@ E.R.O.S.
oder von der eines Partners?
ERIN>
Sowohl als auch.
MAXWELL>
Dein Ehemann erlaubt nicht, daß du deine Vergangenheit vergißt?
ERIN>
Richtig.
MAXWELL>
Du hattest viele Abenteuer?
ERIN>
Viele Liebhaber.
MAXWELL>
Von jung an?
ERIN>
Seit meinem vierzehnten Lebensjahr.
MAXWELL>
War der erste ein Mann oder eine Frau?
ERIN>
Ein Mann. Bedauerlicherweise fühlte ich mich nie von Frauenkörpern angezogen.
MAXWELL>
Du hast diese vielen Liebhaber genossen? Oder ihnen lediglich erlaubt, Vergnügen an dir zu finden?
ERIN>
Ich habe früh gelernt, selbst Vergnügen zu finden und es zu geben. Ich hatte keine Hemmungen. Ich habe Männer schockiert, ihnen angst gemacht. Männer phantasierenvon lüsternen Frauen, aber wenn sie einer begegnen, sind sie vor Angst wie gelähmt.
MAXWELL>
Kannst du das genauer ausführen?
ERIN>
Männer mögen Frauen, die leicht zu haben sind, solange sie sie im Geiste als Schlampen oder Huren einordnen können. Aber eine überaus sexuell aktive Frau, die wunderschön ist und sich ihre Männer aussuchen kann, paßt nicht in diese puritanische Gleichung. Und wenn sie auch noch intelligent ist, wird sie gefürchtet und dementsprechend gehaßt.
MAXWELL>
Deine Sichtweise fasziniert mich.
ERIN>
Die bittere Frucht der Erfahrung.
MAXWELL>
Du hast nie einen Mann gefunden, der dir das Verständnis entgegenbrachte, das du brauchst?
ERIN>
Ich dachte einmal, ich hätte einen gefunden. Aber ich habe mich geirrt.
MAXWELL>
Wer war er?
ERIN>
Ich habe jetzt nicht die Zeit, dir diese Geschichte zu erzählen. Es ist schon später, als ich dachte. Ich muß jetzt abbrechen. Ich habe unser Gespräch genossen. Leb wohl.
MAXWELL>
Bitte warte. Würdest du mir eine Frage beantworten, bevor du gehst?
ERIN>
Wenn sie sich schnell beantworten läßt.
MAXWELL>
Du hast gesagt, in deinen Adern fließt französisches und englisches Blut. Und auch, daß du im Sommer braun wirst. Daraus schließe ich, daß du eher dunkler als hellhäutig bist. Zeigt sich der englische Nationalcharakter irgendwo sonst in deiner Familie? Sehr helle Haut, meine ich.
Brahmas Interesse an Haut kam mir allmählich pathologisch vor. Ich wollte schon wahrheitsgemäß antworten
– Erin hat einen dunklen Teint –, als mich irgend etwas davon abhielt. Alle von Brahmas Opfern außer einem – der Inderin
– waren hellhäutige Weiße gewesen.
ERIN>
Was für eine seltsame Frage. Nun, eigentlich bin ich eher hell als dunkel. Ich habe eine Schwester mit einer Pfirsichhaut, und ich bin nur eine Spur dunkler. Es ist nur so, daß ich im Sommer braun werde und keinen Sonnenbrand bekomme. Das ist ein schöner Bonus.
MAXWELL>
Danke.
ERIN>
Leb wohl.
MAXWELL>
Au revoir.
»Du hast das genau richtig gemacht«, sagte Miles hinter mir. Die synthetisierten Stimmen hatten ihn von seinem Thron im Wohnzimmer hierher gelockt. »Hinterlasse einen guten Eindruck und verschwinde dann wie die Cheshire-Katze bei Lewis Carroll. Du solltest Lenz Unterricht erteilen.«
»Das wird die Zeit erweisen.«
»Wie bist du auf diese Sache mit der ›weiblichen Seele‹ gekommen?«
»Keine Ahnung. Ich habe versucht, mich in Erins Kopf zu versetzen. Als er mich fragte, wonach ich suche, kam mir das genau richtig vor.«
»Das war es auch. Perfekt.«
Miles griff nach den Ausdrucken und überflog sie. »Was ist das denn hier? Jetzt klaust du auch noch von Anzeigen für Haartöner?« In einem schrecklichen französischen Akzent gurrte er: »Hasse mich nicht, weil ich wunderschön bin.«
»Denke an Erin. Eins setzt sich über alles hinweg, ihre Schönheit. Sie ist der zentrale Bestandteil ihres Lebens. Sie hat ihren gesamten Charakter geformt. Aber für sie – innerlich – muß sie nichts bedeuten. Verstehst du? Ich meine, nichts und doch alles, gleichzeitig. Genau wie mit deiner Klugheit.«
Miles fuhr sich mit einer Hand über seinen Bürstenschnitt. »Zumindest hatte ich in einer Hinsicht recht.«
»In welcher?«
»Du schaffst es. Du hast ihn für dich interessiert.«
»Ein Gespräch ist gar nichts, und das weißt du auch.«
»Oh, es ist doch etwas. Er mag dich.«
»Du meinst, er mag Erin.«
Er warf einen Seitenblick auf mich. »Wenn du es sagst.«
»Was soll das denn heißen?«
»Das heißt, du kannst glauben, was du willst, aber Erin Anderson – ich meine Graham – hätte diese Konversation nicht schreiben können, und wenn ihr Leben davon abhängen würde. Ich meine, sie mag vielleicht so empfinden , könnte diese Gefühle aber niemals ausdrücken.
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