Aszendent zauberhaft
Sava abbogen. Im Schein der einsamen Straßenlaterne sah man eine lautstarke Bande Jugendlicher in Schlabberklamotten, die sich vom Parkplatz her der Gasse näherten.
Essies Herz begann zu rasen, und ihr Mund wurde trocken. Sie blieb stehen.
»Was ist denn, Schätzchen?«, schnaufte Slo. »Alles in Ordnung?«
Essie konnte nichts sagen. Konnte sich nicht bewegen. Das war doch wohl nicht möglich? Waren das dieselben Jungs?
Nun hatten die Jugendlichen die Gasse erreicht, laut rangelnd und schubsend. Kamen auf sie zu. Drei in einer Reihe.
Sie schnappte nach Luft, spürte, wie ihr Herz wummerte und ihre Hände feucht wurden.
Die Bande war nun dicht vor ihnen. Es war nicht genug
Platz, um aneinander vorbeizugehen. Von Panik überrollt sank Essie an die Wand und fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
Man hörte schallendes Gelächter, einen Fluch, noch mehr Gelächter.
Essie spürte, wie ihre Knie weich wurden, in ihrem Kopf drehte sich alles, ihr Herz raste.
Die Bande war nun auf gleicher Höhe.
»N’ Abend«, sagte einer von ihnen vergnügt, dann teilten sie sich auf und gingen im Gänsemarsch vorbei.
»N’ Abend, Jungs«, antwortete Slo munter, während die Gruppe auf die High Street zusteuerte.
Essie wimmerte und sog japsend die heiße Luft ein.
»Essie? Essie, Schätzchen?«, Slo sah sie eindringlich an. »Herrje, Essie! Bist du krank?«
Essie schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht sprechen. Sie musste tief atmen – das wusste sie. Eins, zwei, drei… einatmen und ausatmen. Ganz langsam.
Allmählich pendelte sich ihr Pulsschlag wieder auf eine halbwegs normale Frequenz ein.
»Mir geht’s gut. Entschuldige.«
Slo hielt ihre Hände in den seinen und sah sie beunruhigt an. »Was war denn los, Schätzchen? Du hast doch nichts mit dem Herzen, oder? Sollen wir uns einen Moment irgendwo hinsetzen? Herrje, Essie.«
Sie lächelte matt und ärgerte sich über ihre Schwäche. »Entschuldige, das war albern von mir. Es war wegen dieser Jungs … Die … die haben mir Angst gemacht.«
»Die Burschen da eben? Die waren doch okay. Wahrscheinlich aus der Siedlung an der Bath Road. Bisschen ungehobelt, aber im Grunde ganz freundlich. Hatten nichts Böses im Sinn. Hör mal, Schätzchen, lass uns hier einen Moment verschnaufen, und wenn du wieder tief durchatmen kannst, setzen wir
uns in den Daimler, und dann erzähl mir bitte, was zum Teufel eigentlich los ist.«
Gegen zehn Uhr abends kehrte Phoebe aus Twilights in ihre Wohnung an der Winchester Road zurück. Sowohl aus dem ersten Stock wie aus dem Erdgeschoss strahlten Lichter in die heiße dunkle Nacht. Da Phoebe ihr Licht immer anließ, um Einbrecher abzuschrecken, nahm sie an, dass Rocky, der anscheinend die meisten Abende auswärts verbrachte, es wohl ebenso gemacht hatte. Nicht, dass er fürchten müsste, ausgeraubt zu werden – Verbrecher waren ja wohl Seinesgleichen.
Es war noch immer genauso heiß wie am Nachmittag, nur dass die Nachtluft noch schwüler und drückender war. Phoebe war viel zu verschwitzt und müde, um das Friseurzubehör auszuladen. Sie beschloss, dies auf den nächsten Morgen zu verschieben, und parkte ihren Wagen hinter Rocky Lancasters gammeligem grünem Kleinbus. Welche unschuldigen wehrlosen Rentner er heute Nacht auch immer zu überfallen gedachte, dachte sie, während sie nach ihren Hausschlüsseln suchte, er geruhte dies offenbar zu Fuß zu tun.
Gott, wie sie ihn verabscheute. Man hätte ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis werfen sollen, für das, was er getan hatte.
Aber abgesehen von der Unannehmlichkeit, dass sie mit Rocky, dem Drecksack, Tür an Tür wohnte, war dieser Abend doch ein echter Erfolg gewesen. Es war ihr gelungen, mehrere sonst womöglich einsame Stunden außer Haus zu verbringen, Prinzessin, Patience und Prudence sehr glücklich zu machen und sich Joy Tugwells begeisterte Zustimmung zu sichern, nicht nur regelmäßig dienstag- und donnerstagabends zu Hausbesuchen zu kommen, sondern überraschenderweise am nächsten Montag auch zu einer ersten Astrologiesitzung.
Außerdem wollte sie in ihrem Freundeskreis verbreiten, dass in Twilights mehr Unterhaltung wünschenswert wäre.
»Ein bisschen Singen und Tanzen und so was würde sie enorm beruhigen. Gute Idee. Ich überlasse das ganz Ihnen. Jedoch, was die Wahrsagerei betrifft, Polly, wollen wir sie aber nicht ermutigen, sich mit Hokuspokus zu beschäftigen, der sie irgendwie aufregen könnte«, hatte Joy laut und gebieterisch gesagt. »Da allerdings
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