Aszendent zauberhaft
atemberaubend aussah, tauchte mit einem großen Pappkarton in den Händen neben ihr auf. »Da du dir offenbar nicht wie alle anderen hier die Finger wund arbeitest, könntest du doch vielleicht deine Zwangsneurose mal nutzbringend zum Einsatz bringen und mir ein bisschen zur Hand gehen?«
»Nö.« Phoebe grinste. »Wie ich eben schon der enormen Joy erklärt habe, sitze ich einfach nur hier und konzentriere mein Karma, um mich auf meine Rolle als Madame Suleika vorzubereiten.«
»So ein Quatsch. Dein Karma ist völlig in Ordnung. Ich weiß, dass du eine Hexe bist – also stell deinen Besen weg, konzentrier dich auf deine organisatorischen Kräfte, und hilf mir, diesen Trödelschnickschnack irgendwie sinnvoll anzuordnen.«
»Okay.« Phoebe schälte sich von der Bank und schlenderte neben ihm durch die sonnenüberfluteten Grünanlagen. »Ach, hast du schon mal von Jezebel McFrewin gehört?«
»Nein. Ach, äh, doch. Hat die nicht ›Abbitte‹ geschrieben?«
»Das war Ian McEwan.«
»Ach ja, richtig. Dann nicht. Warum?«
»Weil sie heute als Promi das Fest eröffnet und ich auf sie aufpassen soll, aber ich glaube nicht, dass ich sie erkenne und – oh, toller Standplatz. Deine Bude ist direkt neben dem Teezelt. Die Massen werden sturzbetrunken dort herausströmen und direkten Weges zu dir torkeln. Da wirst du den ganzen Nachmittag alle Hände voll zu tun haben – keine Chance auf ein Päuschen.«
»Vielen Dank.« Rocky ließ den Karton ins Gras plumpsen. »Ich freu mich schon unheimlich darauf, stundenlang in tropischer Hitze herumzustehen und einen Haufen Ramsch an Leute zurückzuverkaufen, die den Kram vorher wahrscheinlich selbst gespendet haben.«
»Eine der enormen Freuden eines ländlichen Festes.« Phoebe kramte in der Kiste. »Mensch, was ist das denn? Und dies? Und was zum Donner soll man mit dem hier anfangen?«
»Verstehst du jetzt, was ich meine?« Schulterzuckend griff sich Rocky eine weitere Handvoll zweifelhafter Objekte. »Wie soll ich dieses Zeug hier denn irgendwie ansprechend präsentieren?«
Phoebe besah sich die zahlreichen anderen Stände, alle von kleinen Gruppen begeisterter Twilighter und deren zu Besuch gekommenen Verwandten ähnlich dekoriert. Welch ein Jammer, dachte sie, dass Essie heute niemanden von ihrer Familie zur Unterstützung dahatte. Oder recht bedacht, so wie Essies Familie war, wohl doch kein Schaden. Essie war ohne ihre Kinder eindeutig besser dran.
Immerhin wussten sie und Rocky nun, warum Essie in Twilights eingekerkert war. Essies Kinder waren ja wirklich abscheulich gewesen: hatten ihr das Zuhause gestohlen, waren
nicht einmal nach ihrem Zusammenstoß mit den Rowdys gekommen, um nach ihr zu sehen, sondern erst wieder aufgetaucht, um ihr die letzten Spargroschen aus dem Kreuz zu leiern.
Nach dieser Geschichte war Phoebe mehr denn je wild entschlossen, alles zu tun, um Essie glücklich zu machen.
»Nach einer kurzen visuellen Marktanalyse«, sagte sie, »glaube ich, dass alle anderen ihre Stände im kunterbunten Wühltischdesign gestalten. Da du den ganzen Ramsch gekriegt hast, den sonst keiner wollte, würde ich es an deiner Stelle vielleicht mit einem etwas strukturierteren Ansatz versuchen. Auf diese Weise kannst du immerhin verrückte alte Vogelscheuchen wie die Banding-Schwestern und Gwyneth Wilkins davon abhalten, schultertief in den Sachen herumzukramen. Also, wenn wir das ganze Geschirr hierherstellen … und den Nippes auf diese Seite und dann …«
»Ich wusste, dein zwanghafter Ordnungstrieb würde sich eines Tages doch noch als nützlich erweisen«, sagte Rocky grinsend. »Es erstaunt mich nur, dass du noch keine Draufsicht-Skizze mit drei Listen erstellt hast.«
»Methodisch vorzugehen, hat noch nie geschadet!« Phoebe streckte ihm die Zunge heraus. »Du hast um Organisation gebeten, und die bekommst du auch. Also lass uns logisch vorgehen, bevor der kleine Tony uns alle in den Wahnsinn treibt, indem er die Lautsprecheranlage mit ›Summer Holiday‹ testet.«
Wie aufs Stichwort dröhnte verzerrt ein Klangfetzen von »The Floral Dance« aus der Beschallungsanlage. Sie sahen einander an und lachten.
»Jetzt weiß ich ganz sicher, dass ich auf einer Berkshire-Fete bin.« Schmunzelnd versuchte Rocky, zwei Charles-und-Diana-Tassen (leicht angeschlagen) und einen einohrigen Bakelit-Affen möglichst ansprechend aufzustellen. »Sie spielen immer
verkratzte Aufnahmen grafschaftstypischer Lieder. Wahrscheinlich dudelt als Nächstes ›An English Country
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