@ E.R.O.S.
klar, wie verletzbar ich geworden war. Aber sie wußte auch von der Sinnlosigkeit, einen Mann zu überzeugen, daß er seine Zuneigung der Falschen schenkte. Wie viele Ehefrauen haben ihre Männer überzeugen können, daß sie die vollbusige Sekretärin gar nicht lieben? Ein ziemlich vergebliches Unterfangen. Kali kam zum Schluß, die Wirklichkeit solle mich die erforderliche Lektion lehren. Ein Anflug von Zen für den Meister, verstehen Sie?
Offensichtlich war sie der Auffassung, sie würde mit der Gewalt, die uns nach unserem Eintreffen hier erwartete, schon fertig werden. Ich hatte keine Ahnung, was gespielt wurde. Ich wollte Erin unter dem Vorwand entführen, sie sei eine Spenderin, und dann – falls sie sich als die Frau erwies, die ich mir erhoffte – später eine Möglichkeit finden, sie von Kali zu trennen.
Da Ihr Haus so abgelegen ist, erwies die Überwachung sich als Problem. Ein Blitzüberfall war die einzige Möglichkeit. Ich betrat das Haus allein, wollte Erin sofort unter Beruhigungsmittel setzen, damit es gar nicht erst zu Problemen kommen konnte. Aber als ich sah, wie wunderschön sie in Wirklichkeit war – die echte Erin –, mußte ich sprechen. Ichwar überzeugt, daß sie mich nach unserem Gespräch als das erkannt hätte, was ich bin. Ihr dunkler Prinz. Aber es war genau wie bei Karin Wheat. Erin hatte natürlich schreckliche Angst. Sie hatte keine Ahnung, wovon ich sprach, doch ihr Entsetzen maskierte diese Tatsache. Ich weiß noch immer nicht, was sie hier zu suchen hatte. Das Schicksal nimmt so eine Sache manchmal selbst in die Hand. Ich versuchte, sie zu beruhigen, aber es war sinnlos. Dann ...«
Plötzlich ging Berkmann im Büro hin und her wie ein Filmregisseur, der eine Szene einstudiert. »Statt draußen zu warten, hatte Kali hinter der Tür gelauscht. Sie kam mit ihrem Messer in der Hand hereingestürmt und schrie mich an. Ob ich nicht einsehe, was für ein Narr ich sei? Und so weiter. Doch als sie dann Erin sah – die Frau von dem JPEG-Foto, das Sie mir geschickt haben –, hörte sie auf zu schreien. Sie war wohl genauso verwirrt wie ich. Ich stellte mich zwischen die beiden, versuchte, Kali zu beruhigen. Ich sagte, wir sollten Erin mitnehmen. Kali fügte sich. Dann sagte sie, ich solle Erin mit einem Pfeil außer Gefecht setzen. Ich zielte mit der Waffe auf sie, konnte aus irgendeinem Grund aber nicht schießen. Das war das Ende. Kali griff Erin kreischend an. Erin lief zu dem Schwert an der Wand. In diesem Augenblick schoß ich, in der Hoffnung, wenn ich Erin auf diese Weise ausschaltete, könnte ich verhindern, daß Kali sie tötet. Aber mittlerweile war sie ein bewegliches Ziel. Der Pfeil traf nur ihre Schulter.«
Berkmann bewegte sich schneller, wirbelte herum wie ein Choreograph, machte Finten und sprang mit natürlicher Anmut hin und her. »Kali versuchte, um mich herum zu kommen, aber ich stellte mich ihr in den Weg. Sie traf mich mit ihrem Messer, und ich ging zu Boden.« Er warf sich hin, rollte sich ab und ging in die Hocke. »Beide Frauen schrien. Erin hatte Kali bereits zweimal mit dem Schwert getroffen.« Berkmann sprang in die Mitte des Büros, wo sich am Vorabend der blutige Kreis der Fußabdrücke gefunden hatte. »Hier kämpften sie. Es war großartig! Eine Szene, die einesMichelangelo würdig gewesen wäre. Die Frau aus der westlichen Welt, untrainiert, aber genetisch überlegen und mit einem Schwert bewaffnet. Die Frau aus dem Osten, eine perfekte Mordmaschine, nur mit einem Messer bewaffnet. Es geschah, während ich einen zweiten Pfeil aus dem Behälter in meiner Tasche in die Waffe lud. Kali stach immer wieder zu, doch Erin wehrte jeden Stich ab, parierte wie eine Fechterin. Sobald ich ein festes Ziel hatte, schoß ich den Pfeil in Kalis Rücken ab.«
Berkmann machte mit Lippen und Zähnen pffft . »Es war ein Fehler. Der Schuß überraschte beide Frauen. Dann holte Kali zum tödlichen Stich aus, und Erin durchbohrte sie. Sie standen beide verschränkt da, wie sich umarmende Liebhaberinnen, und ich dachte, der Kampf sei beendet. Dann grub Kali ihr Messer in Erins Rücken. Erin gelang es noch, sie zurückzustoßen, und brach dann ebenfalls zusammen.«
Berkmann zuckte, um den Höhepunkt des Duells nachzuahmen, und verharrte dann, die Knie leicht gebeugt, wie ein verrückt gewordener Fred Astaire, der in die Kamera schaut, während er eine unsichtbare Partnerin fallen läßt. »Sie starb in meinen Armen, Harper. Leid und Mitleid.«
Als hätte jemand
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