaft
begossener Pudel. »Ach, so ein Jammer. Uns ist hier immer so langweilig. Bitte, bitte überlegen Sie es sich noch mal, Phoebe – Sie würden viele einsame alte Herzen sehr glücklich machen.«
»Das ist Erpressung.« Phoebe schmunzelte. »Aber – okay – ich lass es mir durch den Kopf gehen.«
»Jippie! Ach, und nur mal so eine Frage, Sie legen nicht zufällig auch Tarotkarten, oder?«
»Ja, schon, aber …«
»Ach, wir lieben Tarot! Kommen Sie schon, Phoebe. Schlagen Sie es vor, bevor Sie gehen. Sie würden uns so eine große Freude damit machen. Wir wollen doch alle gerne daran glauben, dass wir uns noch auf etwas freuen können, bevor wir, na ja, Sie wissen schon.«
Ach Gottchen – so gesehen, wie konnte sie da Nein sagen?
Während sie Patience und Prudence trocken föhnte, überlegte Phoebe hin und her. Nun, eigentlich könnte sie es ruhig machen, warum eigentlich nicht? Es würde ja niemandem schaden. Auch wenn sie selbst nicht mehr an die Kräfte der Felder und Sternzeichen und anderer blöder Zeichen glaubte, ließen sich damit durchaus ein paar weitere lange einsame Abende füllen.
»Okay«, sagte sie über das Getöse des Föhns hinweg. »Ich werde es vorschlagen.«
Prinzessin klatschte vor Freude in die Hände.
Überraschenderweise wurden Patience und Prudence, nachdem sie getrocknet, ausgekämmt, toupiert und eingesprüht worden waren, vor Begeisterung nahezu redselig.
»Hübsch, hübsch, hübsch«, flöteten sie einstimmig mit ihren hohen Stimmchen. »Die beste Frisur aller Zeiten. Vielen, vielen Dank, Polly.«
Und mit hüpfenden glänzenden Locken hüpften sie Hand in Hand in den Aufenthaltsraum, wo sie von den wartenden Zuschauern mit Entzückensrufen begrüßt wurden.
»So wie das läuft, werden Sie für Tarot kaum Zeit finden«, sagte Prinzessin lächelnd und hüpfte auf den Stuhl, um vor dem Haarewaschen ihre Färbung prüfen zu lassen. »Jedermann und sein Hund wird sich von Ihnen hier die Haare machen lassen wollen. Also gut, Liebes, wenn die Farbe okay ist, dann stutzen Sie mich mal.«
Eine halbe Stunde später betrat Prinzessin unter stürmischem Applaus den Aufenthaltsraum. Ihr rabenschwarzes Haar war nun von Strähnen in verschiedenen Tönen von Blau und Violett durchzogen und zu einer Igelfrisur gestylt.
»Ach du liebe Güte, Honey!« Eine große Dame im smaragdgrünen Kaftan schloss Phoebe in die Arme. »Sie sind ja wirklich ein Ass. Prinzessin sieht bezaubernd aus.«
»Tja, finde ich auch – und ihr gefällt das Ergebnis.« Phoebe entwand sich der Umarmung. »Und das ist ja die Hauptsache. Sie haben ganz Recht – sie sieht toll aus.«
»Ein enormer Erfolg.« Joy Tugwell drängte sich zielstrebig zwischen Phoebe und den Kaftan. »Wunderbar, Polly. Sie müssen unbedingt wiederkommen – bald. Ich habe jede Menge Anmeldungen für Sie. Wie wär’s, wenn wir unsere Terminkalender
abgleichen? Könnten Sie uns, sagen wir mal, zwei Abende die Woche reservieren?«
Phoebe sah Patience, Prudence und Prinzessin durch den Aufenthaltsraum stolzieren wie Diven bei einer Oscar-Verleihung und nickte. Eine neue Frisur hatte genügt, um den dreien frisches Selbstvertrauen zu schenken. Erstaunlich, sie hatte andere Menschen glücklich gemacht. Inmitten all ihres eigenen Unglücks und ihrer Selbstzweifel strahlten ihretwegen nun drei alte Damen von einem Ohr bis zum anderen.
»Zwei Abende? Mit richtigen Terminen? Ich plane gerne sorgfältig. Ja, ich bin sicher, das ließe sich machen. Ich komme wirklich gerne.«
»Enorm erfreulich«, stieß Joy mit gequetschter Stimme hervor. »Mein Männe und ich tun so gut wie alles, um unsere Bewohner glücklich zu machen.«
Phoebe lächelte. »Hmhm, und Prinzessin erwähnte, dass, äh, aufgrund kürzlich eingetretener unglücklicher Umstände, man, ähm, Sie versuchen, hier in Twilights mehr Aktivitäten für die Bewohner zu organisieren. Zusätzlich zu dem Friseurservice hätte ich da vielleicht noch ein oder zwei Vorschläge …«
8. Kapitel
V erflixt noch mal.« Essie sah auf die Uhr. »Schau nur, es ist schon gleich neun. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug, wenn man sich gut amüsiert, findest du nicht? Jetzt komme ich zu spät zurück und habe bestimmt die ganze spannende Friseurgeschichte verpasst.«
»Du brauchst keine neue Frisur, Schätzchen.« Slo wischte mit einer dicken Scheibe Butterbrot die Reste von Pommesfett und brauner Soße von seinem Teller. »Ich mag Mädels mit langem Haar, und deins ist wirklich hübsch.«
»Ist das
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