Aszendent zauberhaft
eine waschechte Wahrsagerin aus.
Sie lachte. Sie freute sich wirklich darauf. Freute sich darauf, sich zu verkleiden und beim Sommerfest mitzuwirken. Freute sich darauf, Vorhersagen zu machen und Horoskope zu deuten und Tarotkarten zu legen. Mensch, zweieinhalb Monate nach der Hochzeit-die-nie-stattfand und dank Essie gewann sie vielleicht doch allmählich ihr Selbstvertrauen zurück.
»Hier bitte!« Sie trat aus der Terrassentür. »Wie findet ihr das?«
»Ach Phoebe.« Essie machte ein Gesicht, als kämen ihr gleich die Tränen. »Du siehst sensationell aus, Liebes. Absolut sensationell. Du wirst hinreißend sein.«
»Oh, eine echte Augenweide, aber hallo!«, sagte Slo mit auf
und ab wackelnder Zigarette im Mund. »Hübsch. Wirklich hübsch.«
Phoebe wirbelte im Kreis herum.
»Sehr schön«, tönte Rockys Stimme oben vom Balkon. »In der Tat, sehr, sehr schön. Wie eine Hippie-Rock-Braut. Steht dir gut.«
Phoebe unterbrach den Tanz und reckte errötend den Hals nach oben. »Oh! Ich hab dich gar nicht heimkommen hören. Das ist hier keine öffentliche Vorführung.«
»Hallo Rocky – nein, die öffentliche Vorführung kommt erst am Montag.« Essie blinzelte kichernd hinauf. »Das ist ihr Madame-Suleika-Wahrsage-Kostüm. Herrlich, nicht wahr? Und außer zur Sneakpreview hat Phoebe uns auch noch zum Lunch eingeladen. Ist sie nicht lieb?«
»Sehr. Nett, dich zu sehen, Essie, ach, und Mr Motion. Ähm, Phoebe, es ist wohl nicht zufällig noch etwas zu essen übrig? Ein paar Mundvoll für einen hart arbeitenden Gärtner, der vom Kochen nicht viel versteht und es satt hat, sich nach der Heimkehr in eine leere Wohnung wieder nur ein Fertiggericht in die Mikrowelle zu schieben?«
»Spar dir die rührselige Geschichte.« Phoebe lächelte. »Es ist noch jede Menge da. Sag bloß nicht, du wärst mal wieder am Verhungern.«
»Bin ich ständig, dieser Tage. Hab scheinbar zu meinem Appetit zurückgefunden. Ist das also eine Einladung, mich dazuzugesellen?«
»Ja.«
»Spitze. Ich hol mir nur eben noch ein paar Bier, dann komm ich runter.«
Es dauerte keine zwei Minuten und Rocky kam die Treppe heruntergepoltert und zog sich einen zusätzlichen Stuhl heran.
»Bedien dich.« Phoebe schmunzelte. »Ach, hast du ja schon.«
Sie lehnte sich zurück und beobachtete zufrieden, wie Rocky aß, während Slo und Essie an ihren Getränken nippten und leise plauderten. Drei Menschen, die sie erst seit ganz kurzer Zeit kannte, die aber nun zu einem Teil ihres Lebens geworden waren. Ihres neuen Lebens. Ihres Lebens ohne Ben.
»Verdammt fantastisch«, seufzte Rocky, nachdem er alles verputzt hatte, was noch auf dem Tisch gewesen war. »Du bist ein Schatz, Phoebe. Vielen Dank! Als Revanche musst du dich mal zu einem meiner Mikrowellen-Specials einladen lassen. Oder vielleicht zu Spaghetti Bolognese – das kann ich. Aber«, er senkte die Stimme und nickte zur anderen Seite des Tisches hinüber, »was machen die beiden denn hier? Zusammen?«
»Psst!« Phoebe schüttelte den Kopf. »Hör mal, warum hilfst du mir nicht, den Tisch abzuräumen?«
»Wie? Ach so, ja, richtig.«
Rasch stapelten sie sämtliche Teller und leere Verpackungen auf das Tablett.
»Ich mach uns nur eben noch einen Krug Limonade mit Eis«, sagte Phoebe, als Rocky das Tablett hochhob. »Bin gleich wieder da.«
»Also, was ist los?«, fragte Rocky, während er fachmännisch die Reste in Phoebes Mülleimer kratzte und das Geschirr ordentlich in die Spülmaschine räumte – und dabei deutlich all die Fertigkeiten unter Beweis stellte, die er während seiner Zeit als Flugbegleiter erworben hatte. »Wieso …«
Rasch erzählte Phoebe ihm die ganze Geschichte.
»… und wegen der geheimen Geburtstagsmagie weiß ich, dass Slo der Richtige für sie ist. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er das auch schon weiß. Hör mal, wäre es nicht wirklich schön, wenn die beiden zusammenkämen? Und ihren Lebensabend miteinander verbringen könnten?«
»Ja, natürlich. Das wäre toll. Aber …«
Phoebe schmunzelte. »Nun, ich dachte, da ich schon als Madame Suleika verkleidet bin und wir ein ideal geeignetes Paar haben, um den geheimen Geburtstagszauber der Roma auszuprobieren, wäre es doch ein Jammer, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.«
»Das kannst du doch nicht machen!«, widersprach Rocky und riss erschrocken die Augen auf.
»Warum nicht? Es wäre doch wunderbar, wenn es funktioniert – Essie hat mir erzählt, dass sie einen Teil der Formel bei Slo
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