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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Gelegenheit, seine chirurgischen Techniken einzuüben, doch als es darum ging, eine passende Spenderin für eine Empfängerin zu finden, mußte er sie aus einer viel größeren Population aussuchen.«
    »Warum?« fragte Miles.
    »Die Wahrscheinlichkeit. Bei Spenderorganisationen müssen Tausende – Zehntausende – möglicher Spender erfaßt sein, damit man bei denen, die Organe oder Gewebe brauchen, genaue Übereinstimmungen findet. Nachdem der Mörder Rosalind May entführt hatte – seine vorgesehene Empfängerin –, mußte er ihr Gewebe testen und dann eine Spenderin im richtigen Alter finden, bei der diese Übereinstimmung vorliegt. Die zweieinhalbtausend Frauen bei EROS stellen eine viel zu kleine Gruppe dar, um so eine Übereinstimmung zu bekommen. Im Prinzip braucht er sogar ein Gewebespenderregister. Zum Beispiel eins für Knochenmark. Die Transplantationsorganisationen listen Menschen auf, die Organe brauchen , keine, die sie spenden wollen. Und die Führerscheincomputer listen vielleicht Organspender auf, enthalten aber nicht unbedingt die medizinischen Informationen, die der Mörder braucht.«
    »Wo findet er also so eine Gruppe?« fragte Miles.
    Drewe zuckte mit den Achseln. »Eine rechtmäßige Gewebespenderorganisation, oder Spender, die von Blutbanken aufgenommen werden. Das sind die einzigen Datenbanken, in denen er die medizinischen Informationen findet, die er braucht.«
    Während Miles darüber nachdachte, sah Drewe mich an, als wartete sie darauf, daß ich etwas sagte. Als ich das nicht tat, schaute sie Miles an. »Wir müssen das FBI darauf hinweisen«,sagte sie, »daß es Gewebespenderregister überprüfen soll.«
    Er sah mich an. Es war offensichtlich, daß er sich nicht mit der Vorstellung anfreunden konnte, mit dem FBI Kontakt aufzunehmen.
    »Können wir das nicht anonym machen?« fragte ich sie.
    Sie seufzte laut, holte dann ihre Schlüssel aus der Tasche und ging. Die Haustür fiel mit einem lauten Knall ins Schloß.
    Auf meine Bitte hin erklärte Miles sich bereit, Drewes Theorie zusammenzufassen und heimlich in den Quantico-Computer einzugeben. Ich schlug vor, die Nachricht über einen anonymen Remailing-Service zu schicken, doch Miles war der Ansicht, daß es dem FBI gelingen könnte, uns über den Operator zu erwischen, falls es nur genug Druck ausübte.
    Später an diesem Tag kam es zu einem längeren Streit zwischen uns, ob nun Brahma tatsächlich auf Lenz hereingefallen war oder ihn nur zum Narren hielt. Ich war der Ansicht, einen gewissen trockenen Humor in »Maxwells« Gesprächen mit »Lilith« entdeckt zu haben. Das meiste davon war von so subtiler Zweideutigkeit, daß man sich tatsächlich darüber streiten konnte, doch ich hielt es für bedeutsam. Seit Miles mich auf »Maxwells silbernen Hammer« und »Levon« hingewiesen hatte, wurde ich den Eindruck nicht mehr los, daß Brahma nur mit uns spielte. Nicht nur mit Lenz, sondern mit allen, die die Hybris hatten, sich mit ihm messen zu wollen.
    Miles hingegen war der Ansicht, daß Lenz ganz ordentliche Arbeit leistete, wenn man bedachte, unter welchem Zeitdruck er stand, und wies mich darauf hin, daß es mir noch nicht gelungen war, Brahma auch nur eine einzige Gesprächszeile zu entlocken. Um die Angelegenheit zu beschleunigen, hatte er seinen Laptop in den vorderen Raum getragen und, während als Zugabe auf A&E Thomas Crown ist nicht zu fassen lief, ein Suchprogramm eingehämmert, das auf Brahmas gebräuchlichste Redewendungen ansprach. Er behauptete, es würde Brahma online ausfindig machen, ganz gleich, welches Pseudonym er benutzte, und behielt recht damit. Doch dasProgramm konnte ihn nicht dazu bewegen, eine Konversation mit mir zu beginnen.
    Die Polizei überwachte weiterhin unser Haus, und am dritten Tag bekamen wir allmählich den Rappel. Miles beharrte darauf, daß mein Telefon abgehört wurde. Und es genügte ihm nicht, daß er im Haus blieb. Er bestand darauf, daß ich alle halbe Stunde ein Fenster auf jeder Seite des Hauses kontrollierte und auch gelegentlich das Haus verließ, um den Anschein von Normalität zu erwecken. Ich sah die Notwendigkeit ein, doch es ging mir gewaltig auf den Senkel, ständig von meinem Computer aufzuspringen, während er wie ein arabischer Potentat im Sessel hockte und sich die Höllenfahrt der Poseidon ansah.
    Doch für ihn war es noch viel schwerer als für mich. Er hatte Drewe versprochen, daß er beim ersten Anzeichen von Ärger verschwinden würde, und ich wußte, daß er es ernst

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