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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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getrippelt waren und kundtaten, dass sie ihr drahtiges Grauhaar gleichzeitig gewaschen haben wollten, besann sich Phoebe, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob die Wassertemperatur so angenehm sei, was mit zweifachem kurzen Nicken bestätigt wurde, auf ihre ausgefeilten Fähigkeiten in Sachen Friseur-Smalltalk.
    »Na, haben Sie denn in letzter Zeit mal irgendeinen hübschen Ausflug gemacht?«
    Prinzessin kicherte. Prudence und Patience sagten nichts.
    »Bemühen Sie sich nicht, ihnen irgendwelche Fragen zu stellen.« Prinzessin nickte mit ihrem Kopf voller Folienröllchen wie ein kleiner exotischer Vogel. »Sie reden mit niemandem, nur miteinander. Sonst sagen sie meistens nur Ja und Nein, und das auch nur, wenn es um ihr Wohlbefinden geht. Aber da Sie schon fragen, nein, sie haben keinen hübschen Ausflug gemacht. Niemand von uns. Wir dürfen nicht raus ohne Aufpasser.«
    »Was?« Phoebe konzentrierte sich auf ihre beidhändige Waschmethode. »Nicht mal nach Hassocks?«
    Nun schüttelte Prinzessin den Kopf. »Nein, nicht mal nach Hassocks. Der kleine Tony und die enorme Joy haben uns allen verboten irgendwohin zu gehen – darum ist dieser Friseurbesuch ja auch so ein Ereignis. Da wir hier festsitzen, kommen wir nicht viel unter Leute.«
    Phoebe runzelte die Stirn. Wie scheußlich war das denn?! Wenn man alt war und weggesperrt und überhaupt nichts durfte?

    »Ist das für den Fall, dass Sie, äh …?«
    »Weglaufen und nicht zurückfinden?«, beendete Prinzessin den Satz. »Nö. Wir sind doch nicht bekloppt. Das kommt, weil eine von uns letztes Jahr überfallen wurde – gab jede Menge schlechte Publicity. Die enorme Joy und der kleine Tony haben sich fast in die Hosen gemacht vor Angst, dass die Gemeinde den Laden hier dichtmacht, weil wir nicht ordentlich beaufsichtigt werden. Seitdem ist es hier wie im Gefängnis.«
    Phoebe schwappte Wasser zum Spülen über Patience und Prudence. »Ach, Entschuldigung, sind Sie nass geworden? Öhm, mir ist die Hand abgerutscht.« Sie tupfte beidhändig und sah dann zu Prinzessin hinüber. »Sie waren aber nicht diejenige, die überfallen wurde, oder?«
    »Nein, Gott sei Dank. Eine meiner Freundinnen war es. Gott schütze sie. Aber das hat uns sämtliche Extras vermasselt. Die Tugwells haben inzwischen ein bisschen eingelenkt, und da wir nicht ausgehen können, sind sie bereit, uns als Zugeständnis wenigstens ein bisschen Unterhaltung zu bieten wie diesen Friseurservice und dass Jennifer Blessing uns die Nägel macht und so.«
    Phoebe begann, Festiger in die Zwillingsschädel einzumassieren.
    »Und, ähm, die Dame, die überfallen wurde? Sie hat doch hoffentlich überlebt? Geht es ihr gut?«
    »Aber ja.« Prinzessin schmunzelte. »Quietschfidel. Sie ist heute Abend nicht da, sonst hätten Sie sie persönlich kennengelernt. Sie tanzt aus der Reihe.«
    Aus der Reihe tanzen? Phoebe zog die Augenbrauen hoch. Tanzen … Wie beim Revuetanzen etwa? War das nicht ein bisschen zu schwungvoll für eine alte Dame? Und waren den Twilightern Aktivitäten außerhalb des Heims nicht untersagt? Sehr merkwürdig.

    Prinzessin gluckste. »Mit einem Kavalier.«
    Mit Klavier? Phoebe war nun vollends verwirrt. Hausmusik? Klassik? Jazz?
    Dann lächelte sie. »Ach, ich weiß! Das hat meine Tante auch immer gemacht. Rhythmische Gymnastik! Jede Menge Frauen in Hemdchen und Hosenröcken hüpfen zu Musik im Takt auf und ab und schwenken bunte Bänder. Ich hab Fotos davon gesehen.«
    »Sehr schön, meine Liebe.« Prinzessin sah verdattert aus. »Aber ich hab keine Ahnung, wovon zum Kuckuck Sie reden.«
    »In einer Reihe tanzen mit Klavier.«
    »Ganz wie Sie meinen, Süße. Aber ich hoffe, Essie vergeudet ihren Abend in der Stadt nicht mit solchem Unfug. Sie ist zum Fischessen mit einem Kerl, einem Gentleman, einem Verehrer. Ein Rendezvous, könnte man sagen. Ich weiß nicht, wie ihr jungen Leute das heutzutage nennt. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass dabei einer von beiden mit Bändern herumtanzt.«
    »Ach so, Entschuldigung, das war wohl ein Missverständnis.« Phoebe schüttelte den Kopf über die generationenbedingten Verständigungsschwierigkeiten. »Aber ich dachte, Sie dürfen nicht ausgehen?«
    »Ach, die Tugwells konnten nicht Nein sagen, als er darum gebeten hat, Essie auszuführen, da er zu ihren besten geschäftlichen Kontakten gehört und versprochen hat, sie punkt neun Uhr wieder herzubringen. Schade, dass Sie sie verpasst haben – sie hat noch ein paar andere Aktivitäten

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