Aszendent zauberhaft
außer Rand und Band geratener Flegel gerettet hat, musste ins Gefängnis, während die kleinen Mistkerle, die mich überfallen haben, quasi ungeschoren davongekommen sind!«
Phoebe schluckte. Ach herrje, auch wenn der Richter alles total verdreht hatte, so hatte sie selbst ja wohl einen noch größeren Fehler gemacht.
»Essie war als Zeugin bei meiner Gerichtsverhandlung ganz großartig«, sagte Rocky lachend. »Nachdem ich verurteilt worden war, hat sie den Richter angeschrien – und ihm die Meinung gesagt. Hat ihm noch mal erklärt, was passiert ist. Hat ihm erklärt, er sei ein tatteriger alter Kommunist, ein grenzdebiler engstirniger Oberklassentrottel, war’s nicht so, Essie? Um ein Haar hätte man auch sie noch eingesperrt.«
»Idioten! Missachtung des Gerichts hieß es. Missachtung beschreibt nicht mal annähernd, was ich für diese Bande empfunden habe. Eine verfluchte Schmierenkomödie war das, und das hab ich auch gesagt.« Essie sah Phoebe scharf an. »Aber es überrascht mich, dass Sie davon gar nichts wussten, meine Liebe. Wo Rocky doch Ihr Nachbar ist und so.«
»Phoebe hatte zu der Zeit andere Dinge im Kopf«, warf Rocky ein, ehe sie etwas sagen konnte. »War eine Menge los in ihrem Leben. Langweilige Gerichtsreportagen im Winterbrook Advertiser zu lesen, stand nicht sehr weit oben auf ihrer Liste interessanter Beschäftigungen. Außerdem muss man der Fairness halber erwähnen, dass ich auf meinen Flügen so oft
längere Zeit nicht zu Hause war, dass ihr meine Abwesenheit wahrscheinlich kaum aufgefallen ist.«
Phoebe nickte reumütig. Ach herrje.
»Und natürlich ist Rocky nur ein lebenslanger Spitzname, sodass viele Leute vermutlich gar nicht gemerkt haben, dass es um mich ging, als vor Gericht und in den Zeitungen mein richtiger Name genannt wurde.«
Phoebe nickte wieder. Wie sie sich gedacht hatte, wurde ja wohl niemand auf den Namen Rocky getauft. »Wie heißen Sie denn wirklich?«
»Ist nicht wichtig.«
»Ist es doch. Ich finde, das sind Sie mir schuldig.«
»Ich bin Ihnen gar nichts schuldig.«
»Kinder!« Essie strahlte die beiden erheitert an. »Nicht Streiten beim Spielen. Und sag ihr deinen Namen, Rocky. Er ist sehr hübsch.«
Rocky antwortete mürrisch: »Avro.«
»Avro?« Phoebe rümpfte die Nase. »Das ist ja noch ulkiger als Rocky.«
»Vielen Dank auch.«
»Sie sind zu jung, um die Verbindung herzustellen«, sagte Essie vergnügt. »Man muss den Nachnamen dazunehmen – Avro Lancaster -, so hieß ein ganz großartiges Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. Rockys Eltern waren anscheinend Flugzeugfans.«
»Richtige Freaks«, brummelte Rocky. »Haben sich bei einem Flugzeugbeobachtungs-Club kennengelernt. Ich glaube, ich wurde auf Biggin Hill gezeugt.«
»Sind Sie deshalb Steward geworden?«, fragte Phoebe unschuldig. »Lag das in den Genen?«
»Nein, lag es nicht! Außerdem schweifen wir vom Thema ab.«
»Stimmt«, pflichtete Essie ihm bei. »Und ich möchte nicht, dass ihr zwei euch in meinem Appartement wie Hund und Katze zankt, nein danke. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, warum Phoebe nichts von unseren Gerichtsverhandlungen mitbekommen hat.«
Rocky, dachte Phoebe, sah richtig angefressen aus, dass er so viel von sich preisgegeben hatte. Ha! Gut!
»Aber warum hat Mindy mir nichts erzählt?«
»Ach Mindy, die gute Mindy.« Rocky zog die Augenbrauen hoch. »Tja, sie hat sich so geschämt, einen gewalttätigen Knastbruder zum Freund zu haben, dass sie es keiner Menschenseele erzählt hätte, schon gar nicht denen, die noch nichts davon wussten. Und Sie dachten bestimmt – weil Sie unsere Kräche mit angehört haben -, dass ich im Gefängnis war, weil ich sie misshandelt hätte, stimmt’s?«
»Tja nun …« Phoebe merkte, wie sie rot anlief. »Ja, aber …«
»Ich habe sie nie grob angefasst. Niemals. Ich bin alles andere als gewalttätig. Vor Essies Überfall habe ich in meinem ganzen Leben noch niemanden geschlagen – abgesehen von harmlosen Schulhofraufereien. Ich würde nie eine Frau schlagen, das könnte ich gar nicht, egal wie sehr sie mich provoziert. Und Mindy hätte sogar einen Heiligen provozieren können. Wie auch immer, der Airbuspilot war nicht Mindys erster, ähm, Seitensprung. Deshalb hatten wir ja auch ständig Streit. Mindy wollte schon immer hoch hinaus. Irgendein Kerl mit Joystick – das war Mindys Motto.«
Phoebe stieß die Luft aus. Ach du liebe Güte …
»Aber warum zum Teufel haben Sie mir das nicht gesagt? Warum haben Sie mich in
Weitere Kostenlose Bücher